Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
ich zu kurz geraten! ...“, erwiderte der Zwerg.
Im nächsten Augenblick rutschte er ab.
Als Dwari vor Schreck die Luft aus seinen Lungen prustete und sich innerlich bereits auf einen tiefen und ungemütlichen Fall vorbereitete, spürte er, wie er von oben an seinem rechten Handgelenk gepackt wurde. Der Hände des Elben waren so zart, dass sie an dem rauen undkräftigen Arm des Zwerges kaum spürbaren Eindruck hinterließen, aber dennoch war der Griff stramm und genügte, ihn vor dem Abrutschen zu bewahren. Unter Aufwendung all seiner Kräfte zog Nurofin den herabbaumelnden Dwari nach oben, bis dieser sich mit seiner linken Hand wieder selbst abzustützen und Halt zu verschaffen vermochte. Unmittelbar als der Zwerg sich auf das Fenstergesims hievte, klirrte zwischen seinen Beinen, die noch im Inneren des Raumes baumelten, ein Speer gegen die Wand, eben dort, wo sich unmittelbar zuvor noch sein Leib befunden hatte. Ein Loch bildete sich an der Einschlagstelle, und einige Mauersplitter verteilten sich nach allen Richtungen hin. Jedoch fand die schwere Waffe letztlich keine Haft und segelte senkrecht nach unten, wo sie hart auf dem Boden aufschlug.
„Wer hätte gedacht, dass Ihr Zwerge so viel Gewicht auf so wenig Größe verteilt“, sagte der Nolori keuchend. Dann sprang er gemeinsam mit Dwari an der Außenfassade des Gebäudes hinab, woraufhin die beiden sicher auf der dort verlaufenden, vorsprungartigen Leiste landeten. Sogleich erkannten sie, dass die beiden anderen Elben und ihr stadtkundiger Führer über die Stallbedachung bereits den sicheren Erdboden erreicht hatten, und machten sich ohne Verzögerung daran, ihnen auf dem gleichen Weg nachzufolgen.
In der Zwischenzeit hatten sich einige der geschicktesten unter den Soldaten daran gemacht, die rechte der beiden Leitern zu erklimmen und ihren rhodrimischen Landsleuten, die eilig vor ihnen flüchteten, immer dichter auf den Leib zu rücken. Braccas Rotbart strahlte zwar noch immer eine Energie und Lebenskraft aus, um die ihn viele, die weitaus jünger waren als er, beneideten. Dennoch kam er bei solchen Gelegenheiten nicht umhin, seinem Alter Tribut zu zollen. Mit größter Anstrengung kletterte er die Sprossen hinauf, deren Zahl scheinbar kein Ende nehmen wollte, und wurde, als er zwei Drittel des Weges hinter sich gebracht hatte, sogar noch etwas langsamer als zuvor. Auf diese Weise zwang er Marcius, der als junger, athletischer Kerl der deutlich Schnellere der beiden war, sich der geringen Geschwindigkeit seines Vordermanns anzupassen und mit anzusehen, wie ihm die Häscher immer näher kamen.
Endlich erreichte der Rotbärtige den Ausstieg. Und da ihm Ulven, der noch immer in der Fensteröffnung saß, behilflich war, gelang es dem ins Alter gekommenen Abenteurer recht fließend, über die Brüstung nach außerhalb zu verschwinden und mit einem Sprung in vorübergehende Sicherheit zu gelangen. Kaum noch zwei Schritt Weg lagen unterdessen vor Marcius, der zuvor im oberen Bereich der Stiege notgedrungen eine Weile hatte verharren müssen, dann würde auch er es geschafft haben. Dann waren es nur noch einige Ellen, und schließlich stützte er sich mit den Händen auf die Unterkante der großen Luke und machte sich bereit, sich mit den Füßen ein letztes Mal abzustoßen, um seinen Körper ins Freie zu winden.
Plötzlich fühlte er, wie sich kräftige Finger mit größtmöglicher Gewalt in die Sehnen seines rechten Fußgelenks bohrten, begleitet von einem lauten Triumphgeschrei. Ein pochender Schmerz stieg in ihm, und sein von Panik ergriffener Verstand malte sich aus, dass sein Bein gerade von einem scharfen Messer zersägt und sein Fuß abgetrennt würde. Tatsächlich aber spielten ihm seine Überraschtheit und der Schrecken, der über ihn gekommen war, einen Streich, denn weiterhin hielten ihn lediglich die beiden Hände eines seiner Verfolger umklammert. Der großgewachsene Mann unter ihm, dessen Atem er trotz der Distanz, die zwischen ihnen lag, in seinem Nacken zu spüren glaubte, begann indessen damit, ihn nach unten zu ziehen und ihn gleichzeitig mit wüsten Worten zu traktieren.
„Gleich haben wir dich, du kleiner Feigling, dann wirst du dir wünschen, dass du uns nicht verärgert hättest!“, frohlockte der Verfolger, der Marcius gepackt hielt, mit giftiger Zunge und vergrößerte seine Kraftanstrengung noch.
Der junge Rhodrim versuchte, sich zur Wehr zu setzen, indem er sich an dem Mauerstück, auf welchem er sich abgestützt hatte,
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