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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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des Feindes zu packen. Beide der auf Leben und Tod Streitenden stürzten zu Boden, Kogan zuunterst, und das Geschöpf Utgorths obenauf. Die Harpyie bäumte sich auf, wand sich und kratzte die Arme des Menschen durch dessen Kleidung hindurch blutig, während sie versuchte, mit ihrem spitzen Hornschnabel in Reichweite seines verwundbaren Gesichtes zu kommen. Höchstwahrscheinlich wäre ihr dies Unterfangen auch längst geglückt, hätte der hünenhafte Rhodrim nicht solch lange Arme besessen. So gab es nach einigen Sekunden des erbarmungslosen Ringens zwischen Mensch und Bestie ein lautes Knacken, dann kippte der Kopf des vogelähnlichen Wesens schlaff und leblos zur Seite. Kogan hatte dem Wesen das Genick gebrochen.
    „Sie fliehen! Wir haben sie vertrieben!“, rief Sanae, deren Klinge mit dem dunklen Blut der fremdartigen Flugungeheuer über und über besudelt war, mit einem Mal.
    „Typisch Harpyien, nichts als feige Biester sind das!“, sagte Dwari und wirkte ehrlich zerknirscht.
    In der Tat ließen die Überlebenden unter den Angreifern unverhofft von den Gefährten ab, stießen sich in die vom Zwielicht schwangere Luft empor und gewannen rasch an Höhe. Bald darauf waren sie auch schon als verblassender schwarzer Fleck in Richtung Norden verschwunden.
    „Das war zu einfach“, sagte Arnhelm. „Es ist ungewöhnlich für die Knechte Tuors, dass sie unverrichteter Dinge von ihrer Beute ablassen, denn ihr eigenes Leben bedeutet ihnen nicht gerade viel.“
    „Zu einfach?“, fragte Aidan mit Empörung in der Stimme. „Wir wären alle beinahe zu Tode gekommen, und du nennst das einen einfachen Kampf?“
    „Ich will nicht sagen, dass mir der Überfall wie ein Scheinangriff vorkam, aber auch für mich passt etwas an ihm nicht ins Bild“, sagte Braccas Rotbart und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ungewöhnlich genug, dass die Kreaturen Utgorths sich so weit im Süden aufhalten, es sei denn, dass sie ganz genau wussten, wen sie suchen mussten und wo sie ihn finden konnten. Es ist zu vermuten, dass sie von ihren Brüdern, den Ghuls, von uns erfahren haben. Weshalb sie dann allerdings einen solch halbherzigen Angriff unternehmen, bleibt vorerst ein Geheimnis, denn sicherlich wäre es ihnen ein Leichtes gewesen, uns mit zehnfacher Anzahl zu überwältigen, daran zweifle ich nicht.“
    „Vielleicht wollen unsere Feinde gar nicht verhindern, dass wir das Goldene Schwert finden“, meinte Sanae daraufhin. „Wobei dann die Frage bleibt, welche Verbindung zwischen Utgorth und den Orks und ihrem Anführer besteht.“
    Darauf wusste keiner eine Erwiderung, doch dachten alle neun noch für eine geraume Zeit darüber nach.
    Als der Himmel endgültig verblasste, kam ein leuchtend-weißer Stern nach dem anderen heraus. Sie entzündeten ein Lagerfeuer und setzten sich, während sie ihr Abendbrot aßen, im Kreise darum. Braccas und Dwari boten sich an, Geschichten über manche der uralten, gefräßigen Kreaturen, welche dieses Land – den Sagen zufolge – durchwanderten, zu erzählen. Jedoch lehnten die anderen – selbst die Unerschrockensten unter ihnen, wie Kogan oder Arnhelm – dies ab, da sie so kurz nach ihrer Begegnung mit den Harpyien nichts dergleichen hören wollten vor dem Einschlafen.
    Immerhin befanden sich die Menschen an diesem Ort so fern ihrer Heimat, dass kaum jemand ihrer Art bislang seinen Fuß hierher gesetzt hatte. Dies erschien ihnen nun, da sie hier weilten und die Umgebung mit eigenen Augen sahen, auch sehr verständlich, denn die Wildnis wirkte im Vergleich zu den grünen Weiden des Westens so unerbittlich und unzähmbar, dass dieGröße und Gewaltigkeit jener Landschaft ihnen ein gehöriges Maß an Unwohlsein vermittelte. Schließlich hatten selbst die Elben niemals dauerhaft hier leben wollen.
    Die Nacht geriet mondhell und sternenklar, und diejenigen, die keine Wache schoben, schliefen tief und fest. Dennoch wurden manche von ihnen nicht verschont von unliebsamen Begegnungen in der Dunkelheit, denn Träume suchten sie heim, in denen große, zottelfellige Wesen, die am ehesten Bären glichen, menschenfressende Spinnen und riesenhafte Vögel sich ungehindert austobten und dabei, um ihren Hunger zu stillen, mit Vorliebe hilflosen Wanderern nachstellten.
    Am nächsten Morgen setzten die Gefährten ihre Reise fort und hatten nun einen noch beschwerlicheren Teil als am gestrigen Tag vor sich. Die zuvor eher beschaulichen Hügel türmten sich immer häufiger zu ausgewachsenen Bergen auf, die

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