Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
hatten mit einer Debatte begonnen, die immer hitziger wurde und bald weithin durch die Ruhe des späten Abends drang. Obwohl alle sonstigen Anwesenden aufmerksam lauschten, konnte doch niemand sagen, wie die Entscheidung letztendlich gefallen war, als die vier Männer, die Engat Lumerin und der Zwerg nach einer scheinbar endlos und quälend langen Zeit in Richtung der anderen losgingen. Mit dem Sohn von Fürstin Imalra, der Herrscherin über Rhodrim, an der Spitze, kam die Gruppe zu ihren wartenden Verhandlungspartnern zurück. Eine vor Ungeduld und Erwartung klirrende Stille legte sich auf die Szene nieder, bis diese von Arnhelm endlich durchbrochen wurde.
„Wir nehmen Euer Angebot an, Bullwai, Häuptling der Ashtrogs! Eure Worte scheinen aufrichtig zu sein, und es macht wahrhaftig wenig Sinn, dass wir getrennte Wege gehen, wenn unser Ziel und unsere Gegner die gleichen sind! Somit mögen Euer Stamm und mein Heer gemeinsam in Richtung Lemuria ziehen, damit Ihr an jenem Befehlshaber, der Euch Unrecht getan hat, Rache nehmen könnt und ich meine Kräfte mit dem Schwarzen Gebieter messen kann! Sollten wir erfolgreich sein, so werde ich Euch vor Verfolgung durch die Lemurier schützen, soweit dies in meiner Macht steht, auf dass Ihr wieder sicher in Eure Heimat gelangen könnt!“
„Das ist ein Wort!“, entgegnete Bullwai freudig. „Glauroth gehört mir, der Herr Durotars Euch, und wenn ihre Macht zerfällt, werden wir dafür sorgen, dass die verschiedenen orkischen Clans nach Dantar-Mar zurückkehren, ohne jemals wieder Eure Grenzen zu bedrohen!“
„Schaut, wie dunkel es bereits geworden ist!“, sagte Ogrey nach einigen Sekunden des Stillschweigens. „Wenn wir die Horde zu Fuß einholen wollen, müssen wir bei den ersten Sonnenstrahlen aufbrechen und ein Lauftempo anschlagen, sonst werden wir nur noch zerstörte Mauern und erschlagene Leiber vorfinden!“
„Dann solltet Ihr zu Eurem Stamm zurückgehen und ihm die Nachrichten überbringen“, sagte Arnhelm. „Im Morgengrauen sollen unsere Krieger bereit sein, unsere gemeinsamen Feinde zu jagen!“
„Wir haben vieles erlebt während der letzten Wochen“, sagte Braccas zu Arnhelm, nachdem die Orks sich in die Hänge des Bleichsteinwaldes verabschiedet hatten, „doch dieses Bündnis, wenn es denn ehrlich ist und Bestand hat, wird das fürwahr Seltsamste von allem sein!“
„Und doch ist es unsere einzige Chance, alter Freund, ganz gleich, was man über uns denken wird. Auf jeden Fall soll morgen ein Bote zu meiner Mutter aufbrechen, denn ich will nicht, dass sie über unser Vorgehen nur durch verfälschte Gerüchte erfährt“, erwiderte der Fürstensohn. Er wirkte erleichtert und froh darüber, dass jene schwere Entscheidung gefallen war.
Die erfolgte Abstimmung war indes denkbar knapp ausgefallen, denn Ulmer und Sanae hatten sich gegen und Braccas und Kogan für ein Bündnis mit den Orks ausgesprochen. Arnhelms eigene Stimme war es schließlich, welche den Ausschlag gegeben hatte.
Plötzlich hielt einer der Reiter, die man zuvor ausgesandt hatte, um das Gelände auszukundschaften, von Westen her auf die Befehlshaber des Heeres zu. In seiner rechten Armbeuge hielt er einen Gegenstand so vorsichtig, als trage er ein Neugeborenes mit sich. Ein heller Schein wie vom Leuchten der Sterne entfaltete sich von dort her.
„Herr, seht, was ich gefunden habe!“, sagte der Mann, nachdem er vor Arnhelm und Ulmer angehalten hatte. Mit beiden Händen reichte er ein längliches Objekt hinab, woraufhin der Fürstensohn dieses entgegennahm. „Es lag auf dem Schlachtfeld westlich der Stadtmauern, wo sein Schimmern es mich sofortig sehen ließ.“
„Siegschall!“, sagte Ulmer, der wie gebannt auf das Horn blickte. „Als Halmons Trupp es gebrauchte und sein Klang über das Gras getragen wurde, wurden die Orks für eine Weile von Ehrfurcht und Unsicherheit gepackt! Es ist wahrlich ein kostbares Geschenk des Einen, dass es uns noch einmal zu einer großen Schlacht rufen wird!“
„Wenn unsere Hoffnung jemals erloschen war, sollte dies sie neuerlich entfachen!“, sagte Arnhelm, ehe er das Horn über seinen Kopf erhob, sodass der weißgoldene, kunstvoll gefertigte Gegenstand von allen gesehen werden konnte. Seine anschließenden Worte schwollen an zu einem von Verheißung und Bedeutsamkeit getragenen Klang. „Seht alle her, Ihr tapferen Reiter Rhodrims, denn Siegschall, das Horn unserer Ahnen ist zu uns zurückgekehrt! Solange sein Ruf ertönt, soll unser
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