Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Pferd kann ein treuer Gefährte sein“, sagte Braccas. „Und wenn jemand seines Weges gänzlich sicher sein will, ist ihm zu raten, zu Hause zu bleiben, denn auch die eigenen Füße können einen in die Irre und so manch ungewolltes Abenteuer führen.“
Gegen Mittag, als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, wurden sie durch den Verlauf des Weges, den sie beritten, ein wenig nach Süden abgedrängt. Wenn sie sich daraufhin nach rechts umwandten und geradewegs in jene Himmelsrichtung schauten, fiel ihnen auf, dass das Gelände dort von niedrigerem, gelblichem Gras bewachsen war und insgesamt weniger üppig und prächtig wirkte. Braccas erklärte, dass sich dort die nördlichen Ausläufer des weiten Steppenlandes befanden, welches von Frühjahr bis Herbst gnadenlos von der Sonne verbrannt wurde und sich nach Westen bis an die Ostgrenze Rhodrims erstreckte.
Einige Zeit darauf wurden ihre Pferde plötzlich sehr unruhig und beschleunigten die Schritte ihrer Hufe aus eigenem Antrieb heraus. Als die Reiter sich umsahen, erblickten sie südlich einen kargen Hügel, auf dem eine ganze Reihe von vierbeinigen Geschöpfen stand und furchtlos Ausschau hielt. Soweit zu erkennen war, ähnelten die Tiere Hunden oder Wölfen, auch wenn sie sich von jenen dennoch unterschieden.
„Das sind Dingos“, erklärte Dwari, „die gefährlichsten und erfolgreichsten Räuber dieser Gegend. Glücklicherweise meiden uns Zweibeiner normalerweise, da sie um unsere Waffen wissen. Sie sind ausdauernd und schlau, und obwohl sie von ihrem Aussehen her eher Hundenähneln, lassen sie sich doch, ähnlich wie Wölfe, niemals zu Haustieren zähmen. Andererseits gelten sie seit jeher als Freunde und Begleiter der Oger und standen diesen sogar in deren Kriegen gegen die Elben bei.“
Nach jenen Worten des Zwerges waren besonders die jüngeren unter den Menschen froh, als sie das Rudel nach einer Weile in einem sicheren Abstand hinter sich gelassen hatten.
Die Mittagsstunde war kaum vergangen, als die Menschen und der Zwerg begannen, ein stetig lauter werdendes Rauschen zu vernehmen. Unverkennbar handelte es sich hierbei um die andauernden, weichen Laute, welche schnell fließendes Wasser verursachte.
Bald darauf stellten sie fest, dass der grüne, samtige Teppich unter ihnen plötzlich niedergetreten war und etliche Abdrücke von Stiefeln, Hufen und blanken Füßen auf dem Untergrund sichtbar wurden. Weiterhin erkannten sie, dass sich jenseits dieser Stelle ein Weg, der breiter war als der ihrige, nach Süden hin fortsetzte. Sie hatten nun jenen Punkt erreicht, an dem sich der Pfad, den sie von Nordwesten her kommend beritten hatten, mit der Ostpassage vereinte.
Die Ostpassage – so wurde von den Menschen Rhodrims jener straßenähnliche Weg genannt, welcher Luth Golein als äußerste Siedlung des Fürstentums mit den Landen der östlichen Wildnis verband. Hierzu führte sie auf einer beinahe geraden Strecke quer durch das Steppenland und hielt sich die meiste über parallel zum großen Fluss Barno. In früheren Zeiten wurde sie oft von den Lindar Ganúviels, die in den südlich anliegenden Leuchthainen lebten, benutzt, wenn diese ihre Verwandten im Westen besuchten oder aber in die andere Richtung zogen, um die Gebiete jenseits des Filidël zu erforschen. Dieser Tage jedoch wurde sie weitaus seltener begangen und war keineswegs mehr ungefährlich, denn neben so manchen hungrigen Kreaturen streiften oftmals auch gemeine, menschliche Piraten, die im Süden Arthiliens hausten, umher und lauerten mit Vorliebe auf unbedachte Abenteurer oder geschäftsreisende Menschen und Zwerge. Irgendwann schlug die Ostpassage dann eine Kehre nach Norden, um sich der Furt der Sturzflut zu nähern. Da jene auf vielen Meilen die beste Gelegenheit war, den reißenden Strom zu überqueren, wurde der Punkt, an dem sich die Gefährten nunmehr befanden, stets von allen möglichen Wesen benutzt.
Die letzte Wegstrecke, die sie nunmehr noch von dem Übergang trennte, war breit getreten und gut ersichtlich. Dies war ihnen nicht unangenehm, denn allzu oft hatten sie sich während der letzten beiden Tage durch pfadlose, mannshoch gewachsene Gräser und ganze Wälder von teilweise dornigen Büschen schlagen müssen. Das Gelände stieg noch einmal für einige Zeit leicht an. Als sie dann aber im leichten Trab die Kuppe der Böschung erreichten, sahen sie unter sich das Land steil abtauchen, bis es nach wenigen Schritt auf den breiten Flusslauf stieß. Das Bett des
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