Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
in ihre Richtung wiesen, und auch sonst wirkte die Gasse eigenartig leer, still und von den benachbarten Straßenzügen abgeschottet. Der richtige Ort also für jemanden, der nicht gefunden werden wollte.
„Und du bist wirklich sicher, dass dieser Gauner, den du kennst, vertrauenswürdig ist und ihm nicht der Sinn danach steht, uns auszurauben und an unsere Feinde zu verkaufen?“, fragte Marcius.
„Wenn du über irgendetwas, was sich in Munda ereignet, sicher sein willst, dann musst du warten, bis es vorüber ist und niemand mehr etwas an dem Geschehenen ändern kann. Im Voraus jedoch gibt es kein gesichertes Wissen über irgendeine Sache, sodass du dich allein deines Verstandes und deiner Erfahrung bedienen kannst“, sagte Braccas. „Und wenn ich dies nunmehr beherzige, dann sagt mir eine innere Stimme, dass Jabbath mit seinen zwielichten Geschäften so gut verdient, dass er keine Änderung der Dinge anstrebt und uns deshalb helfen wird, die bestehende Ordnung zu bewahren und eine neue Form der Herrschaft über Rhodrim, deren Ergebnis und Ausmaß nicht abzusehen wären, zu verhindern. Außerdem schuldet er mir noch einen kleinen Gefallen. Aber lassen wir uns überraschen.“
„Wir Zwerge sind nicht gerade bekannt dafür, dass wir Überraschungen lieben. Aber wenigstens habe ich noch meine Axt bei mir, auf die ich mich schlimmstenfalls auf jeden Fall verlassen kann“, brummte Dwari nachdenklich unter seinem langen Bart.
„Und wir sind froh, dass wir uns auf dich verlassen können, Freund Dwari“, sagte Braccas. „Gleichwohl hüte dich davor, gegen die Regeln dieser Leute ohne Not zu verstoßen und sie in Zorn zu bringen, denn wir sind hier als ihre Gäste, die um Beistand ersuchen, und nicht in den Höhlen und Tälern des Milmondo Auron.“
„Wenn ich diesen zerfallenen Menschbau sehe, wünsche ich mir umso mehr, ich wäre jetzt dort“, bemerkte der Zwerg seufzend.
Braccas, Dwari, Ulven und Marcius überquerten den verbleibenden Weg, der vor ihnen lag und aus dessen zusammengestampfter Erde vereinzelte Grasbüschel wuchsen. Als sie sich dem Anwesen näherten, erkannten sie, dass dessen Eingangspforte im Gegensatz zum Rest des Gebäudes neu wirkte und aus soliden Holzplanken bestand. Braccas trat ohne zu zögern an die Tür heran und klopfte kraftvoll an. Zunächst zwei Mal, dann machte er eine kurze Pause, und schließlich drei weitere Male.
Die drei Begleiter des rotbärtigen Abenteurers waren einige Schritt zurück geblieben und machten sich instinktiv bereit, nach ihren Waffen zu greifen, die unter ihren wollenen Überwürfen verborgen waren. Ihre ohnehin schon vorhandene Unruhe steigerte sich noch, als auch nach einer Weile noch keine Erwiderung auf das Anpochen kam.
Dann ertönte plötzlich das Kratzen eines rostigen Eisenriegels, den man offensichtlich seit langer Zeit nicht mehr geölt hatte. Nachdem das langgezogene Geräusch verklungen war, öffnete sich die Tür überraschend lautlos einen Spalt breit. Danach geschah zunächst nichts weiter.
„Dieses geheimnisvolle Getue gefällt mir ganz und gar nicht“, sagte Dwari.
„Vielleicht ist das aber auch ihre Art, uns ihre Einladung auszusprechen“, gab Ulven hoffnungsvoll zu Bedenken. Er bemerkte dabei selbst, dass er wenig überzeugend klang.
„Wie dem auch sei, ich werde nun vorangehen“, sagte der Älteste der Menschen. „Vergesst nicht, dass Ihr mich das Wort führen lasst und Eure Kampflust zügelt und für geeignetere Gelegenheiten aufhebt.“
Erstmals seitdem sie Luth Golein in den frühen Morgenstunden dieses Tages betreten hatten, schlug er nun seine dunkelgraue Kapuze zurück, sodass sein noch immer kraftvoll wallendes, rotglühendes Haar zum Vorschein kam. Die anderen taten ihm dies nach, entblößten ihre Häupter und schickten sich anschließend an, ihrem Anführer nachzufolgen.
Braccas stieß die Pforte nach innen auf und schritt über die Eingangsschwelle, woraufhin er in einen nicht sehr großen Vorraum gelangte. Ein vergammelter Geruch hing in der Luft, und alles wirkte noch schmutziger und verwahrloster, als es von außerhalb des Gebäudes her den Eindruck gemacht hatte. Ein Garderobenständer aus Metall war zu sehen, und eine hölzerne Bank zu ihrer Rechten, deren Oberfläche jedoch teilweise zerbrochen war. Die Leinwand eines Gemäldes, das gegenüber der unbrauchbar gewordenen Sitzgelegenheit an der Wand angebracht war, hing in Streifen herunter und wies zahlreiche unschöne Flecken auf. Beleuchtet wurde der
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