Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
hatten die Angehörigen der Gemeinschaft soviel Leben dennoch seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, sodass sie den Anblick freudig genossen.
Die Talsohle durchmaß, wie sich herausstellte, eine größere Strecke, als es am Anfang den Anschein gehabt hatte. Als die sieben nach einiger Zeit schließlich den jenseitigen Grat vor sich sahen, gab Uchnoth, der zuvor nicht hatte rasten wollen, endlich das Zeichen zum Anhalten. Während sich seine Begleiter dankbar darüber an der nächstbesten Stelle niederließen und auf einer großen Decke, die sie ausbreiteten, Brot, Eier, Fleisch und Obst auspackten, entfernte sich der Befehlsgeber wortlos von ihnen. Mit raschen Schritten ging er nach rechts des Weges und hielt auf die dortige, felsige Böschung zu, deren schattigen Hänge sich in einiger Entfernung erhoben. Nach einer Weile aber blieb er stehen und verharrte für eine Zeit lang an derjenigen Stelle, an der er sich befand. Soweit zu erkennen war, sah er sich neugierig um und wirkte gleichzeitig irgendwie abwesend und in seinen Gedanken verloren und versunken.
Die anderen, die dem körperlich imposanten Ork nachsahen, erspähten in seiner Nähe einen ausladenden Baum, dessen einstmals starke, mit vielen dürren Zweigen besetzten Äste wie vertrocknete Hände mit langen, gespreizten Fingern wirkten. Die wenigen braunen Blätter, die ihn schmückten, raschelten traurig im Mittagswind. Am Leben gehalten wurde er durch den kleinen Bach, der die Reisenden schon seit ihrem Eintreten in die Senke begleitete. Mittlerweile war er kaum noch mehr als ein schmaler, schmuddeliger Rinnsal, doch befand sich unweit der Rückseitedes Baumes eine Bodenvertiefung, an der er sich zu einem trüben Teich sammelte. Dort endete der oberirdische Wasserlauf und genügte im Folgenden dazu, einige wenige Pflanzen der Umgebung mit dem lebensnotwendigen Nass zu speisen sowie den Tieren, die zumeist des Nachts umherschlichen, als Tränke zu dienen.
„Falls Ihr noch nichts davon wisst“, setzte Ugluk zu einer Erklärung an, „Uchnoth war nicht immer einer von uns Ashtrogs, sondern ursprünglich ein Mitglied des Takskall-Clans, die für ihr Nomadentum und ihre Kampflust sehr berüchtigt waren. Es ist derselbe Stamm, dessen Häuptling mit Bullwais Vater Loktai eng befreundet war, der sich danach in innere Streitereien verstrickte und dem Glauroth, der Befehlshaber Durotars, angehörte. Glauroth hat für den Mord an Loktai bezahlt, und die Takskalls gibt es nicht mehr. In dieser Gegend siedelten sie für eine lange Zeit, und erst nach der blutigen Fehde zwischen Glauroth und seinem Onkel Angoboth zogen sie weiter in den Süden. Dort, wo die Winter kälter und noch härter sind, befand sich ihre letzte Siedlung, in der Zarr Mudah sie vor etwa einem Jahr aufsuchte und mit seinen Lügen verführte, wie wir mittlerweile erfuhren. Ich nehme an, dass sich Uchnoth in den besseren Zeiten der Takskalls des Öfteren an diesem Ort hier aufhielt und ihn deshalb alte Erinnerungen überkommen.“
Die Menschen und Elben sahen noch einmal zu dem einstigen Takskall hin und erkannten, dass er nun ganz nahe an dem Teich stand und reglos in das unklare Gewässer hinab stierte. Weiterhin bemerkten sie in den Augen des kleineren Befehlsgebers, der für gewöhnlich mit seiner Vergnügtheit und Klugheit jedweder Situation gewachsen zu sein schien, so etwas wie einen Anflug von Mitleid und Bedauern. In diesen Augenblicken wussten die Bewohner Arthiliens, dass sie wieder etwas mehr über die raue Welt des südlichen Kontinents und über die Rasse der Orks gelernt hatten. Wer auch immer behauptete, dass dieselben ähnlich wie Oger, Drachen oder gar wie primitive Tiere in den Tag hinein lebten und währenddem aßen, jagten, töteten und letztlich starben ohne sich jemals über irgendetwas Sorgen und Gedanken zu machen oder Leid zu fühlen, der war in seiner Meinung zweifellos gewaltig in die Irre geleitet. Und auch dachten sie nun anders über die ständigen Streitereien zwischen den beiden Orks, denn an dem jetzigen Verhalten Ugluks sahen sie, dass ihm am Wohl seines vermeintlichen Kontrahenten mehr liegen musste, als er jemals einzugestehen bereit gewesen wäre.
In der zweiten Hälfte des Tages begannen Wolkenfetzen dunkel und niedrig über ihre Köpfe hinweg zu jagen. Dabei kühlte es merklich ab, zu sehr für diese Jahreszeit in diesen Breiten, wie die Orks befanden. Nachdem sie den Kamm des Höhenzuges, der die weite Senke im Osten begrenzte, erklommen hatten, wurden
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