Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
des Stammes war, überlegten, ob es sich bei jenen zart aussehenden und ein wenig hochmütig erscheinenden Personen vielleicht um Mitglieder der Fürstenfamilie oder andere hochrangige Würdenträger handelte, die man aufgrund einer Notlage oder großen Gefahr in Sicherheit hatte bringen müssen.
„Eine schöne Bescherung ist das, und so etwas ausgerechnet wieder mir!“, blaffte Uchnoth unvermittelt los und riss die gemeinen Stammeskrieger in seiner Nähe aus ihren Beobachtungenund Erwägungen. Dann reckte er sich auf und sprang auf den Pfad hinaus, um sich vor den Ankömmlingen wie ein unverrückbares Hindernis aufzubauen. Das übergroße Doppelhänderschwert, das er schon während der Schlachten in Nordamar geschwungen hatte und welches damals viele Scharten davongetragen hatte, hielt er dabei mit der Spitze zum Boden gerichtet.
„Halt!“, brüllte er so laut und derb, dass jedes Tier in der weiteren Umgebung vor Schreck unverzüglich Reißaus nehmen musste. „Ihr betretet Land, das zum Jagdgebiet des Ashtrogs-Clans gehört! Nennt also Euer Begehren, sodass ich darüber entscheiden kann, was mit Euch geschehen soll!“
Aus dem Mund des schwergewichtigen Befehlsgebers, der sich für gewöhnlich wenig aus Regeln und Geflogenheiten machte – insbesondere, wenn sie zu seinem Nachteil ausgelegt werden konnten – klangen jene förmlichen Worte ein wenig aufgesetzt und unbeholfen.
„Bist du nicht Uchnoth, einer der Offiziere Bullwais? Demnach haben wir die Ashtrogs tatsächlich gefunden, und unsere Suche war erfolgreich“, sagte der vordere der Menschen, der so jung wirkte, dass man ihn beinahe noch für einen Knaben hätte halten können. Er und seine Gefährten waren kurzzeitig zusammengezuckt, als der große, bewaffnete Ork in ihrem Sichtfeld erschienen war und seine Stimme erhob, die wenig freundlich wirkte. Ulven aber hatte verständig reagiert, da er sich an ihr Gegenüber sogleich erinnerte, und seinen Begleitern damit rasch den Schrecken genommen. Und nunmehr wirkten alle, die in der kleinen Gruppe der Berittenen waren, freudig, da Ungewissheit und Anspannung, die sie seit ihrer Überquerung des Orkland-Passes wie tückische Schatten verfolgten, langsam aus ihren Gliedern wichen.
„Ich bin Ulven, und mit mir reitet Marcius, der wir ich an Eurer Seite in die Schlacht gegen Durotar gezogen ist“, fuhr der Bannerträger fort. „Die anderen, die Ihr bei uns seht, sind gute Freunde, die Eurem Häuptling ein dringendes Bedürfnis vorzutragen haben. Zu diesem Zweck haben sie uns gebeten, sie auf diesem Weg zu führen, den uns Euer Stammesbruder Ogrey vor einiger Zeit beschrieben hat für den Fall, dass wir einen freundschaftlichen Besuch bei Euch beabsichtigen.“
„Ulven und Marcius!“, sagte einer der beiden Orks, die rechts des Weges hinter einem ehemals beachtlichen Findling, der mittlerweile in viele kleinere Brocken zerbröselt war, hervorgetreten waren. „Wart Ihr nicht diejenigen, die mit Arnhelm, dem Thronerben Rhodrims, eine weite Reise in den Osten Nordamars unternommen haben, um dieses Goldene Schwert zu suchen? Ich erinnere mich, dass Ihr vor unserem Aufbruch nach Hause in unser Lager, das wir südlich des Schlachtfeldes bei der Großen Mauer aufgeschlagen hatten, gekommen seid und Euch bei jedem von uns freundlich verabschiedet habt.“
Uchnoth schwenkte seinen gewaltigen Kopf herum und funkelte den Redner missbilligend an. Natürlich hatte dieser ebenso wie Dragatt Recht mit seinen freundlichen Worten, denn auch er selbst erinnerte sich an die beiden jungen Rhodrim und sah ein, dass es keinen Grund gab, ihnen den Zugang zu ihrem Dorf zu verweigern. Dennoch hatte er ein ungutes Gefühl dabei, denn vor allem die drei vermummten und bislang stummen Gestalten, welche die beiden Menschen, die den Orks bekannt waren, begleiteten, rochen geradezu nach Unheil, wie er fand. Doch vielleicht würde gerade dies auch endlich diejenige Aufregung bedeuten, die er seit einigen Tagen schon dringend ersehnte.
Uchnoth willigte in das Anliegen der Rhodrim schließlich ein und gab den Reitern Anweisung, von ihren Pferden abzusteigen und sich seinem Trupp zu Fuß anzuschließen. Auf die Entsendung eines Vorauskundschafters, welcher die Ankunft der Besucher ankündigen sollten, verzichtete er, da er sich sicher war, dass sie noch zeitig vor dem Abendessen eintreffen würden und er die Situation außerdem gut unter Kontrolle hatte. Zudem ließ er es sich nicht nehmen, auf die drei sehr schlanken Gestalten,
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