Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
ersten Hütten und Langhäuser des heimatlichen Dorfes erblickten, stieg die Neugierde unter den Besuchern. Der Befehlsgeber des Trupps, auf den sie getroffen waren und dessen Stimmung an diesem Tag ohnehin nicht die beste zu sein schien, wurde hingegen, als er den Geruch bereits fertigen Bratens und das Gelächter eines Schlemmens, das schon in vollem Gange befindlich war, wahrnahm, in eine andere Art von Aufgeregtheit versetzt. Mit aufrechtem Ingrimm schalt er lauthals vor sich hin, wobei er insbesondere fand, dass es eine ausgemachte Frechheit war, ohne seinen Trupp mit dem Essen zu beginnen. Seine Hauptsorge jedoch war, dass für ihn und seinen bekanntermaßen nicht geringen Appetit nicht mehr genügend an Fleisch und Wein übrig sein könnte. Hinzu trat, dass es seiner Wesensart entsprach, wo immer er sich auch aufhielt, stets zu fürchten, womöglich etwas Interessantes zu verpassen.
Die Menschen und die Elben durchschritten die Siedlung, die von keinerlei Mauer oder Turm geschützt war, und bewunderten die zweckmäßige Schlichtheit, die sie vorfanden. Als Baumaterialien waren unterschiedlichste und einfachste Stoffe und Fundgüter verwendet worden, denn Holz war, wie sie während ihrer jüngsten Wanderung bereits festgestellt hatten, in jener Gegend so selten, dass es beinahe als Kostbarkeit galt. Auffällig war, dass die Orks offenbar hohe Konstruktionen scheuten und stattdessen niedrigen, flachen Proportionen den Vorzug gaben. Auch waren die Grundflächen der Hütten nicht sonderlich groß, ebenso wenig wie diese augenscheinlich mit Hingabe und Anforderungen an Stil und Eleganz gefertigt wurden. Gebäude dienten für Angehörige der orkischen Rasse eben ausnahmslos zum Schlafen oder als Lagerstätte, während sie die mit Abstand meisten Stunden des Tages unter dem freien Himmel verbrachten. Zudem legten sie – im Gegensatz etwa zu den Menschen – keinerlei Wert auf übermäßigen Komfort oder Statussymbole, da sie in solchen Dingen von Natur aus begnügsam waren.
Uchnoth stapfte schneller voran, als man es ihm aufgrund seines Gewichtes zugetraut hätte. In dem sandigen Dunst, den seine schweren Stiefel aufwirbelten, verschwamm seine massige Erscheinung, bis er die ihm Nachfolgenden endlich zum Mittelpunkt der Siedlung geführt hatte. Zwei lange, hallenartige Häuser gruppierten sich dort gemeinsam mit verschiedenen Wohnhütten um einen geräumigen Dorfplatz. Auf ihm waren etliche Tische zu zwei langen Doppelreihen aneinander geschoben worden, sodass alle Mitglieder der Stammesgemeinschaft an der dadurch entstandenen Tafel Platz fanden. Raues Gelächter mischte sich in der Luft mit dem Poltern von Bechern, Krügen und Geschirr, die aus Ausgelassenheit wuchtig auf den Tisch aufgeknallt wurden.
Als Uchnoth mit beschleunigten Schritten herbeigestapft kam und seine hungrigen Blicke sich sogleich einen Überblick über dasjenige verschafften, was von der Mahlzeit noch übrig für ihn war, schlugen ihm zunächst einige derbe Empfangsworte und Witze entgegen, mit denen ihn manche seiner Stammesbrüder zu ihrer Belustigung auf den Arm zu nehmen gedachten. Wie um daraufhin allen zu zeigen, dass mit ihm – und vor allem mit seinem Hunger und Durst – nicht zu spaßen war, packte er einen derjenigen, die ihn im Hochgefühl des übermäßigen Horbuth-Weingenusses mit einigen spöttischen Zurufen bedacht hatten, am Nacken, schleuderte ihn seitlich auf die staubige Erde nieder, wo dieser mit einem Ächzen unsanft landete, und nahm anschließend, wie selbstverständlich erscheinend, den Stuhl des Orks ein. Die anderen Anwesenden quittierten das Verhalten des körperlich imposanten Befehlsgebers damit, dass sie sich freudig jauchzend auf die Schenkel klopften.
Dann kehrte schlagartig Stille ein.
Die Zechenden hatten nunmehr erspäht, dass sich noch andere Wesen als die vier Orks, die mit Uchnoth am frühen Nachmittag ausgezogen waren, in dessen Gefolge befanden. Alle Augen richteten sich folglich auf die fünf Gestalten, die Pferde an den Zügeln führten, und versuchten,diese und deren Erscheinen einzuschätzen. Kaum einer der Ashtrogs wusste, wie er mit der Situation, dass urplötzlich Fremde, die noch dazu nicht ihrer Rasse angehörten, in ihrer Mitte aufgetaucht waren, umgehen sollte, sodass die in der versammelten Runde herrschenden Wertungen von der Ansicht, die gegorenen Trauben gaukelten ihnen eine Art Einbildung vor, bis zu dem Drang, aus Vorsicht unverzüglich die Waffen zu zücken, reichten. Manche aber,
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