Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
diesem doppelten Angriff nichts entgegen zu setzen vermochten und an ein Parieren der feindlichen Waffen gar nicht erst zu denken war. Also entschied er sich blitzgeschwind für ein anderes Handeln.
Im letzten Moment, ehe sich die orkischen Waffen mit hoher Geschwindigkeit hernieder senkten, lief er mit der flinken Behändigkeit, zu welcher nur einer seines Volkes fähig war, an der Kehrseite seines Artgenossen empor, stieß sich dann ab, als er mit seinen Füßen dessen Schultern erreichte, und führte einen hohen Salto aus, der ihn über seine Widersacher hinweg katapultierte. Gleichzeitig versetzte er Telorin einen kräftigen Stoß, der diesem den nötigen Schwung gab, um sich nach vorne abzurollen und sich auf diese Weise ebenfalls aus dem Gefahrenbereich zu befördern. Einen Herzschlag später fuhren die stählernen Axtschneiden dorthin nieder, wo die Elben gerade noch gestanden hatten, durchschnitten widerstandslos die Luft und gruben sich dann in das Schlüsselbein des jeweils anderen Orks. So erschlugen sich die beiden Angreifer gegenseitig, und ihre Mienen nahmen einen fassungslosen, von plötzlichem Schmerz gezeichneten Ausdruck an, als ihre Knochen an den geschundenen Stellen explodierten und Fontänen roter Flüssigkeit sich daraus ergossen.
Der dritte Ork, der an dieser Stelle auf dem Schlachtfeld erschienen war, verharrte kurzerhand vor Verblüffung, als er das Schicksal seiner Kampfgenossen sah, und diese Zeit genügte den beiden Elben vollauf, um den letzten ihrer Feinde nun gemeinsam zu attackieren und ihre feinen Schwerter in seine Körperseiten zu bohren. Und nachdem auch dieser Ork seine Waffen gestreckt hatte und mit verdrehten Gliedern im Staub und in einer Lache seines eigenen Lebenssaftes gelandet war, versiegte der Strom der Angreifer. Die orkische Horde, welche die Angehörigen der Gemeinschaft eingekesselt hatte, war bis auf ihren letzten Streiter gefallen, und der blutrünstige Clan aus dem Süden Dantar-Mars hatte endgültig zu existieren aufgehört.
Nachdem sie dem Ansturm der letzten Sorkshratts entronnen waren, hatten die Gefährten es denkbar eilig, sich vom Ort des Gefechts zu entfernen und ihre Fahrt fortzusetzen. So ritten sie für den Rest des Tages weiter gen Osten, mit wenigen Unterbrechungen und ohne dass sich eineweitere unliebsame Überraschung ereignete. Schließlich fiel Dunkelheit über das Land, und die Menschen hießen diese beinahe willkommen, da sie ihnen als so etwas wie eine Abwechslung und auch ein wenig wie etwas Vertrautes erschien und sie zeitweilig von dem eintönigen Ritt befreite. Ein grauweißer Stern nach dem anderen kam heraus, als der Himmel verblasste. Trotzdem keine Wolken die Sicht verhangen, war der Mond nur ein blasses Licht, in dem die Schatten der Gesteine, in deren Nachbarschaft sie sich befanden, mehr schwarz denn grau waren.
Als die Orks und Marcius schon schlummerten, kletterte Ulven, der die erste Wache übernommen hatte, aus der Mulde, in welcher sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, heraus. Die Bodenfalte schmiegte sich an einen schroffen Felshöcker und war von einem steinernen Überhang gut geschützt. Als er an der Stelle, an der sie ihre Pferde festgemacht hatten, vorüberkam und danach auf einen Sockel kletterte, der ein gutes Stück über der Straße lag, erhielt er eine ausgezeichnete Sicht über das weite, umliegende Land. Soweit er durch das geschwärzte Grau, welches durch die trüben Mondstrahlen nur wenig erhellt wurde, erkennen konnte, würde der Weg, der sie am nächsten Tag erwartete, schwieriger werden als der vorangegangene. War die Straße bislang weitgehend eben und unspektakulär verlaufen, so wurde das Gelände im Osten nunmehr augenscheinlich abwechslungsreicher und vielfältiger und führte durch Senken sowie viele Anhöhen hinauf. Außerdem erinnerte er sich daran, dass Ugluk in Aussicht gestellt hatte, dass seines Wissens nach der Nordosten Orgards etwas fruchtbarer sei als die zentraleren Gebiete, sodass darauf zu hoffen war, dass sie bald ein wenig Wasser und Pflanzenwuchs begegnen würden. Denn spätestens in zwei Tagen – so lautete Uchnoths Schätzung zumindest – würden sie die trockene Wüste erreichen, die zweifellos nur wenig an Leben und Hoffnung barg. Wenn auch Ulven nicht einsehen mochte, dass jene Landschaft noch schlimmer und weniger freudlos sein konnte als diejenige, die sie soeben durchdrangen.
Als er nach einiger Zeit hinabstieg, um Telorin zu wecken, der als seine Ablösung vorgesehen
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