Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
fortan in Eurer Nachbarschaft errichten, so wie es ihnen gefällt! Dies mag Euch wie eine Bedrohung erscheinen, doch in Wahrheit sind wir es, die sich von Euch bedroht fühlen müssen!
Nichtsdestoweniger gibt es einen Weg, einen weiteren Krieg zwischen Mensch und Ork zu verhindern! Zieht Euch zurück aus dem Süden Eures Reiches und begnügt Euch mit dem Gebiet, welches nördlich von Isandretta beginnt! Dies sollte für Euer Volk als Lebensraum genügen! Die Große Mauer wird von uns geschleift werden, denn sie ist das Symbol Eures unberechtigten Herrschaftsanspruchs und der Unterdrückung, die von Eurer anmaßenden Neidhaftigkeit ausgeht! Überall werden hingegen friedliebende orkische Siedlungen entstehen, die Eure Grenzen respektieren und allen Menschen, sofern sie guten Willens sind, freies Geleit gewähren werden!
Dies ist mein Angebot, Beregil, Kommandierender Lemurias, Lakai eines Königs, der seineSoldaten offenkundig nicht genügend wertschätzt, um sie mit seiner Anwesenheit und Unterstützung zu beehren! Ihr sollt Bedenkzeit haben bis zum Einbruch der Nacht! Wählt, dass unsere Völker fortan gleichberechtigt nebeneinander leben, oder wählt den Tod von Tausenden Eurer jungen Männer sowie das Leid deren Mütter! Und seid damit Zeuge dafür, dass sich die Zeit von Kherons Geschlecht dem Ende entgegen neigt!“
Die Stille, die auf die Rede der dunklen Gestalt folgte, war wie ein Donnerschlag. Dann wandte sich der Heeresführer der Horde um und schritt zurück in Richtung seines Lagers. Die ihn umgebenden Krieger folgten ihm sogleich, wobei sie rückwärts gingen und die Mauer im Auge behielten, jederzeit bereit, ihre Schilde zu heben und ihren Anführer vor einem plötzlichen Angriff zu beschützen.
Als letzter blieb der großgewachsene, grobschlächtige Ork zurück. Zunächst blinzelte er den Soldaten auf dem Schutzwall lächelnd zu, sodass es schien, als wolle er es allein mit dem ganzen feindlichen Heer aufnehmen. Dann packte er die mit Weiß gekrönte Fahnenstange, die er die ganze Zeit über gehalten hatte, mit beiden Händen, unternahm eine für ihn leichte Kraftanstrengung und zerbrach das robuste Holz in zwei Teile. Anschließend schleuderte er die Bruchstücke wahllos von sich und ging dann ebenfalls gemächlich davon, seinen Artgenossen hinterher.
Die Stunden bis zum Abend verrannen langsam, während die Luft weiterhin heiß und stickig blieb. Pflichtgemäß hatte Beregil einen berittenen Boten nach Pír Cirven entsandt, der den König über das bislang Geschehene unterrichten sollte. Allerdings war ihm klar, dass dieser den Wolkenturm selbst bei rasantem Ritt erst irgendwann am nächsten Tag erreichen und man vor dem nächsten Abend unmöglich mehr eine Antwort erhalten würde. Eine solche schien jedoch auch nicht zwingend vonnöten in dieser Situation, denn die Forderungen der Orks waren unerfüllbar und kamen in ihrer Dreistigkeit wie ein Hohn daher.
Dennoch, so hatte der Oberkommandierende mittlerweile erfahren müssen, wurde innerhalb seiner Armee allen Ernstes über die Aufrichtigkeit des Ultimatums der Feinde diskutiert! Vor allem diejenigen, die ohnehin aus dem Norden kamen, sprachen hinter vorgehaltener Hand etwa von der Möglichkeit, einen Scheinfrieden zu schließen, sich mitsamt der Bevölkerung in Richtung der Hauptstadt zurückzuziehen und in späterer Zeit das verlorene Gebiet zurückzuerobern. Er selbst konnte solche Ehrenlosigkeit nicht fassen und nahm sich vor, dem ersten, den er dabei erwischte, in den eigenen Reihen auf diese Weise Unfrieden und Zweifel zu schüren, vor versammelter Mannschaft gehörig die Leviten zu lesen und ihn anschließend in Ketten legen zu lassen. Zweifellos hatte das Erscheinen des Schwarzen Gebieters nicht eben zur Anhebung der Moral der Männer beigetragen.
Als die Sonne sich im Westen in einer feurigen Glut verneigte, wurden auf Seiten der Verteidiger die letzten Vorbereitungen auf den endgültigen Ausbruch des Krieges zwischen Lemuria und Durotar getroffen. Die vier Regimenter Bogenschützen hatten sich ihre Köcher mit so vielen Pfeilen wie möglich gefüllt und gingen auf Türmen und Wehrgang in Stellung. Unterhalb der Treppen, die auf den Wall hinaufführten, waren viele Feuerstellen entzündet worden, auf denen Kessel mit Öl zu einer siedenden Temperatur erhitzt wurden. Diese konnten mit Seilzügen rasch nach oben befördert und im Falle, dass die Feinde die Mauer erstürmen wollten, als wirkungsvolle Waffe gebraucht werden. Zu demselben
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