Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
sie nach einer Weile wieder in die Niederungen eines gewundenen Tals hinabgeführt. Die Straße verlief anschließend zwischen steinigen Hängen hindurch und führte die Gemeinschaft in einem andauernden Zickzack hinauf und hinunter, sodass die Beschwerlichkeit der Reise zunahm und sie nur einen langsamen Galopp anschlagen konnten. Zudem war der Weg voraus öde und kahl und bot ihnen wenig Abwechslung, denn der Wuchs änderte sich, abgesehen von manchen grünen, blütenlosen Büschen, die nun regelmäßig den Pfad säumten, nur unwesentlich. Auch machten sie keine Begegnungen mit anderen Reisenden, was die Orks schlicht damit erklärten, dass man in Dantar-Mar im Gegensatz zu Nordamar grundsätzlich versuchte, anderen Wesen und damit möglichen Feinden aus dem Weg zu gehen. Auch Tiere sichteten sie nur sehr selten, wenn auch krächzende Vogelgeräusche und das Geraschel von kriechenden Lebewesen sie stets begleiteten.
Als die Sonne am Horizont verglühte, endete der zweite Tag ihrer Reise. Die Menschen, Elben und Orks schlugen ihr Lager auf einem kahlen und baumlosen Bergrücken auf und sahen, ehe sie sich zum Schlafen niederlegten, nach Norden und Osten, in die Richtung nämlich, die sie erwartete. Weder Sterne noch Mond schienen, denn die Wolkendecke hatte sich zum Abend hin immer mehr verdichtet. Alles, was sie sehen konnten, war graues Land, das rasch im Schattenversank. Uchnoth wusste ihnen jedoch zu erzählen, dass sie sich nun bald dem Ende der Straße näherten und sie sich anschließend durch unwegsames Gelände hindurchkämpfen mussten.
„Würde der Mond leuchten, könntet Ihr bereits das Gebirge sehen, das dieses Land von der Kroak-Tanuk trennt“, sagte der Befehlsgeber. „Wir werden es von Norden her umgehen und müssen dabei durch eine sumpfige Landschaft reiten, in deren Einsamkeit Bären, Warge und andere Raubtiere hausen. Angeblich sollen sogar Greife, die das Land in großer Höhe überfliegen, dort in jüngster Zeit gesehen worden sein, und niemand weiß, ob sie uns gegenüber tatsächlich so freundlich gesonnen sind, wie es in den alten Erzählungen heißt. Auf jeden Fall werden die Gefahren ab jetzt zunehmen, darum haut Euch jetzt aufs Ohr! Ich werde die erste Wache übernehmen, danach ist Ugluk dran!“
Es wurde kälter als noch vergangene Nacht, und der glatte Fels unter den Leibern der Gefährten trug nicht eben zu ihrem Entspannen bei. Schließlich schliefen diejenigen, die nicht als Wachposten an der Reihe waren, dennoch ein und wurden erst wieder geweckt, als die Sonne fern im Osten aus einem Nebel emporstieg, der in der dortigen Landschaft dick über der Welt lag.
Uchnoth hatte mit seiner Schilderung des weiteren Weges Recht gehabt, wie seine Begleiter, die ihm am darauffolgenden Tag auf ihren Pferden wie gewohnt hinterher ritten, bald gewahrten. Im Verlauf des Morgens zog sich die Straße aus der langen Falte des Landes, in der sie die meiste Zeit des gestrigen Tages verbracht hatten, zunächst zwischen einer Reihe buckliger Hügel hindurch eine Anhöhe hinauf. Auf diese Weise gelangten sie auf eine ebene Fläche, die bis auf wenige Bäume und einen großen Feldstein gänzlich leer war. Sogleich fühlten sie sich etwas weniger bedrückt als noch während der Stunden zuvor und waren dankbar dafür, wenigstens vorübergehend aus der Enge der Gebirgswelt entlassen zu sein.
Gleichzeitig war es an jener Stelle, da der befestigte Weg sie nicht mehr weiter nach Osten bringen konnte und sich stattdessen einzig in Richtung Süden und Norden fortsetzte. Ihr Augenmerk aber galt dem Gebirgszug, der sich in östlicher Richtung vor ihnen erstreckte und dessen Kämme in der sich allmählich zum Horizont erhebenden Sonne rot schimmerten. Aus der Ferne wirkte er undramatisch, und es schien, dass er sich in viele sanft geformte Hügel und Kuppen auffaltete. Tatsächlich aber war jener steinerne Gürtel zwar nicht außerordentlich hoch, gleichwohl aber ausgesprochen breit, pfadlos und gerade mit Pferden wahrscheinlich kaum passierbar. Zudem lebten, wie Ugluk und Uchnoth angedeutet hatten, nicht nur gefährliche Tiere in jener undurchdringlichen Bergwelt, sondern auch ein sonderbares, sehr altes Volk, das sich selbst angeblich die Talúregs nannte. Beide Orks waren sich bei diesem Thema ausnahmsweise einig, denn sie waren einhellig der Ansicht, dass es sich bei diesen Wesen tatsächlich um eine Art Geister handelte. Mehr mochten sie zu diesem Zeitpunkt nicht kundtun, doch deuteten sie wenigstens an,
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