Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
ihrem Anfang nahm. So aber hatte man die Möglichkeit, den Aufstieg über die Düne hinweg an einem höheren Punkt zu beginnen, was sicherlich keinesfalls ein Nachteil war.
„Einerseits sehen diese Stufen aus, als wären sie nicht durch das Abklopfen von Stein, sondern durch Verwitterung und das Fräsen des Windes entstanden. Andererseits ist es ein seltener Zufall, dass die Natur etwas erschafft, das genau wie das zweckmäßige Werk von lebenden Händen aussieht. Wer mag nur dafür verantwortlich sein?“, meinte Telorin.
Niemand konnte darauf eine Antwort geben.
Der Wind, der an dieser Stelle blies, war voll feuchtem Dunst, und schon zuvor an diesem Morgen war den Gefährten aufgefallen, dass der Fuß der Berge und die vielen Bodenvertiefungen in der näheren Umgebung von Nebel umwabert waren. Folglich musste es in dieser Gegend deutlich mehr Feuchtigkeit geben als in den ausgetrockneten Gebieten der Kroak-Tanuk, die sie von Norden her durchwandert hatten.
Nacheinander sprangen die Elben, die Orks und der Rhodrim von der hochliegenden Sandfläche aus auf die Abstufungen in der Felswand. Dabei galt es, vorsichtig zu sein, denn die Trittflächen waren voller Kerben und rutschig von Sand und fauligen Pilzgewächsen, von denen zahllose zwischen den Steinen hervorwucherten.
Eldorin ging, von Telorin und Nurofin gefolgt, im Folgenden voraus und führte seine Begleiter nach und nach in die Höhe, in Bereiche des Berges, die von außerhalb nicht zu erschauen waren. Es dauerte nicht lange, da ließen sie die Nebelwand, welche sie zuvor durchschritten hatten, hinter sich und nahmen all das, was sich unterhalb von ihnen erstreckte, nur noch mit verschwommenen Konturen wahr.
Die Stiege wand sich zunächst nach rechts und beschrieb erst nach einer Weile eine scharfe Kehre in die entgegengesetzte Richtung. Bald darauf erreichten sie das Felsplateau, das sie vom Fuß des Gebirges aus teilweise eingesehen hatten. Jedoch fanden sie nichts Auffälliges an dieser Stelle, sodass sie sich nicht aufhielten und weitergingen.
Nach einer Weile fand der Aufstieg in die dünnere Höhenluft dann ein vorläufiges Ende, denn plötzlich führte der Pass sie in die Tiefe hinab. Die holprigen Stufen lagen an dieser Stelle jeweils ein gehöriges Stück übereinander, sodass die Wanderer sich hopsend hinab bewegen mussten. Am untersten Punkt angekommen, stellten sie fest, dass von der kleinen, rundlichen und ebenen Fläche, die sie nunmehr erreicht hatten, kein Weiterkommen mehr war, denn diese wurde an ihrem anderen Ende von einer hohen, steinernen Mauer begrenzt. Jene zu umgehen war nicht möglich, da sie auf beiden Seiten in das gewaltige Gebirgsmassiv eingelassen war.
Nachdem sie die erste Überraschung überwunden hatten, erkannten die Angehörigen der Gemeinschaft, dass sich in der ansonsten glatten Wand, die ihnen den Weg versperrte, zahlreiche Löcher und schlitzartige Einkerbungen befanden, die einem Kletterer Halt geben konnten. Unter den anerkennenden Blicken seiner Begleiter überwand der Sohn Ganúviels das Hindernis hernach als erster, indem er sich binnen weniger Augenblicke nach oben hangelte und auf der Mauerkrone erschien. Telorin zeigte anschließend, dass er seinem Artgenossen nicht nachstand und erklomm den senkrecht aufragenden Fels ebenfalls mit großem Geschick.
Für Marcius und die Ashtrogs erschienen die schlängelnden, leicht hüpfenden Bewegungen der Elben ganz so, als würde Wasser nach oben fließen und sich allen Widerständen und Gesetzmäßigkeitenzum Trotz auf anmutige Weise einen Weg bahnen. Sie aber, die sie nicht über die Grazilität jener Wesen verfügten, hatten ein mulmiges Gefühl und machten sich auf eine echte Herausforderung ihrer Geschicklichkeit gefasst.
„Wartet“, rief Telorin von oben herab, soeben als Marcius mit dem Klettern beginnen wollte. „Ich glaube, dieses Mal können wir Lindar mit einer wahrhaften Hilfe aufwarten.“
Er fasste unter den dünnen, in verschiedenen Grüntönen gehaltenen Kapuzenmantel, den er über seinem Wams trug, und nestelte offensichtlich an seinem Gürtel herum. Als seine Hände wieder zum Vorschein kamen, hielten sie ein Seil zwischen den schlanken Fingern, das hell wie die Rinde junger Bäume war und glänzte, als wäre es aus Seide gewoben. Seine Feinheit vermittelte den Eindruck, als wäre es zu schwach, um auch nur ein Gewicht zu schultern, das weit unterhalb eines orkischen oder menschlichen Körpers lag. Marcius, Uchnoth und Ugluk hatten jedoch
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