Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
sowie den ihnen entgegenkommenden Menschen hindurchschlängeln mussten. Gleichwohl blieb der Weg ausreichend breit, und da die verkehrenden Leute Falmir und die beiden lemurischen Soldaten an deren Uniformen schon von weither erkannten und von der Bedrohung aus dem Süden, die über dem Land lag, allesamt gehört hatten, zeigte sich niemand ärgerlich über jenes Verhalten. Im Gegenteil machten die meisten von ihnen bereitwillig Platz für die Reiterschar, deren Eile offensichtlich war. Schließlich erreichten die Rhodrim und ihre Begleiter einen mit Schotter bedeckten Buckel, in welchen ihr bisheriger Weg letztlich überging. Dieser hatte die Funktion einer Rampe und lenkte sie einige Dutzend Schritt steil nach oben zu der großen Pforte des äußeren Schutzwalls hin.
An dieser Stelle, im Umkreis des Tores, war das Gedränge besonders dicht. Menschen, die zumeist auf Karren saßen, kamen aus allen Richtungen herbei oder gingen in diese hinfort, denn hier kreuzten sich die Wege derjenigen, welche die Stadt verließen, mit denen, die um Einlass begehrten. Zudem war die Breite der sich anschließenden Gasse zwischen den beiden Mauern so sehr eingeschränkt, dass sich nur wenige Personen und niemals mehr als ein einzelner Wagen nebeneinander bewegen konnten. Folglich bildete sich dort eine langsam voranschreitende Prozession und vor dem Einlass eine lange Schlange von Wartenden.
Der Heeresmeister stieg als erster der Gruppe ab und signalisierte seinen Begleitern, dass selbst sie sich nunmehr in den Menschenstrom einreihen und in Geduld üben mussten. Das mächtige, unsagbar schwere Falltor war nach außen hin vollständig aufgeschwungen und lag auf dem steinigen Boden auf. Nicht ein einziger Wächter war in dessen Nähe auszumachen, was zur Betätigung des Öffnungs- und Schließmechanismus allerdings auch nicht notwendig war. Zwei gewaltige Ketten führten von den Ecken der stählernen Platte, welche den Durchlass zu verschließen bestimmt war, durch eigens dafür bestimmte Löcher im Mauerwerk hindurch und hernach an dessen Rückwand entlang bis zu den hohen Zinnen hinauf. Dort mündeten sie in starke Winden, die nach Bedarf bedient werden konnten, indem Männer die zugehörigen langen Holzgriffe durch ihre Körperkraft in eine der beiden möglichen Richtungen im Kreis bewegten.
Wenn man an der äußeren Barrikade nach oben sah, waren zahlreiche bewaffnete und in den hellbeigen Uniformen des Königreiches bekleidete Soldaten zu erkennen. Aufmerksam und diszipliniert verrichteten sie auf dem Wehrgang hoch über den Köpfen der Passierenden ihre Patrouillengänge. Manche von ihnen hielten dabei mit scharfen Augen nach verdächtigen Wahrnehmungen in der Ferne Ausschau, während andere geradewegs nach unten, in die lärmende, aber sich geduldig und geordnet voranschiebende Masse hinabblickten. Ebenso konnte man hinter der Brüstung des inneren Walls die Helme von Wächtern zuweilen wie Wolken vorbeiziehen sehen. Pír Cirven, die Himmelblaue Stadt, legte ihr ganzes Augenmerk unverkennbar auf eine Verteidigung von hoch oben.
Arnhelm hatte die Hauptstadt Lemurias schon seit deutlich mehr als einem Jahr nicht mehr besucht. Ebenso wie seine Landsleute und Dwari betrachtete er den Beginn der stark bewehrten Metropole, wie jedes Mal, wenn er hier weilte, mit einem an Faszination grenzenden Interesse.
„Wissen die Leute von den Orks?“, fragte er Falmir schließlich.
Inzwischen hatten die elf den halben Kreis, den sie begehen mussten, beinahe vollendet und waren dem nördlichen Tor nicht mehr fern. Den Weg hatten sie, da aufgrund der Enge an ein zügiges Reiten nicht zu denken war, in einem langen Marsch beschritten und die Pferde dabei an den Zügeln neben sich her geführt.
„Der König hat zunächst versucht, so wenig wie möglich von den Berichten darüber nach außen dringen zu lassen“, gab der Lemurier zur Antwort, „und Beregil verbot uns Soldaten sogar ziemlich energisch, darüber zu sprechen. Doch trotz dieser Vorkehrungen könnt Ihr Euch vorstellen, dass solche Neuigkeiten in einer Stadt wie Pír Cirven unmöglich lange verborgen bleiben können, denn hier verkehren täglich unzählige von Besuchern und Händlern auch aus Rhodrim und dem Süden, sodass die Leute längst Bescheid wissen.“
Hinter der zweiten Pforte schloss sich zunächst ein freier, mit hellen Steinen gepflasterter Platz an, der das Verkehrsgewirr an dieser Stelle ein wenig entzerren sollte. Büsche und einige Bäume waren angelegt, um dem
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