Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
diesem Moment jedoch fühlte er den kräftigen Stoß zweier Hände in seinem Rücken.
Verzweifelt mit den Armen rudernd, taumelte er ebenfalls nach vorne in die Leere hinein. Obwohl er um weniges später als letzter der Angehörigen der Gemeinschaft auf dem kahlen, steinigen Boden aufschlug, war er dank seiner zwergentypischen Zähigkeit doch als erster von ihnen wieder auf den Beinen, wenn er auch noch etwas wacklig wirkte.
„Dreckiger Schuft! Ich wusste es!“, presste er heraus, während er versuchte, sich die Benommenheit aus dem Kopf zu schütteln. Zugleich verfluchte er sich selbst für seine Dummheit.
Nacheinander rappelten sich auch die Menschen unter einem von Schmerz kündenden Ächzen und Stöhnen wieder auf. Als sie daraufhin fragend nach oben sahen, erschien viele Schritt über ihnen, hinter der Kante der Öffnung, die zufrieden grinsende Gestalt Radaments, die nun zwei Fackeln trug. In hohem Bogen warf er eine der beiden in die tiefe Fallgrube hinab, woraufhin diese mit einem klackenden Geräusch auf den Untergrund aufschlug. Kogan, den das brennende Holz nur knapp verfehlte, bückte sich und nahm es, vor Schmerz fluchend, auf.
Der ausgedehnte, modrige Raum um die Gefangenen herum war durch den Fackelschein nun besser als zuvor erleuchtet, sodass sie immerhin sehen konnten, wo sie sich befanden.
Wie sie erkannten, war ihre Zelle auf allen Seiten solide ummauert und hatte einen einzigen, niedrigen Durchlass als Ausgang. Dieser jedoch war mit einer massiven Eisentür mit dicken, unverbiegbaren Stäben gesichert. Zweifellos war dieselbe verschlossen, und selbst das Goldene Schwert, das ihnen in das Verderben gefolgt war und das Arnhelm mittlerweile aufgehoben hatte, würde ihnen angesichts dieses Widerstandes nicht weiterhelfen. Ferner war die Öffnung, die über ihnen gähnte, viel zu weit entfernt, sodass auch an ein Erklettern der glatten Wände nicht zu denken war. Zudem war es allzu wahrscheinlich, dass ihr Peiniger den zweigeteilten Boden des hinteren Raumbereiches bald wieder zusammenklappen und für sie zu einer schwarzen, undurchdringlichen Decke werden lassen würde.
Dann packte sie ein kaltes Grauen, denn sahen, dass in einer der Ecken mehrere Skelette unterschiedlicher Größe umherlagen, die von einigen dicken Ratten offensichtlich als Behausung genutzt wurden. Die haarigen Nagetiere quiekten auf und stoben auseinander, wenn der Schein der Fackel sie traf. Eines der Skelette war so gewaltig, dass es nur von einem Oger oder einem Wesen gleicher Ausmaße stammen konnte. Die anderen mochten durchaus Menschen und Zwergen gehört haben.
Plötzlich erstarrten sie erneut, denn erst jetzt erkannten sie in dem Schatten, den eine der gemauerten Wände warf, die Umrisse eines unbewegten Körpers, den sie sehr gut kannten.
Es war Perlor, ihr Gefährte.
„Perlor!“, schrieen einige zugleich – ungläubig und entsetzt darüber, dass man erst nun festgestellt hatte, dass der Rhodrim nicht unter ihnen stand. Braccas und Sanae stürzten sofort zu ihm hin, redeten ihm zu und drehten ihn vorsichtig auf den Rücken herum.
„Alles wird gut, mein Junge“, versicherte der ältere, rotbärtige Mann immer wieder.
Anfangs schien ihn der Versehrte noch zu verstehen, denn er reagierte durch ein Augenzwinkern und indem er versuchte, seine Hand zu bewegen und Braccas zu berühren. Dann aber wurde das Röcheln, das er von sich gab, immer schwächer, bis es schließlich völlig verklang.
Perlors Kopf war in einem unnatürlichen Winkel verdreht und baumelte leblos über dem Rumpf. Selbst ein Laie konnte nicht verkennen, dass sein Genick gebrochen war und es keine Hoffnung mehr für ihn gab.
Mit einer Träne in den Augen drückte Braccas dem weitaus jüngeren Gefährten, für den er nichts mehr tun konnte, die Lider zu.
Mit furchtbarer, unsagbar bitter schmeckender Verzweiflung verfolgte Arnhelm den Tod seines treuen Landsmannes. Ein unbändiger Zorn, wie er ihn noch niemals zuvor in seinem Leben gefühlt hatte, übermannte ihn daraufhin. Drohend reckte er die schimmernde Klinge in seiner Hand in Richtung der Kante über seinem Kopf empor und blickte dem dahinter aufragenden Geschöpf wutverzerrt ins Angesicht.
„Du wirst diesen Tag nicht lange überleben, Radament, Dämon! Dies soll deine letzte schändliche Tat gewesen sein, denn von nun an sollst du gejagt werden von jeder rechtschaffenen Seele, bis du vor dem Thron Aldus stehst und er über dich und deine Schändlichkeit den Richtspruch fällen
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