Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
sich über ganze Höhenzüge dahinzogen und ihnen den Durchgang versperrten. Gleichzeitig wollte es selbst gegen Mittag nicht richtig hell werden, denn von Süden her trieben neuerlich breite Wolkenbänder herbei und schoben sich wie verdunkelnde Vorhänge vor die Sonne. Als sich dieser Zustand für eine längere Zeit nicht änderte, begannen sie inständig zu hoffen, dass bald ein Wind aufkommen und die Wolken vertreiben würde. Zu ihrem Unbehagen aber blieb die Luft weiterhin so still und drückend, dass sie unverhohlen Regen und Gewitter ankündigte.
Nach einer Mittagsrast bewegten sich die Reiter in südöstlicher Richtung weiter und hielten geradewegs auf ein Gebirge zu, das aus einer langen Reihe dunkelgrauer, unschön geformter Höcker bestand. Ein kegelförmiger Berg, auf dessen glatten Seiten die Sonnenstrahlen rötlich funkelten, stach als ihr höchster Punkt daraus hervor. Entlang des Gebirgszuges sowie auf dessen niedrigen Ausläufern wuchsen unzählige schlanke, windschiefe Bäume, welche Dwari Zypressen nannte. Die Menschen wussten nicht zu sagen, warum, doch fühlten sie sich nicht wohl in deren Nähe.
Plötzlich brach ein lauter Donner los und mit ihm kam der Regen, den sie befürchtet hatten. Anfangs versuchten sie, ihm zu trotzen und ungeachtet des widrigen Wetters ihren Ritt fortzusetzen. Bald aber wurden die Pferde immer unruhiger, und der Boden verwandelte sich binnen kürzester Zeit in einen glitschigen und gefährlich zu begehenden Schlick. Ferner wurde die Sicht so trüb, dass sie bis auf ein paar Fuß Entfernung nichts mehr sehen konnten.
Gerade als der Regenguss am heftigsten wurde, erreichten sie die ersten Wände der sich aneinander reihenden, buckligen Hügel. So schnell sie konnten, drängten sie sich in einen Einschnitt zwischen den Felsen, der ihnen als notdürftiger Unterstand diente. Verästelte Blitze zuckten über den verdunkelten Himmel und fuhren mit beeindruckender, rasender Kraft zur Erde hinab. Die zahllosen kristallinen Regentropfen brachen sich auf dem Überhang über ihren Köpfen, sodass die Menschen und der Zwerg meinten, einen Wasserfall vor sich zu erschauen.
„Solche Unwetter sind selten hier“, meinte Dwari, „doch wenn sie einmal losbrechen, können sie unbarmherzig sein und lange andauern.“
Die anderen erkannten bald, dass er Recht hatte, denn es brodelte fortdauernd, und eine lange Zeit verging, ehe das Sommergewitter langsam abebbte. Als sich die Angehörigen der Gemeinschaft endlich wieder unter den freien Himmel wagten, mussten sie feststellen, dass der Nachmittag mit den Wolken an ihnen vorübergezogen war und die Sonne schon weit im Westen stand und sich allmählich niedersenkte. Es war nun trocken in den Lüften, doch waren jeder Halm, jedes Blatt und jeder Stein so sehr mit Flüssigkeit getränkt, dass die ganze Umgebung schimmerte und das Licht mit einer grellen Helligkeit widerspiegelte.
Sie beeilten sich nun, ihren Weg fortzusetzen, denn nach Möglichkeit wollten sie noch an diesem Tag die Zuflucht Radaments ausfindig machen. Sie stiegen wieder in die Sättel ihrerReittiere und ritten los, doch bewegten sie sich wegen dem schlüpfrigen Untergrund vorsichtig, während sie dem sich um die Gebirgsformation herumwindenden Pfad folgten.
Als es schließlich dämmrig wurde und die Sonne sich anschickte, hinter dem Horizont zu verschwinden, gelangten sie an den mächtigen Kalksteinberg, den sie schon aus der Weite gesehen hatten. Er erhob sich zu ihrer Rechten und war größer als alle seine Nachbargesteine. Zudem unterschied er sich vom Rest des Höhenzuges aufgrund seiner ebenmäßig geglätteten, kegelförmigen Ausmaße.
Die neun passierten eine scharfe Kehre und tauchten mit einem Male in einen Schatten aus dunklen Zypressen ein. Der Weg wurde von dem Hain förmlich verschluckt, und da es ohnehin bereits dunkel war, nahmen sie ihre Umgebung nur noch als unförmige Umrisse wahr. Dwaris Augen jedoch sahen vergleichsweise gut im Zwielicht und lenkten die Reiter nach rechts an eine Stelle am Felsen, die noch schwärzer als alles übrige war.
„Hier sollte der geheime Gang, an den ich mich erinnere, verborgen sein. Doch wir müssen eine Fackel anzünden, sonst kann auch ich dort nichts sehen“, sagte der Zwerg.
Perlor, der besonders geschickt im Umgang mit Feuersteinen war, handelte sofort, indem er einen gut geeigneten Stecken auflas, sich an diesem zu schaffen machte und seinem deutlich kleineren Gefährten schon nach kurzer Zeit eine brennende
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