Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
eingehend dessen Pupillen zu betrachten. Danach legte er ihm die Hand auf die Stirn und fühlte anschließend auch die Temperatur von dessen Händen.
„Ich erkenne die Schwäche, die deinen Körper befallen hat, mein menschlicher Freund“, sagte er, nachdem er seine Nachschau nach einer Weile beendet hatte, „und ich meine, dir versichern zu können, dass dein Zustand stabil ist und du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Dein Körper ist stark und hat den meisten Schaden, den man ihm zufügte, bereits überwunden.Gleichwohl ist der Zauber, der dich streifte, beharrlich und versucht, dir durch Trug und Täuschung den Lebensmut zu nehmen. Wenn du dich aber von den gelegentlichen Schmerzen, die man dir vorzugaukeln sucht, nicht verunsichern lässt, wirst du die Krankheit bald hinter dir gelassen haben und keine Nachwehen mehr verspüren. Leider habe ich keine Heilmittel da, die deine Leiden bis dahin erleichtern könnten.“
„Was der eine Elb vergisst, für das sollte stets der andere sorgen!“, sagte Nurofin freudig und trat mit einem straff geschnürten Säckchen näher. Als er es aufschnürte, kam ein ganzes Bündel grüner Kräuter und Blätter zum Vorschein, die augenblicklich einen starken, vielfältigen Geruch verströmten. „Dies sind verschiedene Heilpflanzen, die besten, die meinem Stamm bekannt sind. Einige von ihnen stammen aus Aím Tinnod, und andere wurden an den Ufern der großen Meere gepflückt, in den Tagen, ehe der Krieg über uns kam. Sogar einige seltene Algenarten sind darunter, die wir einst in verborgenen Riffen fanden. Es ist Brauch bei uns Nolori, keine weite Wanderung ohne solcherlei Pflanzen zu unternehmen, denn sie vermögen Leben zu retten, wenn die Verwundungen nicht zu stark sind. Mit dem Anteil, den ich dir davon gebe, Ulven, sollst du über den morgigen Tag verteilt trinkbare Aufgüsse zubereiten, in denen die heilenden Essenzen freigesetzt werden. Am Abend solltest du dann bereits eine deutliche Besserung fühlen.“
„Die Nolori überraschen mich selbst, nachdem wir seit so vielen Jahren Seite an Seite leben, immer wieder“, sagte Eldorin mit einem anerkennenden Lächeln. „Man könnte meinen, dass Ihr für jedwede Situation die richtigen Hilfsmittel bei der Hand hättet.“
„Oder wenigstens einen Brauch, der einen zur rechten Zeit das geeignete Verhalten lehrt“, fügte Telorin hinzu.
Die Diskussion darüber, wer von den Gefährten am nächsten Tag zurückbleiben und über die Pferde wachen sollte, war auf jeden Fall vom Tisch. Ulven war noch zu schwach für den mühseligen Aufstieg und würde seine Zeit gut damit verbringen, seine Kräfte bis zum Aufbruch zurück in die Heimat neuerlich zu sammeln. Dennoch blieb er bei dem Gedanken, seine Freunde bei dem anstehenden Wagnis im Stich zu lassen, innerlich weiterhin hin- und hergerissen.
„Sei unbesorgt, denn ich werde die Ehre Rhodrims und der Welt der Menschen an deiner Stelle würdig zu vertreten wissen“, sagte Marcius irgendwann zu ihm, da er seine Sorgen erkannt hatte.
Erst danach war Ulven ein wenig wohler bei dem Gedanken, für eine Weile untätig zu bleiben und zur Rettung Arthiliens und Orgards vorübergehend keinen größeren Beitrag zu leisten.
Nach der Zeit, die sie in der stillen Wüste verbracht hatten, waren die sieben Reisenden an dieser Stelle nunmehr ungewohnt vielen nächtlichen Geräuschen ausgesetzt. Tatsächlich schienen sich Vögel und viele andere Tiere scheinbar Mühe zu geben, möglichst viel Lärm zu verursachen. Gleichzeitig pfiff unentwegt ein strenger Wind vom östlichen Meer herüber und brach sich an den hohen Felskämmen, wobei er zuweilen laut aufheulte, so als wolle er dabei einen leibhaftigen Schmerz kundtun.
Der Himmel über dem vulkanischen Gestein war unterdessen schwärzer als an anderen Orten und behinderte Mond und Sterne so stark in deren Leuchtkraft, dass sie die meiste Zeit über nicht zu sehen waren.
In den Stunden des frühen Morgens verfärbte sich der Himmel dann grau, ehe sich allmählich die Sonne über den weit entfernten Wassern zeigte und sich daran machte, das Land zu überstrahlen.
Die Gefährten hielten vor der letzten Anstrengung, die während ihrer Unternehmung vor ihnen lag, ein längeres Frühstück ab, obgleich ihre Vorräte mittlerweile sehr begrenzt waren. Wie gewohnt schimpfte Uchnoth über die Kost, die überwiegend aus Grünzeug und gebackenenKeksen, die längst hart geworden waren, bestand und wünschte sich stattdessen gesalzene Eier und
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