Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
bemerkte, zu trocknen oder die greifbare Tristesse, die träge zwischen den dicht aneinandergerückten Betonklötzen hing, ein wenig aufzuhellen. Einige Menschen – zumeist ältere Leute, die Taschen schleppten und auf Krückstöcken gingen – kamen ihnen entgegen, und da an manchen Stellen in der Mitte des Durchgangs außerdem Blumenkübel mit verdorrtem Inhalt aufgestellt waren, waren die Reiter gezwungen, in gemächlicher Geschwindigkeit einer nach dem anderen zu passieren.
Es dauerte folglich eine gehörige Zeit, die mit unerträglicher Langsamkeit zu verrinnen schien, bis die neun jenes Nadelöhr endlich durchquert hatten und wieder eine richtige, noch dazu recht ausladende Straße vor sich sahen. Als ob sie aus einer in Pech getunkten Höhle in die grelle Glut des Mittags hinaustreten würden, wurden die Sinne der Menschen, der Elben und des Zwerges nunmehr in Licht gebadet, und sie durften ihre Blicke freudig auf eine Vielzahl von verkehrenden Personen, Wagen und Reitern richten. Auf der ihnen gegenüberliegenden Wegseite erschauten sie weiterhin einige Läden und schmucke Fachwerkhäuser, was für jene Umgebung zweifellos bemerkenswert war.
„Dies ist eine der Hauptdurchgangsstraßen von Luth Golein“, sagte der Gauner, der groß gewachsen war und seinen strengen Gesichtsausdruck stets bewahrte. „Nicht weit vor uns liegt die südliche Stadtmauer, und jenseits derselben erstreckt sich freies Land, soweit das Auge reicht. Auch der Barno ist dann nach Süden hin nicht mehr allzu weit. Was Eure Verfolger angeht, so sollten wir diese einstweilen abgeschüttelt haben, und im Getümmel, das vor uns liegt, sollten sie uns ebenfalls nicht ausmachen können. Es ist darum an der Zeit uns aufzuteilen, denn von hier aus führen direkte Wege sowohl nach Westen als auch nach Osten.“
„Was ist, wenn sie uns an den Toren auflauern?“, fragte Ulven. „Wenn sie jeden einzelnen Passanten durchsuchen, werden sie uns sicher erkennen.“ Seine schwere Stimme und der bange Seitenblick hin zu Braccas, der seit so langer Zeit schon der vertraute Führer von Marcius und ihm war, verrieten, dass ihm erst nun klar wurde, dass der Zeitpunkt der Trennung gekommen war. Er und sein wenig älterer Freund würden mit den drei Elben in das fremdartige Orkland aufbrechen, das von allen Menschen, selbst von wagemutigen Abenteurern wie Braccas Rotbart, als unheilvoller, vermeintlich verbotener Ort stets gemieden worden war. Um wie viel einfacher erschien ihm da die Aufgabe, die dem rotbärtigen Kämpen und Dwari, dem sturköpfigen und gleichermaßen liebenswürdigen Zwerg, bevorstand! Noch einige Zeit zuvor hätte er sich wahrlich nicht ausmalen können, dass er die weite Reise durch das Steppenland und die unerforschte Wildnis des Ostens im Vergleich zu anderen Unannehmlichkeiten jemals als dankbaren Ausflug ansehen würde!
„Luth Golein ist eine freie Stadt, hier kann jeder kommen und gehen, wie er will“, antwortete der Wortführer von Jabbaths Männern unwillig. „Es gibt viele Tore, und diese stehen immer offen, und außerdem gibt es seit dem Krieg gegen die Orks nicht mehr so viele Soldaten, als dass sie alle Zugänge lückenlos überwachen könnten.“
„Ja, aber da die Handlanger der Fürstin trotz ihrer geringer gewordenen Zahl in unserer Stadt anscheinend so versessen darauf sind, Euch zu erwischen, sollten wir uns dennoch beeilen und Euch dorthin bringen, wo Ihr sicher seid und uns keine weiteren Schwierigkeiten mehr bereitet“, sagte der kleinere der beiden Führer der Gruppe. Er hatte dabei sein offensichtlich gewohnheitsmäßiges,schiefes Grinsen aufgesetzt und wirkte so, als wäre er von einer eigenartigen Selbstsicherheit beseelt.
Der Gauner mit den schroffen Gesichtszügen nickte seinem Kameraden bejahend zu. „Ich werde diejenigen von Euch begleiten, die nach Südwesten gehen wollen. Servath wird die anderen nach Osten aus der Stadt hinausbringen. Und nun entscheidet Euch rasch, wie Ihr Euch aufteilen wollt, wir fallen auf, wenn wir hier zu viel Zeit zu Pferd verbringen.“
Der Abschied von ihren so liebgewonnenen Gefährten fiel wesentlich knapper aus, als Ulven und Marcius es erwartet hatten und sie es sich gewünscht hätten. Braccas Rotbart, der so enge Vertraute der Fürstenfamilie und Mentor Arnhelms, sah ihnen beiden jeweils für eine Weile fest in die Augen und lächelte ihnen aufmunternd zu. Dann wandte er sich Eldorin und dessen Elbenfreunden zu und wünschte ihnen außerordentliches Glück für
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