Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
sowie einige Schalen mit Obst, Gebäck und ähnlichen Erfrischungen waren auf der Anrichte ebenso zu erkennen wie kleine, verschlossene Holzkisten, die vermutlich Pfeifentabak enthielten.
Für den Einlass von Tageslicht sorgte ein einziges, großflächiges Fenster, welches man mit Gardinen verhangen hatte. Diese waren allerdings so dünn und transparent, dass die verbliebene Helligkeit, welche der zu dieser Stunde über Pír Cirven heraufziehenden Dunkelheit noch trotzte, von draußen in schimmernden Kegeln hereinfiel.
Eine weiß gestrichene Tür am linken Ende des Saales führte offenkundig in Richtung des Küchenbereiches. Pausenlos passierten Angestellte den Durchgang und brachten oder entfernten irgendwelche Dinge oder aber sahen einfach nur mit aufmerksamen Blicken nach dem Rechten. Manche der Bediensteten gaben anderen unentwegt Anweisungen und verbreiteten damit – wie einige der Besucher hinter vorgehaltener Hand meinten – eine unnötige Nervosität und Hektik.
Kheron kam mit Coentia und seiner Tochter als letzter der Erwarteten. Er hatte sich soviel Zeit gelassen, dass Dwari bereits zu murren begonnen hatte, denn ohne den König wurde das Mahl selbstverständlich nicht eröffnet. Wahrscheinlich hätte der Zwerg längst lauthals nach Essen verlangt oder sich an den auf der Anrichte aufgebahrten Knabbereien bedient, hätten ihn seine Tischnachbarn nicht die ganze Zeit über mühsam beschwichtigt.
Jedem der Anwesenden war in einer offensichtlich wohlüberlegten Weise ein Platz an der Tafel zugewiesen worden. So saßen Arnhelm und Braccas gegenüber dem König und seiner Gattin, während sich zur Rechten des Herrschers über den Wolkenturm Beregil und erst neben demselben wiederum Merian befand. Dies erschien ungewöhnlich und provozierte sogleich eine Nachfrage von Braccas. Kheron ging darauf überraschend versöhnlich ein und begründete die Sitzordnung wortreich damit, dass er mit seinem höchsten Kommandierenden während der Mahlzeit unbedingt noch einige gewichtige Dinge bereden müsse.
„Er will nicht, dass du mit seiner Tochter sprichst“, raunte der rotbärtige Haudegen Arnhelm, der gegenüber der Königin und damit weit entfernt von Merian saß, bei der nächstbesten Gelegenheit leise zu. „Du hast dich bei deinem letzten Besuch hier zu gut mit ihr verstanden“, fügte er schmunzelnd hinzu.
Arnhelm hatte den gleichen Verdacht, und die Worte seines Mentors, der für seine versierte Menschenkenntnis bekannt war, bestätigten ihn. Ebenso wie die Tatsache, dass Kheron im Folgenden größtenteils schweigend und unter sich blickend aß und von dem angekündigten ausgiebigen Wortwechsel mit seinem Offizier nichts zu sehen war. Beregil widmete sich hingegen die meiste Zeit über seiner jungen, hübschen Nachbarin und versprühte dabei, wie aus der Entfernung ersichtlich, einen für seine Verhältnisse erstaunlichen Charme. Es war weithin bekannt, dass Merian nach dem Willen ihres Vaters so bald wie möglich mit einem einflussreichen, selbstredend aus Lemuria stammenden und der Linie der Obrigkeit treu ergebenen Mann verbändelt werden sollte, und möglicherweise half der Oberkommandierende seinem König eifrig bei diesem nicht eben leichten Unterfangen.
Der blondhaarige Rhodrim nahm diesen Umstand hin, da er ohnehin nichts daran ändern konnte und außerdem wusste, dass ihm in der kommenden Zeit andere Aufgaben und Prüfungen bevorstehen und ihm für Herzensangelegenheiten somit wenig Zeit bleiben würde. Obwohl er nicht leugnen konnte, dass er die Prinzessin sehr gerne mochte und in ihrer Gegenwart immerzuein intensives Prickeln verspürte. Oft erinnerte er sich an seinen letzten Besuch in der Himmelblauen Stadt, bei welchem er sich mehrfach mit ihr getroffen hatte, und zwar zumeist ohne das Wissen ihres Vaters. Damals hatten sie sich über alle möglichen Dinge des Lebens unterhalten – ausgenommen Politik, Militärisches und Staatsangelegenheiten – und viel und herzhaft zusammen gelacht.
„Wo ist eigentlich Ihr Sohn?“, fragte Sanae die Königin irgendwann, als alle bereits seit einiger Zeit mit dem Essen beschäftigt waren. Die Engat Lumerin saß zur Linken von Coentia und schräg gegenüber von Arnhelm.
„Ich glaube, er packt bereits seine Sachen für die Reise morgen und möchte sich zuvor noch bei einigen Freunden verabschieden“, antwortete die Frau Kherons, die nun stärker geschminkt war als noch zuvor im Thronsaal, freundlich und mit einiger Verzögerung. Bevor sie sprach,
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