Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Zuversicht zusprechenden Lächeln an. Darüber hinaus sagten und taten sie nichts weiter für einige Zeit. Es war so, als würde jeder auf eine Initiative des anderen warten und innig hoffen, dass dies bald geschehen möge.
Schließlich ertönte irgendein unscheinbares, leises Geräusch von außerhalb des Gebäudes durch das halb geöffnete Fenster hinein, was die Prinzessin aufschrecken und sich erheben ließ. „Ich muss zurück, ehe man mich vermisst und mein Vater das gesamte Wachpersonal in Alarm versetzt“, meinte sie schmunzelnd, während sie beinahe geräuschlos zur Tür federte. „Ich werde für dich und deine Gefährten Gebete zu dem Einen und seinen Engelswesen schicken, auf dass Ihr baldig und wohlbehalten zurückkehren und unseren Völkern den Frieden sichern werdet“, sprach sie danach, wieder ernster werdend. Dann senkte sie ihren Blick und setzte dazu an, die Klinke herunterzudrücken, hielt aber schließlich ein weiteres Mal inne.
„Versprich mir noch eines!“, sagte sie plötzlich und schaute dabei auf eine beschwörende, um Hilfe ersuchende Art, der gewiss kein Mann zu widerstehen vermochte, unter ihrer nun weit ins Gesicht gerutschten Kopfbedeckung hervor. Anschließend sah sie den Rhodrim solange an, bis sie ein Nicken von ihm gewahrte. „Hab ein Auge auf meinen Bruder! Er ist jung, ungestüm und lastet unter dem Druck der Erwartungen, die mein Vater in ihn legt. Ich bitte dich inständig, nachsichtig mit ihm zu sein und zu verhindern, dass er sich in seinem Übermut allzu großen Tollkühnheiten hingibt!“
Arnhelm nickte erneut, und die Züge der jungen Frau erstrahlten erleichtert, wenn auch nicht gänzlich von Schwermut befreit. Danach zurrte sie das um ihren Kopf und ihre Schultern geschlungene Tuch enger, sodass man sie bei flüchtiger Betrachtung nicht sogleich erkennen konnte. Dann endlich enthuschte sie dem Zimmer wie ein flüchtiger Schatten und zog die zuvor geöffnete Tür gleichzeitig mit jener Bewegung wieder ins Schloss. Der dabei entstehende Laut war so gedämpft, dass bis auf ein winziges Klacken nichts zu hören war.
Dies war das letzte, was der Fürstensohn für eine längere Zeit von der Prinzessin von Lemuria sehen sollte.
Von allen Menschen, die Arnhelm jemals kennen gelernt hatte, war es Merian, die seiner Vorstellung von einer Elbin oder gar von einem Engelswesen bei weitem am nächsten kam.
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* in der Gemeinsamen Sprache: elbisch dirath – „Sicherheit, Geborgenheit“, elbisch lum – „Burg, Festung, befestigter Ort“
** elbisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Turm in den Wolken“
Fünftes Kapitel: Über den Norda-Por
Im Jahr 1802 n.d.A., vierhundertachtundsechzig Jahre vor der Zeit, von der wir berichten wollen, stand das Zeitalter der Menschen noch an seinem Anbeginn. Arthilien, der nördliche Kontinent, war seit dem Niedergang der Oger zu einer herrlichen Blüte gediehen und hatte die Gründung zweier bedeutender Menschenreiche gesehen: Lemuria und Rhodrim. Doch auch die rastlosen Orks, die Beherrscher des südlichen Kontinents, hatten einige Veränderungen erlebt, so war es Menoth, dem Häuptling des nomadischen Clans der Takskalls, gelungen, viele weitere Stämme unter seinem Banner zu vereinen.
Im Gefühl der Stärke und um den nicht minder berüchtigten Ashtrogs, unter deren Befehl einst der Angriff der Oger auf Orgard abgewehrt werden konnte, an Ruhm und Größe den Rang abzulaufen, überschritt er mit seinen Soldaten den Norda-Por, den Verbindungspass zwischen den beiden Kontinenten und ließ alle Siedlungen der Menschen, die er finden konnte, fortan in Schutt und Asche legen. Es dauerte allerdings nicht lange, trat ihm das Heer Rhodrims, das bekannt war für seine Reiterei, entgegen und in seiner Mitte ritt Theron Goldklinge, der Größte unter den Menschen dieser Tage. Ein Gemetzel begann, das in seiner Grausamkeit bis dahin einzigartig war auf dem nördlichen Kontinent, und die Orks gerieten in die Defensive. Jedoch, so wie es ihrem Wesen entsprach, dachte keiner von ihnen an Flucht oder Kapitulation, zumindest nicht solange ihr Anführer und dessen Verbündeter, ein undurchsichtiger Schamane, der gesegnet war mit einer gewaltigen, magischen Macht und der den Namen Zarr Mudah trug, sich noch unter den Lebenden befanden.
Menoth sah sich gehetzt auf dem Schlachtfeld um, als er sich eines weiteren Gegners entledigt hatte. Seine Schwertschneide war mittlerweile beinahe vollständig schartig und von dem Blut und den
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