Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Verbindungsgang zwischen den beiden Einzelbauten. Niemand konnte mehr genau sagen, wer vor langer Zeit auf die Idee gekommen war, jene sonderbare, wenig praktisch erscheinende Gebäudeform zu ersinnen, denn die Pyramiden gehörten zu den ältesten Werken Luth Goleins überhaupt. Vor der Zeit Horbarts waren sie für die breite Masse unzugänglich gewesen, denn die Gaunerorganisation, die damals über die hiesigen Bezirke herrschte, hatte sie für sich beansprucht und sie als Hauptquartier und Lagerstätte genutzt. Im Anschluss an die umfassende Besetzung der Stadt durch die Armee des Pferdefürsten dann hatte einer dessen Verwalter die beiden auffälligen Gebäude in einen militärischen Stützpunkt umfunktioniert. Später aber, noch bevor Tarabunt die Krone übernahm, beschlossen die Vertreter des Herrschers Rhodrims, sich hinsichtlich ihrer Gegenwart in der Metropole auf deren zentrale Viertel zu konzentrieren und das Südviertel weitgehend sich selbst zu überlassen. Nach dem anschließenden Abzug der Soldaten wurde der imposante Doppelbaunach und nach verschiedenen neuartigen Zwecken zugeführt, und so befanden sich dort mittlerweile etliche Läden, ganze Ebenen, die Obdachlosen und anderen lichtscheuen Gesellen zum Aufenthalt dienten, sowie, vornehmlich in den oberen Bereichen, einige Wohnungen. Nicht zu vergessen war ferner die Tatsache, dass die solide gebauten Pyramiden im Belagerungsfalle vorzüglich gegen anstürmende Feinde verteidigt werden konnten.
„Solche Gebäude habe ich noch niemals gesehen“, sagte Ulven. „Ich kann mir nicht einmal vorstellen, auf welche Weise man so etwas Kompliziertes überhaupt erbauen kann.“
„Dieser Ort enthält vieles, was manche verabscheuungswürdig finden“, sagte Braccas, „aber er birgt auch einmalige Dinge und so manche Geheimnisse und brachte außerdem Menschen hervor, die auf ihre Weise Großes geleistet haben.“
„Heißt es nicht, dass Fürst Horbart, der Großvater Arnhelms, Luth Golein einst zerstören wollte, da ihm der Laster an diesem Ort ein Dorn im Auge war?“, fragte Dwari.
„Ja, so war es wohl gewesen. Aber man sagt, dass ihn seine Berater schließlich davon abbrachten, da sie befürchteten, dass die Gauner und Tagediebe, die hier lebten, ansonsten in anderen Gegenden des Reiches für Unfrieden gesorgt hätten. Und ich denke, dass die Entscheidung richtig war, denn wie sonst könnten wir Menschen uns heute an den Waren von Euch Zwergen erfreuen, mein Freund?“, erwiderte der rotbärtige Mensch an seiner Seite schmunzelnd. „Doch nun kommt, wir müssen den Marktplatz umrunden und uns dann rechts halten! Danach sollten wir den Treffpunkt bald gefunden haben.“
Der alterfahrene Abenteurer führte seine drei Gefährten an dem Gedränge, das im Umkreis des Platzes herrschte und im ohrenbetäubenden Lärm zu versinken schien, vorüber. Sie gelangten auf eine Kreuzung, wo sie unversehens von einigen finster dreinschauenden Gestalten, die in Richtung des Markttreibens unterwegs waren, heftig angerempelt wurden. Marcius wechselte mit einem der Männer, die ihn beinahe zu Fall gebracht hätten, einen wütenden Blick, woraufhin Dwari unter dem weiten Mantel, der ihm als Tarnung diente, bereits den Schaft seiner Streitaxt ergriff. Einige weitere Personen, die unter ihren Gewändern mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls bewaffnet waren, blieben nun stehen und schienen begierig darauf zu sein, den sich anbahnenden Streit zu beobachten und sich womöglich sogar darin einzuschalten.
Braccas erkannte, dass die Situation jeden Augenblick eskalieren konnte, sodass er seinen jüngeren Begleiter an der Schulter packte und ihn mit sich zu ziehen versuchte. „Komm, wir müssen weiter, Marcius!“, sagte er drängend. Jedoch war es bereits zu spät.
Der schwarzhaarige Rhodrim hatte mittlerweile ebenfalls die Hand auf den Knauf seines Schwertes gelegt, was als Drohgebärde dienen sollte, und ungestüm entwand er sich dem Griff seines älteren Landsmannes und hielt den abschätzigen Blicken seines Gegenübers stand.
„Du solltest auf deinen alten Vater hören, dich heim zu deiner Mutter scheren und dich an ihrem Rockzipfel ausheulen. Da ist es sicherer für einen Grünschnabel wie dich ...“, sagte der Wortführer der fremden Männer, ein großer, schmutziger Kerl mit einem Schnauzbart, und lachte verächtlich. Dann zückte er einen Dolch mit einer gezackten Schneide, die trotz Rostbefalls vor unverminderter Schärfe funkelte. Gleichzeitig befleißigten
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