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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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glatt und nach außen hin leicht abgeschrägt und überhängend, was den verbleibenden Platz noch weiter begrenzte und verhinderte, dass man sich mit den Händen einen guten Halt verschaffen konnte. Da es keinen weiteren Ausweg aus dieser misslichen Lage gab, blieb den Gefährten nichtsdestotrotz nichts weiter übrig, als jenen unliebsamen Pass zu versuchen.
    Eldorin schritt voraus, und selbst er setzte nur vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Hinter ihm folgten Marcius und Telorin, danach Uchnoth und Ugluk, während Nurofin den Abschluss bildete. Wie sie bald feststellten, bestand ihr einziges Glück darin, dass der in diesen hochliegenden Gefilden herrschende scharfe Wind überwiegend von Süden her blies und sie gegen die Stirnseite des Gebirges drückte, was ihnen ein wenig Sicherheit verschaffte.
    „Seht nicht nach unten, sondern orientiert Euch an den Felsen zu Eurer Rechten“, sagte der Fürst der Lindar. „Ich bin sicher, dass wir nicht weit zu gehen brauchen.“
    „Du hast leicht reden! Ich hingegen wäre lieber mitten in einer Schlacht gegen einen hundertfach überlegenen Gegner als hier oben“, erwiderte Uchnoth.
    Zuweilen gibt es den Fall, dass jemand in manchen Situationen größten Mut beweist und dabei nicht einmal ansatzweise zu erraten weiß, wie die Empfindung von Furcht beschaffen ist. Dieselbe Person mag jedoch bei anderweitigen Gelegenheiten, bei denen anderen Wesen nur wenig bange ist, in tiefste Mutlosigkeit und Verzweiflung versinken. Ähnlich verhielt es sich hier bei Uchnoth, denn der furchtlose, unbeugsame Krieger fühlte eine unsagbare Verkrampfung in sich, während er kaum wagte, mit seinen Stiefelspitzen jeweils mehr als wenige Zoll nach vorne zu schlurfen. Seine Knie zitterten, seine Gesichtshaut fühlte kalten Schweiß an sich hinabrinnen, und ein Kloß in seinem Hals drohte, seine Atmung zu ersticken.
    „Heh, Großer!“, rief ihm Ugluk zu, der dies bemerkte. „Du wirst dir doch nicht wegen dieses Spazierganges in die Hose machen! Denk dran, dass du nur eine dabei hast!“
    „Halt die Klappe, und pass lieber auf, dass du nicht das Gleichgewicht verlierst!“, gab der größere der beiden zurück, wobei er aus Vorsicht nur sachte den Kopf in Richtung seines Gesprächspartners drehte. Immerhin ließ ihn seine Wut über den Spott, der wohl gut gemeint war, seine Angst für einen Augenblick vergessen.
    Plötzlich, gerade als Uchnoth sich von seinem Hintermann wieder abwenden wollte, ertönte ein lautes Knirschen und Krachen. Er selbst hatte soeben als letzter eine Stelle des Felsstreifens überquert, die besonders dünn und brüchig war. In dem Moment, in welchem Ugluk nun aufdieselbe trat, gab das poröse Gestein nach, zerbarst in mehrere Teile und stürzte in einem Hagel körnigen Gerölls in die Tiefe.
    Ugluk schrie laut auf, als es ihm den Boden unter den Füßen wegriss. Voll Verzweiflung ruderte er mit den Armen und versuchte, sich irgendwo festzuklammern. Alles, was er jedoch zu greifen bekam, waren die kühle, durchlässige Gebirgsluft und eine Wolke aus staubigem Gesteinsmehl. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, und innerlich verabschiedete er sich von Dantar-Mar und dem Dorf der Ashtrogs, das er niemals mehr wiedersehen würde.
    Dann, als sein Sturz in vollem Gang war und sein Kopf sich bereits deutlich unterhalb der Oberfläche des Pfades befand, spürte er eine schraubstockartige Umklammerung seiner rechten Hand. Mit einem Ruck, der in seiner Schulter schmerzhaft war, wurde sein Fall gestoppt. Seine Sinne waren vor Schock getrübt, sodass er erst nach einigen Sekundenbruchteilen wahrnehmen konnte, was ihn festhielt.
    Es war der massige Arm Uchnoths, dessen Hand sich wie eine eiserne Pranke um sein eigenes Handgelenk geschlossen hatte.
    Nie zuvor war ihm die gewaltige Hand seines Stammesgenossen, deren grüne Haut von zahlreichen Rissen und Narben durchzogen war, so schön und willkommen erschienen! Danach ging es abrupt nach oben, und schließlich kam Ugluk, erschöpft und atemlos vor Anspannung, jenseits der Einsturzstelle zum Hocken.
    Keuchend saß Uchnoth neben ihm. Sein ewiger Kontrahent, der ihn vor nicht allzu langer Zeit, während ihrer Wanderung durch Nordamar, sogar beinahe erwürgt hatte, hatte ihm tatsächlich das Leben gerettet.
    „Wenn du nicht so fett wärst, wär’ das nicht passiert!“, sagte Uchnoth.
    „Ich würde eher sagen, dass dein Gewicht zu viel war für den Berg“, sagte Ugluk. „Und wie so oft musste ich deshalb ausbaden, was du

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