Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
einiger Anwesender ertönte, denn diese waren darüber enttäuscht, dass sie das, was die fremdartigen Besucher zu erzählen hatten, nicht unmittelbar mitanhören sollten. Keiner jedoch erhob einen offenen Protest. Obwohl es zur Art der Orks gehört, sich stets über viele Dinge zu beschweren – was wohl daran liegen mochte, dass die Autorität des Häuptlings so unantastbar war, dass sich in diesem Fall niemand getraute, etwas gegen dessen Entscheidung einzuwenden oder gar Gefahr zu laufen, sich mit ihm anzulegen. Außerdem war das Mahl noch im vollen Gange, und so wendeten sich nach und nach alle, die nicht zu der folgenden Beratung geladen waren, wieder mit orkischer Hingabe dem geräuschvollen Essen und Trinken zu.
Das Haus, das Bullwai seit dem Tod seiner beiden Eltern allein bewohnte, bestand aus rauen, ungleichmäßig zusammengefügten Steinen und befand sich nun schon seit einigen Generationen im Besitz seiner Vorfahren. Dies war nur deshalb möglich, da seine damaligen Erbauer im Gegensatz zu den meisten anderen Orks seinerzeit darauf geachtet hatten, dass die Bauweise solide und dauerhaft ausfiel. Abgesehen davon hob sich das Anwesen jedoch in keiner Weise von den benachbarten Wohngebäuden ab, denn es war kaum größer als der Durchschnitt, wirkte klobig, kantig und damit wenig formschön und lag in einer langen Reihe eingezwängt zwischen all den anderen Bauten. Die Rhodrim und die Abgesandten aus Aím Tinnod, die dem stattlichen, sichtlich in seinen besten Jahren befindlichen Ork in einigen Schritt Abstand folgten, gewahrten den Umstand, dass das Oberhaupt der Ashtrogs sich mit einem solch gewöhnlichen Eigentum begnügte, und dachten gleichzeitig an die Privilegien, die ihren eigenen Herrschern und Anführern zustanden. Insbesondere bei den Menschen war es seit jeher üblich, dass sich die Könige und Fürsten mit pompösem Reichtum umgaben und sich in der Abgeschiedenheit ihrer hoheitlichen Residenzen darin sonnten, sodass das gemeine Volk die gewaltigen Unterschiede in Status und Hierarchie schon von weither erkennen musste.
Innerhalb der orkischen Clans verhielt sich dies gänzlich anders, denn alles Gut – bis auf die wenigen persönlichen Dinge, die man zum Leben brauchte, wie etwa Waffen, Kleidung und die notdürftige Ausstattung der eigenen Hütten – war der Clangemeinschaft gehörig. Zudem brachten herausragende Positionen, wie etwa diejenige des Häuptlings oder des Zerk-Gur, letztendlich weitaus mehr Verantwortungen und Pflichten als Rechte und Vorzüge mit sich und änderten nichts daran, dass die jeweiligen Auserkorenen in jeder Hinsicht in das gewöhnliche Leben eingegliedert und dem alltäglichen Daseinskampf unterworfen blieben. Die Lindar dachten, während sie jene Beobachtungen machten, unwillkürlich an die Oger Arthiliens, denn auch bei jenen ungeschlachten Wesen, die so oft als barbarisch und abstoßend in ihren Gewohnheiten gescholten wurden, standen Gleichheit und Gemeinschaftlichkeit in Ansehen und Lebensführung seit jeher im Vordergrund. Auch wenn der berüchtigte, kriegerische Hologar von diesem Pfad ein wenig abgewichen war.
Panca, Ugluk, Ogrey, der Schamane Tendarr und der unzufrieden und mürrisch dreinblickende Uchnoth hatten sich dem Bullwai folgenden Tross angeschlossen. Nachdem jene buntgemischte Truppe in die gemauerte Hütte, die sich nicht weit vom westlichen Ende der langen Abendmahltafel entfernt befand, eingetreten war, verschloss die einzige Orkin unter den Befehlsgebern mit einem kraftvollen Stoß die Tür, die daraufhin ein unangenehm knarrendes, nachhallendes Geräusch von sich gab.
„Ihr müsst nicht denken, dass wir das ganze Jahr über in solchem Überfluss leben“, sagte Bullwai zu seinen Gästen, während diese versuchten, die karge Einrichtung des Rauminneren mit ihren Blicken zu erfassen. „Bald, wenn der Winter anbricht, werden wir für einige Monde von nichts als Getreide und einigen Früchten leben, während wir das getrocknete Fleisch der Tiere, die wir mühsam gefangen haben, für ausgewählte Anlässe zurückhalten werden. Es ist hart zu leben hier, weitaus härter als im Westen Eures Kontinents, den wir nun mit eigenen Augen gesehen haben, doch wir haben uns im Laufe der Zeit daran angepasst.“ Seine Stimme klang gleichmäßig, als er dies sagte, doch meinten einige seiner Zuhörer dennoch, ein wenig Traurigkeit und Trotz darin zu lesen, was vielleicht jedoch lediglich auf einer Portion Einbildung beruhen mochte. „Mein Haus ist das
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