Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
angerichtet hast!“
Ganz offensichtlich war es bei den Orks nicht Brauch, sich die Blöße zu geben, sich nach einer Lebensrettung zu bedanken oder umgekehrt Dank zu beanspruchen.
„Eine beachtliche Reaktion, Uchnoth“, sagte Telorin, der das rasch erfolgte Geschehen hilflos beobachtet hatte. „Wenn die Orks dich nicht mehr benötigen, können wir Elben dich und deine Reflexe sehr gut gebrauchen.“
Alle schmunzelten nach dem überwundenen Schrecken.
Nachdem Nurofin, der hinter Ugluk gegangen und glücklicherweise rechtzeitig zum Stehen gekommen war, mühelos über den Krater hinweggesprungen war, ging es weiter.
Zuvor bereits hatte Eldorin die Kehre, die um einen spitz nach außen ragenden Vorsprung herum führte, als erster umrundet. Die anderen folgten ihm nun nach und sahen, dass der Weg dahinter leicht anstieg und sie weiterhin nach Südosten, in Richtung der geschwärzten Flanken des Vulkans, führte.
Nach einer Weile erreichten sie dann ein Plateau, das ihnen endlich wieder ausreichend Platz verschaffte. Den Ashtrogs war die immense Erleichterung darüber deutlich anzusehen, denn sie atmeten tief durch und rieben sich den Schweiß von der Stirn, so als wären ihnen soeben tonnenschwere Lasten von den Herzen gefallen.
Der Ort stellte einen günstigen Aussichtspunkt dar, obgleich die nach Norden weisende Klippe, die sie zuvor umgangen hatten, ihnen den Blick nach Westen verwehrte. Dafür jedoch war die Sicht nach Osten hin atemberaubend, denn in der Ferne konnte man das Glitzern des gewaltigen, von weißen Wolken getünchten Ozeans, der sich jenseits des Wüstensandes erstreckte, erschauen. Nurofin starrte für eine lange Zeit dort hinaus und fühlte sich augenblicklich wieder von einer unbeschreiblichen Sehnsucht nach dem Meer gepeinigt, die allen Kindern der Nolori zueigen war.
Die freie Fläche, auf welcher die Gefährten sich aufhielten, wurde von einer einzigen, großen Steinplatte gebildet. Ein felserner Überhang bedeckte den hinteren Teil wie eine niedrige Decke. Jener Bereich war in trübe Schatten gehüllt und wirkte auf den ersten Blick wie eine bedeutungslose Mulde im Fels. Dennoch bemerkten die Elben sogleich, dass sich inmitten jener flachen Nische ein noch schwärzerer Fleck in der Dunkelheit abzeichnete.
Eldorin und Telorin gingen voran, um ihre Vermutung genauer zu untersuchen, wobei sie sich ducken mussten, um unter dem schweren Felsklotz hindurchgehen zu können. Als sie an die hintere, steinerne Wand gelangten, erkannten sie, dass ihre scharfen Augen sie nicht getrogen hatten.
Ein aus der Ferne leicht zu übersehendes Loch klaffte dicht über dem Untergrund. Es war nicht sehr groß, doch allemal ausreichend für einen Elben, Menschen oder Ork, um hindurch zu schlüpfen.
„Dson Baldur“, sagte Telorin. „Wir haben den verborgenen Eingang gefunden.“
„Sprich nicht so laut, mein treuer Freund“, sagte Eldorin mit leiserer Stimme. „Es heißt, dass an manchen Orten Schatten unter der Oberfläche flüstern, die nicht mögen, dass man ihre Einsamkeit stört.“
Die sechs Angehörigen der Gemeinschaft drängten sich um die Öffnung und reckten ihre Köpfe, da sie versuchten, etwas Sichtbares in der Tiefe zu erfassen.
Unmittelbar hinter dem rundlichen Durchlass schloss sich eine Art Rutsche an, die in einer beachtlichen Schräge nach unten führte. Der steinerne Untergrund schimmerte grünlich, denn er war an vielen Stellen von Flechten überwuchert. Nach einigen Schritt war dann bereits nichts mehr zu erkennen, denn die Luft in dem Schacht war pechschwarz und konnte nicht einmal mehr von den Elben durchdrungen werden. Allenfalls Ghuls und manche Kreaturen, für die niemand in Munda einen Namen hatte, mochten sich in einer solchen allumfassenden Finsternis zurechtfinden.
Nachdem man sich vergewissert hatte, dass alle für das Eindringen in das Innere des Gebirges vorbereitet waren, schickte Eldorin sich an, vorauszugehen. Er selbst sowie Nurofin und Ugluk wurden ferner dazu auserkoren, die drei von ihnen mitgeführten Fackeln zu tragen, die sie nun entzündeten, indem sie Feuersteine in ihrer Nähe gegeneinander schlugen. Hernach wand der Elb seinen Oberkörper durch das Loch und betrat in hockender Haltung das starke Gefälle, welches hinab in den finsteren Schlund führte.
Ein widerlich schaler Geruch, in welchem sich säuerliche mit süßlichen Elementen paarten, schlug Eldorin augenblicklich wie eine Wand entgegen. Er schlitterte die Rutsche, deren Neigung mit der Zeit
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