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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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welchem kein Licht existieren konnte und in dem kein Fremder jemals willkommen war.
    Mit einem Mal änderte sich die Umgebung. Die Baumriesen wichen zurück und ließen ein großes Maß an Helligkeit auf die freie Wegfläche strömen, die sich nunmehr vor ihnen öffnete. Der Boden war, wie sich ferner zeigte, nicht mehr karg und trocken und erdig, sondern mit vielen saftigen Grashalmen bedeckt.
    Der Pfad mündete in eine weite Lichtung, die sich kaum ein Dutzend Schritt vor dem Reiter aufgetan hatte und in welcher ein Glänzen wie ein goldener Schleier hing. An deren anderen Ende verlief eine langgezogene, niedrige Anhöhe wie eine Mauer, die das hiesige Land von dem jenseitigen trennte. Unzählige buntfarbene Blumen mit strahlend schönen Blüten sowie hell schimmernde Kiesel mit glatten, wohlgeformten Oberflächen bedeckten den grasbewachsenen Erdwall. Etwa in der Mitte dessen seitlicher Ausdehnung verlief eine senkrechte Rinne, in welcher ein laut rauschendes Bächlein floss. Das Wasser wurde in ein großes, ovalförmiges Becken getragen, von wo aus es sich in einem Rinnsal nach links weiterbewegte und schließlich am westlichen Ende des freien Feldes zwischen den dortigen Bäumen und Sträuchern verschwand. Seine Oberfläche reflektierte genussvoll die Sonne und war so klar wie Kristall, denn es war unbefleckt und führte keinen einzigen Partikel an Schmutz und Verunreinigung mit sich.
    Unmittelbar an derjenigen Stelle, an welcher das Wasser von der Böschung auf die Lichtung gelangte, wurzelte eine gewaltige Eiche in der Erde, die ihre Wurzeln in dem Teichbecken und dem Beginn des Wasserlaufes badete.
    Nicht nur die Tatsache, dass die anderen Gewächse des Stillen Waldes ehrfürchtig von ihm Abstand nahmen, ließen die herausragende Bedeutung dieses Baumes erahnen, denn auch sein bloßes Aussehen vereinigte vielerlei besondere Merkmale. So war nicht nur seine Größe imposant, sondern auch die Dicke seiner Äste, deren Rinde glatt poliert wirkte und eine Farbe hatte, der helles Grau am nächsten kam. Im reichhaltigen Mittagslicht schimmerte der Stamm hingegen wie dunkles Silber. Die Blätter, von denen die Eiche unzählige trug, waren flauschig und von einem leuchtenden Grün, so als wären sie soeben erst ihren Knospen entschlüpft. Einige Schritt über dem Grund, kurz ehe ihr die vielen Zweige entwuchsen und diese zu einer riesigen Krone auseinanderfächerten, saß eine einzige, rundliche Einkerbung von der Größe eines Wagenrades,hinter der sich ein gähnend schwarzes Loch erstreckte und deren Sinn nicht einfach zu erraten war.
    Bemerkenswert war jedoch vor allen Dingen die Aura des Bewussten, des allseits Wachenden und alle Dinge Überschauenden, welche von dem Baum ausging. Konnte man sich bei all den anderen Gehölzen dieses Waldes nicht sicher sein, ob sie denn bloße Pflanzen oder aber höhere Lebensformen darstellten, so vermochte man an diesem Ort einen so gewaltigen Zauber zu vernehmen, dass dieser erahnen ließ, dass sich hier zweifellos immenses Wissen und Einfluss vereinten, deren wahre Macht nur schwerlich erfasst werden konnte. Auch wenn das Antlitz jenes Baumes makellos war, verspürte ein jeder Betrachter unweigerlich, dass sein Holz wahrlich alt war, so unsagbar alt, dass sich niemand, der gegenwärtig über den Kontinent wanderte, an die Stunde seiner Geburt als Zeuge erinnern konnte.
    „Ino paras, Vello Wisantor, attano fuíbor et fluran mando Arthilia! * ”, sagte eine schöne Stimme, die unter dem samtenen Mantel des Reiters hervor erschallte. Der Ankömmling hielt sein Pferd in der Mitte der Lichtung an und stieg mit einem behänden Satz hinab. Dann trat er langsam näher an die Eiche heran, wobei seine Schritte so leicht über das sanfte Gras federten, dass sie kaum einem der grünen Halme eine Krümmung zufügten.
    „Ino paras, Furior, filim Elveni! ** ”
    Die schwere Stimme, welche jene Erwiderung gesprochen hatte, klang tief und schnaufend, wie ein Mensch, Zwerg oder Ork, dessen Nasenhöhlen verstopft waren. Sie schien ihre Ursache im Inneren des massigen Baumriesen zu haben und durch die unübersehbare runde Aushöhlung nach außerhalb zu dringen. Trotz des schweren und ernstlichen Tones, den die Eiche anschlug, klangen ihre Worte freundlich und auf ihre Weise sanft. „Erst habe ich dich weitaus früher erwartet, dann rechnete ich gar nicht mehr mit deiner Wiederkehr, und nun stehst du vor mir und trägst sogar die gleiche Gewandung wie damals, als wir uns zuletzt

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