Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
längst gelernt, dass man alles Elbische nicht unterschätzten und dessen Robustheit nicht nach äußeren Maßstäben beurteilen sollte.
Der sehr jung aussehende Elb mit dem rötlich-braunen Haar band das Seil um einen steinernen Vorsprung und zerrte so lange an dem Knoten, bis dieser fest genug erschien.
„Nun versucht es! Ich bin sicher, Ihr werdet es damit einfacher haben“, sagte er und machte eine einladende Geste.
„Gebt her, ich bring’ es als erster hinter mich!“, sagte Uchnoth und schritt entschlossen an Marcius vorbei, der für einen Augenblick zögerte und sich noch über die Art und Weise, wie genau er das Hilfsmittel benutzen wollte, Gedanken machte. „Eure Gewandtheit in Ehren, aber wir Orks machen diese durch unsere Kräfte locker wett“, fügte der Befehlsgeber hinzu und spuckte in die Hände, ehe er nach dem Tau griff.
Ohne Beine und Füße zur Unterstützung zu gebrauchen, zog sich Uchnoth hernach in die Höhe, wobei die Muskelstränge an seinen starken Armen und an seinem breiten Rücken prall hervortraten. Hatten die Elben das Hindernis zuvor mit großer Eleganz genommen, so war die gewaltige Kraft, mit welcher der Ork seinen massigen Leib Elle um Elle nach oben wuchtete und schließlich an das Ziel verbrachte, zweifellos ähnlich beeindruckend.
„Jetzt ich!“, drängelte Ugluk und befleißigte sich anschließend, seinem liebsten Kontrahenten nachzueifern. Dabei gebrauchte er gegenüber demselben eine leicht veränderte Technik, denn er ließ seine Beine nicht wie ein überflüssiges Anhängsel herabbaumeln, sondern klemmte diese ebenso wie seine beschuhten Füße um das Seil und verschaffte sich dadurch zusätzlichen Schub. Und tatsächlich glückte es auch ihm, sich binnen kurzer Zeit auf die Kuppe der hinderlichen Begrenzung zu befördern, wo die Lindar ihn bei den Oberarmen griffen und das letzte Stück hochhievten.
Als nächstes war Marcius an der Reihe. Er packte das dünne, seidige Tau fest mit den Händen und stemmte sich mit den Füßen gegen die ihn tragende, senkrechte Felswand. Auf diese Weise entlastete er die Arme und kam sicher voran, indem er sich mehrere Male mit den Beinen abdrückte und nach oben federte. Keuchend krabbelte er schließlich über den Absatz der Mauer und ließ sich dabei nur allzu gerne von seinen Gefährten helfen.
Danach dauerte es nicht lange, ehe Nurofin, der den Aufstieg zuletzt antrat, neben ihm zu stehen kam.
„Gib gut auf dein Seil Acht, Telorin“, sagte Eldorin. „Ich denke, spätestens auf dem Rückweg werden wir noch einmal dankbar darüber sein.“
Der Fortgang des Passes verlief für eine gewisse Strecke beinahe ebenerdig in Richtung Westen und hielt damit auf den Andoluín zu. Dann schlug der Weg eine Kehre nach Süden, woraufhin die Angehörigen der Gemeinschaft bald zu einem weiteren treppenartigen Aufgang gelangten. Dieser führte geradewegs hinauf und bestand aus überaus breiten Steinplatten. Währendsie diese bestiegen, hatten sie anzukämpfen gegen den eisigen Wind, der sich in diesen Höhen pfeifend regte. Da die Felsen zu ihrer Linken und Rechten abgeflacht waren und kaum Windschutz boten, ereilte der Luftzug sie ungehindert, zerrte an ihren Kleidern und ließ sie mehrfach von einer Seite zur anderen taumeln.
Irgendwann ging es nicht mehr weiter, und Eldorin und die ihm Nachfolgenden starrten gegen eine massive Mauer aus dunkelgrauem Gestein. Als sie ihre Köpfe in den Nacken legten und nach oben schauten, erkannten sie, dass sich vor ihnen eine immense Felswand wie ein mächtiger Turmbau in die Höhe reckte. Krähen, die aus vollen Kehlen ein krächzendes Chorgeschrei ausstießen, bevölkerten die steile Bergflanke in großer Zahl.
Für einen Augenblick befürchteten sie, sich in eine Sackgasse verirrt zu haben. Als sie sich genauer umschauten, fanden sie jedoch eine einzige Möglichkeit, sich von jener Stelle hinwegzubewegen, nämlich einen schmalen Pass, nicht mehr als ein brüchig erscheinendes Felsgesims, das sich wie eine Randleiste an dem Berg entlang nach links schlängelte. Nach kaum mehr als einem Dutzend Schritt wand es sich nach rechts und verschwand aus dem Sichtfeld, sodass über seinen weiteren Verlauf keine Sicherheit bestand.
Die Ashtrogs grollten bei der Aussicht, jenen Weg zu begehen, denn wahrhaftig wies dieser einige Tücken auf. So bedingte die Enge des Pfades, dass diejenigen, die ihn passierten, einzeln hintereinander herschreiten mussten. Außerdem war die darüber liegende Felswand überaus
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