Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Steifen von gebratenem Fleisch. Niemand jedoch nahm die Schelte ernst, denn auf jeden Fall erschien ihnen die Tatsache wichtig, dass sie ihre karge Nahrung und das Wasser, das sie mitgenommen hatten, so klug eingeteilt hatten, dass sie auch auf dem Rückweg nicht gänzlich würden darben müssen.
Ulven war früher wach gewesen als alle anderen, ganz so, als ob er anstatt seine Begleiter ein gefahrvolles Unterfangen vor sich hätte und darüber besorgt und nervös sein müsste. Möglichst leise kramte er die kleinste Blechschale, die er unter den mitgenommenen Utensilien finden konnte, hervor, füllte diese mit etwas Wasser und schwenkte sie anschließend über der noch immer glimmenden Glut des abendlichen Lagerfeuers. Nach einer Weile gab er den erhitzten Inhalt des Gefäßes in eine Tasse, in welcher bereits einige der intensiv riechenden Kräuter und Pflanzen, die ihm Nurofin gegeben hatte, warteten.
Nachdem der junge Rhodrim in den nächsten Minuten einige heiße Schlucke des Suds getrunken hatte, fühlte er sogleich, dass es ihm besser ging und seine Glieder weniger schmerzten. Zudem nahm er sich Eldorins Rat zu Herzen und strengte sich an, den Symptomen seiner Verwundung so wenig Aufmerksamkeit zu widmen wie nur möglich. Allein dieser Trick half ihm dabei, sich wieder stärker und aufrechter zu fühlen als noch während des vergangenen Tages.
Schließlich erwachten auch Marcius, die Elben und die beiden Orks allesamt und machten sich bereit für ihren Marsch ins Gebirge. Ehe sie gingen, achteten sie darauf, zu ihrem Gefährten, dem man die Enttäuschung darüber, dass er als einziger zurückbleiben musste, ansah, keine Worte des Abschieds zu sprechen. Vielmehr kündigten sie ihre erfolgreiche Rückkehr an und zeigten sich darüber gewiss, dass diese auf jeden Fall noch vor dem Einbruch der Dunkelheit erfolgen würde.
„Sollten dir eine Bergziege oder ein paar lebensmüde Hasen über den Weg laufen, halt sie fest, bis ich zurück bin, denn dann gibt es nach Erfüllung unseres Auftrages einen Festbraten, wie wir ihn alle verdient haben!“, sagte Uchnoth zu Ulven und grinste dabei.
Die Gefahr, die vor ihnen lag, schien ihn als einzigen zu erheitern.
„Jetzt red kein dummes Zeug, und sieh endlich zu, dass du fertig wirst! Aber vielleicht hättest du ja statt einem Befehlsgeber auch einen besseren Koch abgegeben! Den Geruch der Ziege ahmst du auf jeden Fall schon ’mal sehr gut nach!“, sagte Ugluk in spöttischem Tonfall.
„Wenn dem so wäre, würde ich dich als erstes rösten, du Made! Allerdings würde ich so fettes Fleisch keinem anständigen Ork zumuten wollen, und selbst die Warge würden sich dabei wohl übergeben!“, gab der schwergewichtige Ashtrog zurück. Die gute Laune war ihm jedoch nicht zu verderben, denn er regte sich weit weniger über die Sticheleien seines Stammesgenossen auf als gewöhnlich.
Möglicherweise lag einer der Gründe für Uchnoths Zufriedenheit darin, dass er seine Aufgabe erfüllt und die Gemeinschaft durch die Geisterwüste bis an den Andoluín geführt hatte. Nun war es an Eldorin, die Führung zu übernehmen, denn dieser hatte sich mit dem, was über den weiteren Weg bekannt war, am besten vertraut gemacht.
Die Düne, welche der Wind vor den Schatten der nahen Felshänge aufgetürmt hatte, befand sich ein gutes Stück zur Rechten des eigentlichen Vulkans und schmiegte sich an einen daran angrenzenden Berg, dessen Gipfel etwas weniger hoch und kegelförmig war. Unter Ulvens wehmütigen Blicken begannen die sechs ihren Aufstieg nunmehr damit, den breiten Sandrücken, der genau in Richtung der klaffenden Einkerbung führte, zu erklimmen. Insbesondere die stämmigen Orks bewegten dabei ihre Füße zu Beginn nur vorsichtig tastend, ehe sie feststellten, dass sich der Sand längst zu einer stabilen Masse verdichtet hatte und sie sehr gut trug.
Als sie den Gipfel der Erhebung erreicht hatten und sich dem Einschnitt im Fels näherten, erkannten sie, dass dessen Ende nicht auszumachen war, da er sich nach einiger Entfernung zu einem schmalen Spalt verengte, der in der Dunkelheit verschwand. Weitaus interessanter waren jedoch die in beinahe regelmäßigen Abständen übereinander liegenden stufenartigen Verformungen, welche in der rechten Flanke der Schneise zu finden waren. Hätte sich nicht reichlich Wüstensand in die Öffnung gequetscht und den Untergrund bis auf mehrere Schritt Höhe bedeckt, so hätte man wohl herausgefunden, dass die Treppe deutlich weiter unten
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