Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
anderen meiner Art dem Alter unterworfen war, sondern mein Körper kraftvoll und unverändert verblieb. Sinalwa war sich sicher, dass mir jene Gabe durch Aldu geschenkt wurde, in demjenigen Augenblick nämlich, in dem er mir durch das Engelswesen Lemuriël das Goldene Schwert anvertraute und mir damit eine große Pflicht auftrug.
Irgendwann dann kam jener Tag, welcher mich für immer aus allem Frohsinn riss und mir seit dem Tod meines Freundes Dassios der furchtbarste in meinem Leben werden sollte.
Ich weilte mit unserer Tochter auf einer Wanderung nördlich des Waldes, der unsere Behausung darstellte, als eine Handvoll Piraten von der südlichen Küste unsere Hütte überfiel. Als ich zurückkehrte, hatten sie meine Frau bereits erschlagen und waren gerade im Begriff, unser weniges Hab und Gut zu stehlen. Schmerz und Hass überfluteten mich, und ich ließ nicht einen von ihnen am Leben. Sinalwas Tod aber war nicht mehr rückgängig zu machen, sie war als Elbin an einen Ort gegangen, an welchen ich als Mensch ihr wahrscheinlich niemals werde folgen können. Nachdem ich sie mit meinen Händen an einem versteckten Platz würdevoll beerdigt hatte, blieb ich allein mit meiner Tochter zurück. Wir waren beide so sehr verzweifelt, dass wir wenig aßen und bei Nacht oftmals gemeinsam wach lagen. Wir redeten nur noch wenig, und niemals wieder über freudige Dinge. Zugleich wuchs unsere Wut auf die Lindar, die uns ein friedliches Leben in ihrer Mitte verwehrt und dadurch erst ermöglicht hatten, dass eine der ihren einem solchen Unglück ausgeliefert wurde. In diesen schweren Zeiten, während ich viel Zeit zum Nachdenken hatte und unser Kind allmählich erwachsen wurde, reiften meine Pläne, mit denen ich Rache an denjenigen, die sie verdienten, üben und die groben Ungerechtigkeiten und Übel, die in Arthilien herrschten, beseitigen wollte.
So kam es, dass wir den ersten Schritt zu unseren Zielen taten und es uns gelang, meine Tochter als einfache Bauersgehilfin in einem kleinen rhodrimischen Dorf unterzubringen. Ihre Anmut und ihre musische, zutiefst empfindsame Ausstrahlung, die sie von ihrer elbischen Mutter erbte, führten bald dazu, dass selbst der Fürst während einer mehr als zufälligen Zusammenkunft auf sie aufmerksam wurde und sie zu seiner Frau erwählte. So wurde sie schließlich zur Herrin des Landes, welches ich vor vielen Jahren einst gründete.“
Arnhelm wirbelte zu Imalra herum. Die ganze Zeit über hatte er den Erzählungen des in Schwarz gekleideten Mannes aufmerksam und interessiert gelauscht und dabei den Eindruck erhalten, dass dieser nichts erfand, sondern aufrichtig sprach. Nun aber fühlte er sich plötzlich, als hätte ihn ein Donnerschlag gerührt und eiskalten Frost in seine Adern getrieben. Vieles, an das er in seinem Leben bislang geglaubt hatte, geriet mit einem Schlag ins Wanken und drohte, für immer aus den Angeln gehoben zu werden. Was er gehört hatte, konnte einfach nicht sein! Doch andererseits erinnerte er sich beispielsweise daran, dass er sich als Kind mehr als ein Mal über die auffallende Form der Ohren seiner Mutter, welche diese für gewöhnlich sorgsam verbarg, gewundert hatte. Und dann ihre niemals verbleichende, jugendliche Schönheit ...
„Du bist ...“, fragte der Fürstensohn mit unvollendeten Worten.
„Es ist die Wahrheit, Arnhelm“, sagte Imalra mit der gütigen, geduldigen Milde einer Mutter, die ihren Sohn über die wesentlichen Dinge Mundas in Kenntnis setzt. „Ich bin geboren in den Leuchthainen, als Tochter einer Elbin, die so früh starb, das ich ihr Antlitz nur noch als vages Gemälde in meiner Erinnerung bewahre. Der Perlen-Gobelin, jenes einmalige Kunstwerk des Volkes der Lindar, das du so gut kennst und oft bewundert hast, ist das einzige, was mir von meiner Mutter geblieben ist.
Dafür ist Theron Goldklinge fürwahr am Leben, er lebt dank der Kraft des Goldenen Schwertes, als dessen Hüter er auserkoren war. Er ist mein leiblicher Vater, sodass auch du sein Blut in deinem Körper trägst, da er dein Großvater ist. Es ist mir wichtig, dass du alles verstehst und du auch weißt, dass ich Tarabunt, deinem Vater und meinem Gemahl, zu jeder Zeit einetreue, ihn aufrichtig liebende Gefährtin gewesen bin. Er war ein guter Mann und ein großer und selbstloser Herrscher, mehr als jede Frau, ob Mensch oder Elbin, sich von ihrem Partner jemals erträumen kann.“
„Und doch war alles geplant“, sagte Arnhelm mit bitterer Stimme. „Euer Kennenlernen, die
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