Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
hungrig wären.“
Im nächsten Augenblick erhob sich ein weiteres Geräusch, ein lautstarkes Brummen, das im Gegensatz zu dem Wolfsknurren volltönend und in keiner Weise gedämpft war.
„Seht dort!“, rief Eldorin und zeigte nach rechts, zu einer Kuppe hinauf, die einen Vorsprung der dahinter aufgeschichteten Hügelkette darstellte. Auf jenem abgeflachten Grat der Felsnase, die sich wenig mehr als hundert Schritt entfernt befand, war, wenn man genauer hinschaute, das undeutliche Gewimmel von mehreren Gestalten auszumachen. Leise hatten diese sich gesammelt und zu einer beachtlichen Zahl zusammengerottet. Einige der Kreaturen, die sich durch ihr überwiegendes Grau nur leicht vom trüben Licht der Dämmerstunde abhoben, hatten ihren Schwerpunkt niedriger, da sie auf vier Beinen standen. Zwei von ihnen jedoch wirkten in jener Menge wie Türme, die zwischen vielen gleichartigen, weitaus kleineren Häusern aufragten, denn sie standen aufrecht mit einer enormen Höhe und Masse und breiten Pranken und Schultern.
„Jetzt seh' ich sie auch“, sagte Ugluk, und seine Stimme klang erschrocken und wenig hoffnungsvoll. „Sie sind zahlreich, und sie haben zwei Buloks bei sich. Offensichtlich haben sich die Bestien miteinander verbündet.“
„Buloks?“, fragte Nurofin stellvertretend für die Elben und Menschen.
„Riesige Bären, die in den hochgelegenen Höhlen der Gebirge leben und nur nachts von dort hinabsteigen, um an Flussläufen Fische zu fangen oder Hirsch und Eber nachzustellen“, erläuterte der kleinere der beiden Orks. „Sie fressen jedoch alles und haben schon viele Orks angefallen und verstümmelt. Sie haben eine ähnliche Statur wie Oger, doch haben sie ein sehr langes und dickes Fell, das sie vor Verletzungen schützt, und außerdem reißende Krallen und Fänge. Sie sind fürchterliche Gegner, und wenn sie erst einmal in Wut geraten, sind sie kaum noch aufzuhalten.“
„Immerhin haben sie keine Waffen, die sie führen können, und keinen Panzer, der sie schützt“, sagte Telorin. „Das macht sie verwundbar und sollte uns Mut geben.“
„Warum sitzen wir nicht auf und reiten schleunigst davon?“, fragte Ulven. „Wenn wir die Wüste erreichen, sind wir die Biester sicher los!“
„Dazu ist es zu spät, den Wargen entkommt keine Beute, wenn sie erst einmal die Witterung aufgenommen haben“, sagte Uchnoth. „Sie haben uns durch ihr Gebrüll den Krieg erklärt und werden bald angreifen. Wir müssen uns an der Stelle, an der wir sind, aufstellen und uns verteidigen! Auf jeden Fall werden wir unsere Haut teurer verkaufen, als es denen recht sein wird!“
„Dann lasst uns rasch ein Feuer entfachen“, sagte Eldorin. „Die meisten wilden Tiere fürchten sich davor, sodass wir uns damit vielleicht einen kleinen Vorteil verschaffen können.“
Während die Elben und Orks im Umkreis von einigen Schritt nach allen Richtungen auseinander hasteten, um etwas Gehölz und Laub zu sammeln, hatten Ulven und Marcius alle Hände voll damit zu tun, sich um die Tiere zu kümmern. Als Rhodrim kannten sie sich mit Pferden bestens aus, doch war für jedermann unschwer zu erkennen, dass diese zusehends in Unruhe verfielen, da sie die nahende Gefahr längst erahnten. Die beiden jungen Männer führten sie deshalb ein Stück nach Süden, in den Schutz eines breiten, etwa drei Schritt hohen Felsens, welcher der Höhe entlang in der Mitte eingeschnitten war. In diesem senkrechten Spalt zwängten sie die Pferde zusammen und banden sie gut fest, sodass sie nicht flüchten konnten und kaum genug Platz hatten auszutreten und sich versehentlich gegenseitig zu verletzten. Schließlich kramten sie aus den Satteltaschen einige der Tücher hervor, welche die Orks zum Schutz gegen die Sandwehen mitgenommen hatten, und banden den Tieren die Augen zu. Mit diesem Trick hofften sie, dass diese während des Kampfes einigermaßen teilnahmslos aushalten würden.
Orks waren im Umgang mit Feuer nicht ungeschickt, doch mussten Ugluk und Uchnoth neidlos bewundern, wie rasch und mit welch sicheren Handgriffen es den Elben gelang, auf der kargen Erde Brennmaterial zu finden und dieses zu einer Glut zu entfachen. Binnen weniger Minuten hatten sie einen Reisighaufen aufgetürmt und in Brand gesetzt. Von diesem ging heißer, knisternder Feuerschein bald ebenso aus wie eine Säule stickigen Dampfes, die genährt wurde durch den Anteil an grünem Laub, das man verwendet hatte, da man nicht genügend Holz hatte finden können.
Nebenbei
Weitere Kostenlose Bücher