Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Leuchte reichte. Dwari, der indessen von Arnhelms Pferd, auf dem er während dieses Tages gesessen hatte, herunter gesprungen war, bedankte sich mit einem tiefen, gemurmelten Laut. Mit der Fackel in der Hand untersuchte er nun den mit Laub und vielen Steinchen bedeckten Boden.
„Offensichtlich ist seit langer Zeit niemand mehr hier gewesen, doch wollen wir hoffen, dass der Tunnel noch immer existiert und zu begehen ist“, sagte er. Danach machte er sich daran, an der im Dunkel daliegenden Felswand zu forschen und sich dabei hinter Baumstämme und Gebüsch zu zwängen. Mit einem Freudenruf verkündete er nach einer Weile, dass er fündig geworden war. „Ich hab’s! Hier ist die Kluft, die ich gesucht habe! Und wie Ihr sehen könnt, ist sie selbst für die Langnasen hoch genug. Wenn wir aber heute noch hindurchgehen wollen, müssen wir es gleich tun, denn bald wird es selbst mit Fackeln zu dunkel sein.“
Dann ging er geradewegs in den Berg hinein. Seine Begleiter versuchten rasch, ihm zu folgen. Jedoch brauchten sie eine Weile, um sich mit ihren Pferden, die sie hinter sich herführten, zwischen Fels und dem dichten Wuchs hindurchzuzwängen. Nun war ihnen klar, weshalb jener Eingang zu dem Schacht, den sie suchten, so schwer zu finden und kaum jemandem bekannt war. Schließlich gelangten die Menschen zu Dwari und sahen, dass sich an dieser Stelle ein durch die Umgebung wohl getarnter Durchstich öffnete. Seine feuchten Wände aus rotem Stein verschwanden nach einigen Schritt in der Finsternis.
Gemeinsam betraten sie den Tunnel und folgten mit ihren Augen dem flackernden Licht der Fackel, die ihr zwergischer Gefährte schwenkte. Immerhin erkannten sie in dem düsteren Zwielicht, dass der Gang bald nach dem Eingang, der für die Reittiere gerade hoch genug gewesen war, deutlich an Höhe gewann. Er wölbte sich nun ein gutes Stück über ihren Köpfen wie zu einem Bogen und maß etwa vier Schritt in der Breite. Zunächst verlief er ebenmäßig, dann aber fiel er das letzte Stück über leicht ab. Niemand konnte erraten, ob er schon immer da gewesen war oder aber ob stetiger, längst versiegter Wasserlauf oder gar die Bemühungen von Lebewesen ihn mit der Zeit geschaffen hatten.
Bis auf das leise Tropfen von Wasser hörten sie in ihm lediglich das Echo ihrer auf den Stein pochenden Schritte. Dies wirkte unheimlich und ließ sie sich fühlen, als ob sie verfolgt würden. Dann trat der Pfad mit einem Male am anderen Ende des Tunnels wieder ins Freie. Eine nur vermeintliche Lichtflut umarmte sie dort, denn die Abenddämmerung hatte längst die Oberhand über die schwindende Sonne gewonnen und die Lüfte in graue Düsternis gehüllt.
Die Gefährten fanden sich am Rand einer Klippe stehend, von der rechts und links zwei schmale, sehr steile Wege in ein Tal hinab führten. Jenes war bevölkert von einem Meer aus Föhren, die sich in dunklem Grün abzeichneten und in deren Hintergrund in jeder Richtung graue Felsen aufragten und jenen Ort schützend umgaben. In der Mitte der tiefliegenden, größtenteils bewaldeten Ebene reckten sich einige hochgewachsene Tannen empor, die dicht beieinander zu stehen schienen und schwer durchdringlich wirkten. Hinter denselben erhob sich in gerader Linie zu den Betrachtern eine sanfte Anhöhe, die ohne Baumwuchs war und ein einzelnes Haus aus Steinen trug.
„Es ist wohl ungewöhnlich, dass ein Zwerg kein Gebirge, sondern ein Haus in einem Wald bewohnt“, sagte Arnhelm.
„Ebenso ungewöhnlich wie dieser gesamte Ort“, sagte Braccas, der sich beeindruckt umsah. Hier war selbst er trotz seiner vielen Reisen noch niemals gewesen. „Auch wenn ich noch viele Male im Schatten dieser Berge geweilt hätte, wäre ich wohl immer ahnungslos vorübergezogen, ohne diesen Platz zu erschauen.“
„Es gibt auch nicht viele, die ihn kennen, und auch mir und uns Zwergen ist er einst nur durch einen Zufall bekannt geworden und inzwischen von den meisten wieder vergessen worden“, sagte Dwari. „Und was dieses Haus angeht, das ihr zwischen den Baumwipfeln seht, so glaube ich nicht, dass Radament es selbst gebaut hat. Er hat niemals darüber gesprochen, obwohl er anderen gegenüber nur allzu gerne von seinem Besitz prahlt. Vermutlich hat er das Anwesen durch irgendeine Gaunerei erlangt oder es ganz einfach verlassen vorgefunden. Er hatte schon immer einen Riecher für eine günstige Gelegenheit.“
„Dann aber fällt es schwer zu sagen, wer es tatsächlich errichtet hat, denn es passt nicht
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