Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Verbliebenen Eures Volkes verbirgt. Und da ich seit jeher Interesse und Sympathie fühle für die Belange der Elben, hielt ich fortan ein Auge auf sie. Außerdem erstatteten mir einige der uralten Bäume, welche die Elben als ihre Freunde betrachten und argwöhnisch vor allen Fremden bewachen, bereitwillig Bericht, denn ich spreche immerhin Eure schöne Sprache und kenne viele Eurer Geheimnisse. Schließlich waren mir einige meiner kleineren magischen Kunststücke, die mir beispielsweise erlauben, zeitweilig das Antlitz eines der Euren anzunehmen, durchaus dienlich, wie ich gestehen muss. Auf jeden Fall spreche ich die Wahrheit. Und diese besagt, dass es nach dieser Nacht noch vier weitere sind, ehe Nuwena einem anderen Gemahl als Euch die ewige Treue geloben wird. Sofern nicht ein Akt der Vernunft und Gerechtigkeit dem Einhalt gebieten mag.“
„Was willst du damit sagen, Ork?“, fragte Furior eindringlich.
Der Schamane antwortete, indem er einen verstohlenen, seitlichen Blick auf das Schwarze Schwert warf. „Ich brachte Euch Euer geliebtes Schwert zurück sowie die schlimme Botschaft, von der Ihr nach dem Willen Eurer Gegner niemals erfahren solltet, ehrwürdiger Meister. Nun liegt es bei Euch, ob Ihr schweigend zuseht, wie der Harfenspieler Euch das Eure für immer nimmt, oder eine letzte Anstrengung unternehmt, das Recht wiederherzustellen.“
Der Elb sah dem Zerk-Gur geradewegs ins Angesicht. Hierbei verfinsterte sich seine ausdruckslose Miene zusehends, so als breite sich ein schattenhafter Vorhang davor aus. Gleichzeitig wurde das zuvor matte Flimmern der roten Perle, welche in den Knauf Fínorgels eingelassen war, intensiver, sodass es schien, als ob ein Herz vor Aufregung darin pulsiere. Das Schwarze Schwert sehnte sich mit seiner unwiderstehlichen Kraft nach einer neuen Aufgabe, die es in der Hand seines Schöpfers und wahren Meisters vollbringen durfte.
Furior erhob sich. Er stand versteinert da, die dunkle Klinge in der starken rechten Hand an seiner Seite herabhängend und stumm nach Westen blickend. Für eine ganze Weile verharrte er, und während dieser Zeit schien es, dass eine Veränderung mit ihm vorginge. Das Antlitz eines müden Bettlers fiel wie lästiger Staub, den man mit einer einfachen Handbewegung von sich schütteln konnte, von ihm ab, und seine ewig jugendliche Schönheit kehrte in vollen Zügen zurück. Sein Körper reckte sich zu einer kerzengeraden, aufrechten Haltung, und in seiner hellen Gesichtshaut glättete sich selbst das geringste Sorgenfältchen. Seine satten, kastanienfarbenen Haare, die sich sanft an sein Haupt anschmiegten, strafften sich, und dazwischen stachen nun gut sichtbar die gleichmäßig geformten, nach oben spitz zulaufenden Ohren hervor, welche die Kinder seiner Art kennzeichneten. Plötzlich wirkte er von unerbittlicher Gesundheit und Stärke geprägt, ganz wie vor zwei Jahrtausenden, als er als der prächtigste und vortrefflichste unter allen Elben galt, welche in Arthilien unter der Sonne Mundas wanderten.
„Du kannst gerne verweilen und nächtigen für eine Weile in meinem Heim, wenn du magst. Wenn du morgen früh erwachst, werde ich jedoch nicht mehr hier sein wenigstens für einige Zeit“, sagte er schließlich. Sein Zungenschlag klang nun so weich, melodiös und stolz zugleich, dass man bei dessen Vernehmen meinen konnte, die längst vergangene Hochzeit der Elben sei auf den Kontinent zurückgekehrt. „Ich werde gehen, um nach meiner Geliebten zu suchen und ihr mein gepeinigtes Herz auszuschütten. Sie mag mich erhören oder nicht, doch sie soll wissen,dass Furior sie niemals vergessen hat und die Zeit mit ihr seine weitaus glückseligsten Tage und Stunden waren. Mein Schwert will ich hingegen nicht gebrauchen, denn die Fehde zwischen meinem Volk und mir ist beigelegt, soweit es meinen Teil betrifft. Dennoch will ich es mit mir führen, sofern die Unvernunft Oberhand gewonnen hat über diejenigen, die ich einst liebte und denen ich vertraute.“ Danach ging er in die Laube, die er bewohnte, um seine Sachen für die bevorstehende Reise zu richten.
Zarr Mudah lächelte. Er hatte sein Ziel erreicht und den Lebenswillen in seinem alten Lehrmeister neu entfacht. Er war sich sicher, dass dessen Zorn in Bälde neue Nahrung erhalten und dass dieser dann für die Pläne, die er ihm des Weiteren eröffnen wollte, anfällig sein würde. Er wusste nicht, ob die Anstrengung lohnend war, doch er hegte nun einmal die große Hoffnung, dereinst an der Seite des
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