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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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begegneten.
    Doch ich will ehrlich zu dir sein, alter Freund. Als mir die äußeren Bäume des Waldes berichteten, dass du an ihren Grenzen weilst und um Einlass begehrst, habe ich gezögert zunächst, denn ich bin nicht sicher, ob du noch willkommen bist nach all dem, was vorgefallen ist, und ob deine Ankunft nicht unser aller Frieden gefährdet. Aber dann habe ich mich dafür entschieden, dir gegenüber neutral zu verbleiben, denn schließlich hast du dich gegenüber mir und den Gewächsen, die meinem Schutz unterstehen, immerzu redlich verhalten, sodass keine Fehde zwischen uns liegt.“
    Ohne sich in irgendeiner Weise furchtsam oder beeindruckt zu zeigen, setzte sich der Elb wie selbstverständlich in das Gras, das am Fuß der riesenhaften Eiche wuchs. Sein Gesicht, das weiterhin unter der Kapuze des blauen Umhangs steckte, verblieb gleichfalls ohne jede erkennbare Regung. Dennoch haftete ihm eine schwach zu erkennende Anspannung an, die verriet, dass er sich in einer außergewöhnlichen Situation befand und ihm noch schwierigere Augenblicke bald bevorstanden.
    „Niemals würde ich vergessen, wie viel an Wissen und freudigen Erlebnissen ich dir verdanke, mein alter Lehrmeister und Freund“, sagte Furior. „Du hast nichts zu schaffen mit dem Zwist, der zwischen mir und meinem Volk besteht und von welchem ich dir gewiss nichts zu erzählen brauche, da du sicherlich längst dein eigenes Urteil darüber gefällt hast. Nichts aber soll unsere Freundschaft jemals trüben, solange Elb und Baum gemeinsam in Munda bestehen.“
    „Es ist merkwürdig und allzu bescheiden, dass du mich deinen Lehrmeister nennst“, sagte Vello Wisantor, „wo doch du es einst warst, der mich zu sprechen lehrte und mir viele Dinge und Geschehnisse berichtete, die mir sonst auf ewig verschlossen geblieben wären.“
    „Dennoch warst du von unserer ersten Begegnung an der weitaus reichere an Erfahrung und Wissen von uns beiden, ganz zu schweigen von deiner Weisheit, die mir allzu oft von unsagbarer Hilfe war. Ohne dich wäre ich bei all meinen Forschungen auf den verschiedenen Gebieten, für die ich mich begeisterte, sehr bald an meine Grenzen gestoßen, so aber gelangte ich zu Fertigkeiten und Fähigkeiten, die noch keinem Elb Arthiliens zuvor vergönnt waren. Und ich bin sicher, dass ich irgendwann sogar den Traum, den ich am meisten von allen hegte, durch deinen Rat verwirklicht hätte, nämlich Aiura, das Land unserer Ahnen, auszumachen und anzusteuern auf der Velarohima oder einem Schiff, das ich selbst eigens für diesen Zweck entworfen hätte.“
    Einige Zeit der Stille trat ein. Viele Jahrhunderte lang hatte Furior die Erinnerung an die unglücklichen Ereignisse, die ihn von seinem Volk entzweiten, zu verdrängen gesucht und dabei auch vergessen, wie einmalig schön diejenige Zeit gewesen war, als die Ankunft der Elben in Arthilien noch nicht lange zurücklag und der Kontinent für die Herbeigereisten noch jung und unerforscht war. Er selbst war stets der eifrigste gewesen, wenn es darum ging, neue Orte und Plätze zu erkunden sowie die ungewöhnlichsten Lebewesen als Gesprächspartner, Schüler, Lehrer und Freunde zu gewinnen. Auf diese Weise kam ebenso sein Kontakt zu Zarr Mudah zustande wie zu dem Oger Hologar, zahllosen Tieren und den mit Bewusstsein erfüllten Bäumen des Uilas Rila oder des Ered Fuíl. Und von all jenen war Vello Wisantor, wie dieser von den Lindar bald genannt wurde, zweifellos der bemerkenswerteste.
    „Du warst wahrlich der am meisten talentierte und befähigte deiner Art, mein Freund, und nicht nur in einer Hinsicht, sondern in vielerlei Dingen“, sagte die mächtige Eiche irgendwann. Sie sprach dabei noch langsamer als zuvor und wirkte sehr nachdenklich und bedächtig. „Aber dein Unglück war, dass du dich, obwohl du stets guten Willens warst, niemals an die Regeln hieltest, die man für alle gemacht hatte und denen auch du unterworfen warst. So hast du dich niemals darum gekümmert, dass Ganúviel, die große Fürstin deines Stammes, es verbot, dich auf eigene Faust mit Ogern und Orks zu umgeben, da sie fürchtete, dass auf diese Weise sorgsam gehütete Geheimnisse verloren gingen, was zu einer Gefährdung Eures Volkes hätte führen können. Und ihre Sorge war nicht unbegründet, wie ich meine, denn auch unter uns Bäumen ist Misstrauen gegenüber Fremden ein hohes Gebot, um unser Überleben zu sichern. Ebenso wenig hattest du jemals Respekt vor dem Einen und seinem Wunsch, Euch Elben auf diesem

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