Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
dieses Vorgangs bestand darin, dass die Verfolger, welche jene Widrigkeit nicht erwartet hatten, in großer Zahl rücklings stürzten, den Halt verloren und bei ihrem nachfolgenden, unglückseligen und tiefen Fall ihre Kameraden mit sich rissen. Keinem der entsandten Häscher gelang es hernach für eine ganze Weile, erneut bis an die obersten Sprossen zu gelangen und einen Weg zu finden, den Flüchtigen durch die nunmehr verschlossenen Fenster nachzufolgen. Zudem hatte sich inmitten des großen Raumes schlagartig eine triste Dunkelheit breitgemacht, denn keine einzige Kerze oder Fackel war dort entzündet, sodass unter den Soldaten große Kopflosigkeit und Furcht um sich griffen und dazu führten, dass diese zunächst einmal ausreichend mit sich selbst beschäftigt waren.
Braccas, Dwari, Ulven und Marcius hatten ihre Pferde bei ihrer Ankunft in der Stadt der Diebe in einem Stall zur Pflege abgegeben, um diese vor ihrem Aufbruch dort wieder abzuholen. Nun würden sie, so wie die Dinge lagen, keine Gelegenheit mehr dazu haben, ihr Vorhaben umzusetzen, jedoch machten die Tiere, die ihnen Jabbath zur Verfügung gestellt hatte, einen durchaus gleichwertigen Eindruck.
Ein gefleckter Schimmel und ein Brauner standen mit aufgezogenen Sätteln neben dem gezimmerten Unterstand, der den Hausbewohnern als Stallung diente, als einzige, die noch unbemannt waren, bereit und wurden von Braccas und dem größeren der beiden Gauner an den Zügeln gehalten. Die beiden jungen Rhodrim sprangen von dem Dach hinunter und erreichten sicher die Rücken der ihnen zugedachten Pferde. Beide wirkten sie nun, da sie ihre Verfolger abgeschüttelt hatten und ihre Flucht unter einem guten Stern zu stehen schien, wieder zusehends unverzagt und guten Mutes.
Dwari, der wie erwartet nicht zu überreden war, eines der Reittiere allein zu besteigen, hatte sich vor seinen Freund Braccas gesetzt, sodass im Ganzen neun Reiter auf acht Pferden verteilt den Ritt durch das Hintertor des Anwesens antraten. Auffällig waren dabei die Tiere, welche die Elben mitgebracht hatten, denn diese waren allesamt Isabellen von hochgewachsener Statur mit glänzendem, goldgelbem Fell und silberweißer Mähne. Ihre Fesseln und Hälse waren schlank und ihre Körper leicht, sodass sie ähnlich wie ihre Herren zerbrechlich wirkten. Schon nach wenigen Dutzend Schritt, welche die Gemeinschaft gemeinsam hinter sich gebracht hatte, wurde allerdings deutlich, dass die Elbenpferde schnelle Beine besaßen und zudem eine ungemein große Ruhe und Überlegtheit ausstrahlten, was den Tieren in ihrer Nähe zu Gute kam. Wie schon bei anderen Gelegenheiten fragten sich die Menschen, ob die Angehörigen des Elbenvolkes einen Zauber zu Hilfe genommen hatten, um einen solch vorteilhaften Zustand zu erzielen, vermutlich jedoch war es einfach so, dass sich im Laufe der Zeit ihr eigenes Wesen auf ihre tierischen Begleiter übertragen hatten.
An die rückwärtige Seite des Anwesens schloss sich eine Gasse an, die etwas breiter und kürzer war als diejenige, die zur Vordertür des Gebäudes hinführte. Zudem wurde die Passage nicht von Mauern gesäumt, sondern von gewöhnlichen Wohnhäusern, die in durchgehenden Reihen standen, sodass das Mauerwerk des einen Hauses in dasjenige des nächstfolgenden überging. Noch für eine kurze Zeit fühlten sich die Fliehenden unwohl in ihrer Haut und fürchteten jeden Augenblick, einer List der Soldaten aufzusitzen und in einen Hinterhalt zu geraten. Schon bald aber gelangten sie an den nächsten Knotenpunkt, an welchem der Weg, den sie bisher beritten hatten, in eine geräumigere Straße mündete, welche sich von da an nach links und nach rechts wand. Die beiden Führer der Gruppe bogen in hohem Tempo nach links ab, um sich gleich danach wieder in eine engere Gasse nach rechts zu begeben. Jener Weg war abschüssig, löchrig und wies keine Pflasterung auf, sodass er durch den jüngsten Regenfall und diedanach folgende Benutzung durch Passanten erheblich aufgeweicht und glitschig geworden war. Die umliegenden Häuser wirkten überaus verschmutzt und verwahrlost, viele von ihnen schienen leer zu stehen, und aus manchen drang ein ekelhafter Gestank, über dessen Ursprung niemand auch nur spekulieren mochte, ins Freie hinaus. Kaum ein Lichtstrahl der im Westen langsam sinkenden Sonne kam hierher durch, um den Schlick, welcher den Boden bildete und unschöner und noch weniger einladend aussah als der Pfuhl in manchen Schweineställen, wie Marcius spöttisch
Weitere Kostenlose Bücher