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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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geschwenkten Schilde und Planken bildeten, aufgerissen sein würde, würden die Bogen der Menschen leichte Ziele finden und das gegnerische Heer trotz seiner Größe sicherlich rasch zerschlagen. So hoffte der lemurische Befehlshaber insgeheim, auch wenn ihm eine innere Stimme sagte, dass dieser Weg erheblich zu einfach erschien.
    Völlig unerwartet hielt die Horde inne. Kaum zwei Dutzend Schritt trennte sie noch von dem Portal, welches ihnen den Einmarsch in das fremde Reich verwehrte. Nun aber gingen sie nicht weiter, sondern verharrten und bemühten sich einzig darum, sich noch tiefer in ihre Deckung einzugraben.
    Die Menschen, die das seltsame Gebaren der Belagerer von ihren Stellungen hinter der hohen Brustwehr aus sahen, waren verwirrt. Instinktiv zogen sie ihre Köpfe ein, da sie nun ihrerseits mit einem feindlichen Beschuss rechneten. Nichts dergleichen geschah jedoch, nicht ein einziger Pfeil verirrte sich in Richtung der Festungsmauer verirrt. So blieb der Panzer, der von Tausenden unkenntlichen Kriegern gebildet wurde, eine schweigende Drohung.
    Plötzlich tauchte wie eine Spukgestalt ein einzelner Reiter auf. Ohne dass jemand sein Nahen gesichtet hätte, stand er mit seinem braunen Ross in der Landschaft, mitten zwischen den beiden Heeresteilen der Durotarer. Sogleich vermuteten die Menschen den Schwarzen Gebieter, dessen erstaunliche Gestalt sie bereits am Vortag gesehen hatten, doch war es nicht er, der sich ihren Augen zeigte. Im Sattel saß unverkennbar ein Ork, der in Grau gekleidet war und auf seinem Haupt einen silbern glänzenden Stirnreif trug, in dessen Mitte ein roter Rubin prangte. Als Zierde trug er weiterhin allerlei skurrile Utensilien, wie eine lange dunkle Kette, an der eine Vielzahl von Schrumpfköpfen säuberlich aufgefädelt waren. Seine linke Hand fasste die Zügel, während die rechte einen armlangen, weißen Stab hielt, der ähnlich einem Knochen geformt war. In dessen einen Ende saß ein weiterer Edelstein, ein Onyx, der ein beklemmendes, violettes Licht verstrahlte.
    Das Gesicht des Orks zeigte ein Lächeln, welches ungemeine Selbstsicherheit, Wissen und Arroganz verriet.
    Erst nun fiel den Lemuriern auf, dass es, während sie sich auf die heranrückende Streitmacht konzentriert hatten, merklich dunkler geworden war. Die Morgenröte wurde eingetrübt durchmehrere riesenhafte, schwarze Wolkengebilde, die sich mittlerweile vor den Horizont geschoben hatten. Die Hoffnung, welche der neue Tag zunächst gebracht hatte, schien blitzartig verflogen und einer größeren, unbekannten Macht gewichen zu sein.
    Eine Stimme erhob sich über den in einer aufkommenden Brise wogenden hohen Gräsern. Obwohl sie einem kehligen Flüstern glich, verbreitete sie sich doch augenblicklich über die umliegenden Lande, so als ob sich ihr der Wind als willfähriger Bote andiente.
    „Ah-Ni-Jann-Dar!
    Ah-Ni-Jann-Do!“
    Der Sprechgesang, den der orkische Schamane anschlug, wogte wie eine Schallwelle nach Norden und trug Angst und Frost mit sich. Die Verteidiger auf der Tôl Womin erschauderten bis ins Mark und meinten, dass eisige Finger mit langen und spitzen Nägeln nach ihren Herzen griffen.
    „Erschießt ihn! Rasch! Legt auf den Zauberer an!“, schrie Beregil, der sich offensichtlich als einziger von der kalten Umklammerung befreien konnte. Jedoch wirkten die Worte, die aus seinem Mund kamen, erstickt und kraftlos, sodass sie kaum jemand hörte und ihnen Folge leistete. Und diejenigen, die sich ebenfalls gegen den Strom, der gegen sie schwappte, aufbäumten und versuchten, ihre Bogen zu heben, wurden frühzeitig mit Misserfolg gestraft, denn das Gewicht ihrer Waffen schien um ein Unermessliches gewachsen zu sein. Schließlich gelang es doch einigen wenigen, ihre Pfeile in Richtung des Reiters auszusenden, doch waren die Geschosse entweder zu schlecht gezielt oder aber eine unsichtbare Kraft ließ sie sich abwenden, denn allesamt landeten sie weit entfernt ihres Zieles. Zudem hatte sich der Luftzug mittlerweile zu einer kräftigen Böe ausgewachsen, die geradewegs gegen die Mauer brandete und den Bogenschützen ihr Handwerk beinahe unmöglich machte.
    Mit eine Mal riss das Dunkel, das über der Landschaft hing, auf und wurde von Helligkeit geflutet. Jedoch war die dunkle Wolkendecke von dem Wind um keinen Zoll vertrieben worden, vielmehr entfaltete sich nun aus ihrem Bauch heraus eine Vielzahl von grellen Blitzen. Ineinander verästelt fuhren diese hernieder und schlugen donnernd in den Erdboden ein,

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