Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
hatten sich überall auf dem Boden niedergelassen.
„Keine Angst, diese Burschen sind harmlos und würden es nie wagen, ohne Einwilligung des Gaunerkönigs in seinem Revier einen Überfall zu verüben“, rief Servath den ihm Nachfolgenden zu, während er das Tempo etwas verringerte. „Außerdem kennen sie mich, denn ich lungerte einst an ähnlichen Orten rum, bis Jabbaths Leute mich entdeckten und zu einem der ihren machten. Nun geht es mit glücklicherweise besser, doch kann sich das ebenso schnell wieder ändern, gerade wenn Krieg und die Umstürzung der Herrschaftsverhältnisse drohen. Es ist daher wichtig in Luth Golein, dass man seine Früchte auf dem Feld beizeiten erntet, wie ein rhodrimischer Bauer sagen würde, und nicht riskiert, dass sie eines Tages plötzlich faul und unnütz werden.“ Braccas und Dwari fiel auf, dass sich die Stimmung des Mannes plötzlich gewandelt zu haben schien, denn aus grinsender, kühler Sorglosigkeit war ein weitaus trübsinniger und grüblerischer Ton geworden. „Dies hier ist übrigens eine Abkürzung und noch dazu ein Platz, den kein Soldat freiwillig betreten würde“, fuhr er dann wieder mit einem etwas gelockerten Zungenschlag fort. „Noch einige wenige, versteckte Gassen, dann haben wir das Tor, durch das Ihr verschwinden werdet, auch schon fast erreicht!“
Der Gauner mit dem Glasauge, dem Kopftuch und dem dünnen, strichartigen Kinnbärtchen nahm den Galopp wieder auf und ließ sein Pferd seinen Lauf anschließend noch einmal beschleunigen, gleich nachdem sie das unwegsame Gewirr des Parks verlassen hatten und wieder auf eine feste Straße stießen. Nach wenigen Dutzend weiteren Schritt schwenkte der Führer der kleinen Gruppe sein Reittier nach links und bog in einen Bereich ein, in welchem moosgrüne, teils in sich zusammengefallene Mauern für eine verwinkelte Wegführung sorgten.
Der ältere Rhodrim und der Zwerg hatten derweil allmählich genug von dem hastigen, nicht ungefährlichen Ritt. Überdies hatten sie längst das Gefühl dafür verloren, wo ungefähr sie sich befanden, und wünschten sich innig, endlich die äußere Stadtmauer und ein darin eingelassenes, geöffnetes Tor zu erblicken.
Plötzlich erschraken die beiden Freunde, die sich ein Pferd teilten, woraufhin Braccas so heftig an den Zügel zog, dass Dwari weit auf dem Hals des Tieres nach vorne rutschte und beinahe gänzlich den Halt verloren hätte. Mit Geschick und der notwendigen Ruhe, die man für solche eine Übung brauchte, wendete der rotbärtige Abenteurer augenblicklich den Braunen, der ein gutmütiges Wesen besaß und sich seinem Willen gerne fügte. Noch ehe er eine Flucht allerdingsauch nur im Ansatz zu beginnen vermochte, erblickte er vor seinem Angesicht zu seiner Bestürzung das gleiche Bild wie in der entgegengesetzten Richtung zuvor: eine ganze Menge von das Wappen des Fürstentums auf ihren Harnischen tragenden, bis an die Zähne bewaffneten Soldaten, die sich teils zu Fuß, teils zu Pferd an beiden Enden der Wegstrecke aufgebaut hatten. Dieser hinterhältige Schuft, der sich Servath schimpfte, hatte sie in eine Falle geführt!
Dwari griff nach dem Schaft seiner Axt, doch hätte er, um sie mit beiden Händen zu schwingen, vorher aus dem Sattel springen und sich auf den Boden begeben müssen. An der Entschlossenheit dazu mangelte es ihm nicht, wie man leicht erraten konnte, wenn man ihn nur ein wenig kannte, doch zögerte er zunächst trotzdem, da er wohl abwarten wollte, ob sein menschlicher Freund, der das Pferd lenkte, nicht doch noch einen Fluchtweg erspähen würde. Nüchtern betrachtet, war dies jedoch unmöglich. Die beiden Verzweifelten befanden sich in einer langen Gasse, die von gerade verlaufenden Mauern, die ein gutes Stück über ihre Köpfe reichten, begrenzt wurde. Dreißig Schritt vor ihnen harrten mindestens zwei Dutzend Soldaten, die mit ihren Speeren drohend auf sie zielten und den Versuch, ihre Reihen todesmutig zu durchbrechen, zweifellos zu einem selbstmörderischen Unterfangen machen würden. Hinter ihnen sah es nicht besser aus, denn mehr als fünfzehn ihrer Häscher waren ihnen entweder gefolgt oder aus irgendeinem seitlichen Gang, für den sie während ihres scharfen Ritts keine Aufmerksamkeit gehabt hatten, geeilt und schnitten ihnen nunmehr den Weg ab.
„Es tut mir leid“, rief ihnen der Schurke, der sie verraten hatte, schallend und mit einem höhnischen Unterton zu, „doch wie ich schon sagte, können sich die Umstände ändern! Jabbath
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