Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

schuf, ins Chaos zu verkehren und allen Geschöpfen, die darin leben, unsagbare Qualen zu bereiten.“
    „Du sprichst von den Ghuls, die mir und meinen Gefährten im Milmondo Mirnor begegnet sind, Harpyien und Werwölfen?“
    „Ganz recht, und auch wenn sie einfältig erscheinen, darfst du sie niemals unterschätzten. Besonders dann nicht, wenn ihre Kraft durch eine starke Hand, die sie führt und ihnen Mut verleiht, auf die geeignete Weise eingesetzt wird. Denn das Böse, das sie erweckt und beseelt, ist weit größer als ein gewöhnliches Wesen sich jemals vorzustellen vermag. Hast du dir zum Beispiel jemals Gedanken darüber gemacht, auf welche Weise Aldus Schöpfung von solch schlechten, erbarmungswürdigen Kreaturen unterwandert werden konnte?“ Da der Fürstensohn mit dem Kopf schüttelte, fuhr der Mann in der schwarzen Rüstung fort. „Was viele nicht wissen, ist, dass neben Aldu und seinen Engeln noch ein weiteres Göttergeschlecht existiert, ganz dem Prinzip der Zweiheit, der gegensätzlichen und widerstreitenden Kräfte entsprechend. Tuor, der Zweite, ist derjenige, der einst aus der verbliebenen Leere Mundas entstand, nachdem die alles beherrschende Macht Aldus zu einseitig geworden war. Letztlich hat Aldu seinen geheimen Widersacher somit selbst ins Leben gerufen.
    Tuor ist seinem Erzfeind an Kräften nicht gewachsen, und auch verfügt er nicht über die Möglichkeiten, nach seinem Willen eigene Welten und Gesetzmäßigkeiten zu erschaffen. Sein Wirken beschränkt sich alleinig darauf, das Gute, Blühende und Erhaltenswerte, welches der Eine hervorruft, in Unordnung und Verderbnis zu stürzen. Somit kann nichts, was auf den Zweiten zurückzuführen ist, über eine längere Dauer bestehen bleiben, denn hier versagt seine Macht; in der Zerstörung aber ist er ein unvergleichlicher Meister. So schlich er sich in Arthilien ein, nachdem dieser herrliche Kontinent von dem Einen und seinen Engelswesen fertiggestellt war, verkroch sich für eine lange Zeit in dem schwarzen Loch im hohen, kalten Norden und verkehrte viele Dinge, zunächst auf eine unmerkliche Art. Elben, Zwerge, Oger und Greife ahmte er nach und gebar auf diese Weise Ghuls, Werwölfe und Harpyien. Außerdem entließ er eines seiner persönlichen Kinder in die Welt, das er gemeinsam mit einem weiblichen Vancor, die seine getreuen Dämonen sind, gezeugt hatte und von einem Drachen austragen ließ. Dieses war Moron, der Schwarze Drache, der das Tôl Danur behauste und den ich gemeinsam mit Dassios und dem Zauberer Zarudin einst besiegte.“
    „Das, was du mir erzählst, ist neu für mich, und doch begreife ich so viel zumindest, dass es ein Wahnsinn ist, sich mit solchen Wesen zu verbünden!“, sagte der Fürstensohn. „Wenn du dich mit ihnen einlässt, setzt du das Überleben der gesamten Menschheit und aller anderen freien Völker auf’s Spiel und machst dich unmerklich zu einem Werkzeug dieses Tuors!“
    „Wenn du fürchtest, die Ghuls und ihre sklavischen Brüder könnten mich irgendwann verraten und selbst die Herrschaft über den Kontinent übernehmen, sei unbesorgt. Zarr Mudah, der bekanntlich über eine große Macht verfügt, hat einen Zauber ersonnen, mit welcher er den einfach strukturierten Willen jener Geschöpfe bannen und sie veranlassen kann, uns beiden zu gehorchen. Überhaupt sind sie ohne eine eiserne Führung zu keinen großen Taten fähig, sodass sie wahrscheinlich schon nach kurzer Zeit übereinander herfallen und sich in den Schutz der dunklen Tiefen, in denen sie aufgrund ihrer Furcht vor dem Tageslicht hausen, zurückziehen würden. Und Tuor hat bei weitem nicht genügend Einfluss, um in ihre Geschicke selbst einzugreifen,was Aldu außerdem niemals tolerieren würde. Aber wenn du noch Zweifel an der Ernsthaftigkeit meiner Pläne hast, dann werde ich gerne einen Beweis antreten.“ Nun wandte Theron sich den Soldaten zu, die weiterhin den Eingang flankierten, und erhob seine Stimme zu einem mit Strenge gesprochenen Befehl, dem die Befolgung zu verwehren beinahe unmöglich erschien. „Lasst meine beiden Gäste nun vortreten!“
    Arnhelm fiel auf, dass der Mann, welcher als der Schwarze Gebieter für den Tod tausender Rhodrim verantwortlich zeichnete, sich längst aufführte, als herrsche er und nicht Imalra über Dirath Lum und seine Besatzung. Dies rief Ärger und Sorge in ihm hervor, doch auch die Erkenntnis, dass er sich seinem mutmaßlichen Großvater derzeit keinesfalls widersetzen konnte. Er war allein gegen