Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
die dem unglückseligen Feldzug nach Nordamar angehört hatten und schnell in ihrer Wahrnehmung und in ihren Schlussfolgerungen waren, waren durchaus in der Lage, in den Gesichtern der beiden vorderen der Fremden bekannte Züge zu erkennen.
„Uchnoth, klär uns gefälligst auf, wen du da mitgebracht hast!“, ertönte plötzlich die harsche Stimme Bullwais. Er saß ziemlich in der Mitte der Gesellschaft mit Panca an seiner Seite – was man in jüngster Zeit immer häufiger sah. Bei seinen Worten lehnte er sich nach vorne, damit er seinen Befehlsgeber, der sich gerade einen großen, gebratenen Hasenschlegel gegriffen hatte, besser sehen konnte, denn dieser saß auf der gleichen Tischseite wie er.
„Ach ja, das hätte ich fast vergessen“, brachte Uchnoth zögerlich hervor. Dabei besah er das einladend aussehende Stück Fleisch vor sich, so als ob er überlegte, ob er weiterreden oder sicherheitshalber lieber zuerst den Braten vertilgen sollte. „Das sind unsere menschlichen Freunde, Krieger aus Rhodrim, die mit uns gemeinsam gegen Durotar gekämpft haben. Ihre Namen können sie Euch selbst nennen. Auf jeden Fall trafen wir sie aus Zufall, und sie sagten, dass sie auf dem Weg wären, uns zu besuchen. Na ja, und da sind sie nun!“ Zufrieden mit sich, ließ er es sich nun nicht mehr nehmen, den Schlegel in einen Topf mit brauner Soße zu tunken und ihn sich anschließend in den Mund zu stopfen. Das nachfolgende Krachen von zersplitternden Knochen drang in der anhaltenden Stille bis zu den Besuchern hin, die ein gutes Stück von der Tafel entfernt stehen geblieben waren.
„Die Namen der beiden sind Ulven und Marcius“, verkündete Dragatt, um die Vorstellung der Fremden weiterzuführen und die Sprachlosigkeit nicht noch länger anhalten zu lassen.
„Ulven und Marcius, genau das hab’ ich doch gemeint!“, unterbrach ihn Uchnoth, der es anscheinend schaffte, zu essen und Wein zu trinken zugleich. Seine Laune schien sich nun, nachdem für sein leibliches Wohl gesorgt war, erheblich gebessert zu haben.
„Und dies hier sind ...“, fuhr Dragatt fort und wies auf die drei Begleiter der beiden Menschen, die sich in dunkelgrüne Mäntel gehüllt hatten und Rösser mit sich führten, die besonders schön anzusehen waren, jedoch aufgrund ihrer Feinheit auf die Orks allzu schmächtig und ungesund wirkten.
Eine der betreffenden Personen, welche die ganze Zeit über im Hintergrund geblieben waren, trat nun vor. Ihr Schritt war so leichtfüßig und raumgreifend, dass es beinahe schien, als schwebte sie für einige flüchtige Augenblicke über der Erde. „Ich bin Eldorin, Sohn Ganúviels, Fürst der Lindar und Kind des Elbengeschlechts, das einst gemeinsam mit Euch Orks zur großen Überfahrt über das Westmeer berufen wurde. Ich komme nach so langer Zeit zu Euch als respektvoller Freund, auch wenn ich nicht verhehlen will, dass mein Besuch einem gewissen Anliegen dient. Denn wie diese beiden Menschen, die ebenso tapfer wie hilfsbreit sind und uns ihre Unterstützung zuteil werden ließen, bereits wissen, liegt zu dieser Stunde ein dunkler Schatten über meinem Volk, welcher uns zu gefahrvollen Taten drängt.“ An dieser Stelle warf Eldorin seine Kapuze zurück, und zum Vorschein kam eine lange, goldene Haartracht, zwischen der Ohren hervorstachen, die in einer sonderbaren Form spitz zuliefen. Die beiden anderen Elben taten es dem Lindar nun gleich, denn sie kamen ebenfalls nach vorne, damit man sie besser sehen konnte, und entblößten ihr Antlitz. „Meine Begleiter sind Telorin und Nurofin, der vom Stamm der Nolori ist, die das Wasser lieben und die Velarohima einst sicher über die Untiefen des Ozeans lenkten.“ Dann verstummte er und wartete gespannt auf die Wirkung der Worte auf die Anwesenden.
Ulven und Marcius blickten sich mit einiger Besorgnis um, denn sie fürchteten, dass die Orks – ähnlich wie es bei ihrem Zwergenfreund Dwari der Fall war – ablehnend auf die Elben reagieren könnten und sogar das plötzliche Ausbrechen von Gewalt nicht auszuschließen wäre. Ihnen wäre es lieber gewesen, sie hätten zunächst einmal dem Häuptling des Ork-Clans die Identität ihrer Begleiter in einem vertraulichen Gespräch beigebracht und so die Gefahr einer überhasteten Reaktion begrenzt. Allerdings hatten sie bereits bei anderer Gelegenheit festgestellt, dass die Elben offene Worte bevorzugten und sich ungern hinter Ausflüchten und Täuschungen verbargen. Möglicherweise war jenes Verhalten eine alte
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