Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
überbrücken. So hatte er die vier ersten Kerle, die ihm über den Weg liefen und nicht schnell genug eine andere Pflicht nachweisen konnten, kurzerhand dazu verdonnert, ihn bei einem kleinen Erkundungsmarsch zu begleiten.
Die Siedlung der Ashtrogs wurde im Norden von Gebirgszügen und im Süden von hügeligem Gelände begrenzt, das mit einem kargen Wuchs von Büschen und Gestrüpp bedeckt war. Im Osten erstreckte sich zunächst ein flaches, geröllhaltiges Gebiet, das verbrannt wirkte und in welchem sich der Staub wie eine feurige Glut auf die Lungen der dort verkehrenden Lebewesen legte. Irgendwo dort befand sich auch der breite Weg, an dem Bullwai einst seinen getöteten Vater Loktai fand. Wenn man sich weiterhin von dort aus nach Norden wandte, wurde die Landschaft bald von einer weiten Schlucht eingeschnitten. Durch jene hindurch waren Bullwai und seine Horde gewandert, als sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben in Richtung des Übergangs nach Nordamar aufgemacht hatten. Weithin berüchtigt war die Gauragar-Schlucht, wie sie in Dantar-Mar genannt wurde, da in ihr vor vielen Jahrhunderten der legendäre Kampf zwischenvon den Ashtrogs geführten Orks und Ogern gewütet hatte. Erst das Erscheinen der Greife hatte damals das Geschehen zu Ungunsten der riesigen Angreifer aus dem Norden zu entscheiden vermocht.
Die vier Streiter, die Uchnoth begleiteten, hatten schon seit einiger Zeit darauf gedrängt, endlich den Rückweg anzutreten, als ihr grobschlächtiger Anführer sie plötzlich anfuhr und ihnen Ruhe befahl. Offensichtlich hatte er, während er auf einem Kamm am südlichen Rand der unter ihm gähnenden Gauragar-Schlucht stand und Ausschau hielt, eine Bewegung in der Ferne wahrgenommen.
„Benehmt Euch endlich wie Krieger und nicht wie jämmerliche Waschweiber, Ihr verweichlichten Kerle!“, brüllte der einstige Takskall, wobei er seine sehr kräftige Stimme ein wenig gedämpft hielt. „Da unten kommen Reiter den Weg hinauf, fünf, wie es scheint, und ganz sicher führen die nichts Gutes im Schilde! Welch ein Glück, dass wenigstens einer von uns noch nicht völlig pflichtvergessen ist!“
Die Begleiter Uchnoths, die über das ungehobelte Gebaren und das vermessen klingende Eigenlob des Befehlsgebers allein schon deshalb hinwegsahen, da sie solch Verhalten längst von ihm gewohnt waren, begaben sich nun ebenfalls auf den großen, überhängenden Felsen, von dem aus man eine gute Aussicht in das tief eingeschnittene, nordöstlich von ihnen daliegende Land hatte. Und tatsächlich erkannten sie, dass fünf Pferde über den Pass nahten und dabei einen gemächlichen Galopp anschlugen, der genügte, um sie rasch und zielstrebig voranzubringen. Aus der Entfernung, die noch zwischen ihnen und den Fremden lag, war nicht auszumachen, um wen es sich bei den Reitern handelte, doch lag die Vermutung nahe, dass diese aus Nordamar kamen, denn kein anderes lohnendes Ziel als der Norda-Por befand sich am Ende jenes einsamen Weges.
„Sie sind nicht viele und stellen sicher keine Gefahr dar“, sagte einer der Ashtrogs. „Ich finde, wir sollten sie zuerst einmal beobachten und sie ziehen lassen, wenn sie nicht in Richtung unseres Dorfes reiten. Wir sollten auf jeden Fall unnötige Scherereien vermeiden.“
„Dass du so einen feigen Unsinn von dir gibst, war mir klar, Dragatt!“, tönte Uchnoth. „Aber hier entscheide ich, und ich sage, dass wir die Knaben unschädlich machen, wenn sie auch nur den kleinsten verdächtigen Anschein erwecken! Schließlich könnten es Sorkshratts oder andere Anhänger Durotars sein, die sich nur zu gerne an uns rächen wollen! Und genau das werden wir verhindern!“
Damit war die Diskussion beendet. Der Befehlsgeber legte sich flach auf das steinerne Felsplateau, das als einsamer Zacken über die Klippe in die sich anschließende Leere hinausragte. Etwa zehn Schritt rechts davon führte ein schmaler Pass in die Tiefe hinab, wobei dieser sich an die steilen Hänge anschmiegte und nach etlichen langgezogenen Schlingen in der Sohle der Schlucht angelangte. Die vier anderen Orks verteilten sich auf das Geheiß ihres Vorgesetzten hin nach rechts und links der Wegscheide, an welcher sie sich aufhielten, und ließen sich hinter dort befindlichen Haufen von Geröll nieder, die ihnen eine vorübergehende Deckung spendeten.
Da die Herannahenden ihren zielstrebigen Ritt offensichtlich beibehielten, dauerte es nicht lange, bis Uchnoth mit seinem massigen Körper unbeholfen aufsprang und in
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