Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
trug und ebensolche im Schoß eines jeden Betrachters erwecken musste.
„Es gibt keine Zukunft, die Platz für uns beide bietet, Furior“, sagte die Elbin. Ihre Stimme war nur mehr ein schwaches Flüstern, und ihre Augen blieben abgewendet. „Du weißt, welche Stunde mir bevorsteht in zwei Tagen. Ich werde einem Elben, einem deines Stammes, mein Jawort geben und will ihm hernach alles bieten, um ihn so glücklich zu machen, wie er mich zu machen versteht. Er hat ein feines Gefühl und liebt die Muße ebenso wie ich, was uns mit einem untrennbaren Band verbinden wird.“ Plötzlich hob sie ihr Haupt und blickte Furior mit ihren Augen, deren feine Brauen ihren warmen Glanz noch zusätzlich unterstrichen, fest an. „Verstehst du denn nicht, dass du es warst, der sich von mir abwandte? Hast du vergessen, wie oft ich allein weilte und mich verzehrte nach deiner Gegenwart, deiner Stimme und deiner Berührung, während du durch die Lande zogst, Wissenschaften betriebst und dich mit fremdem Zauber befasste? Ich habe dich und deine Fähigkeiten immer ebenso bewundert wie ich dich liebte, und doch waren sie es letztlich, die uns verschieden machten und die eine Kluft zwischen uns schufen. Ich fühlte mich einsam und unglücklich in dieser Zeit, und ich will niemals wieder in eine solche Leere verfallen, und ich wünsche auch niemand anderem solcherlei, nicht einmal wenn dieser nach den Gesetzen die schlimmste Strafe verdiente. Und schließlich kann ich, trotzdem ich dich nicht schuldig spreche, niemals umhin zu verkennen, dass der Grund, weshalb man dein Andenken nicht mehr ehren mag, ein gewichtiger ist. Viele, die mir sehr nahe standen, sind uns durch den Krieg gegen die Oger genommen worden. Und auch wenn es dein Recht sein mag, deine Verantwortung in dieser Sache nicht anzuerkennen und auf Aldus Urteil zu vertrauen, kann ich doch nicht mehr denselben in dir sehen, der mich vor jenem Unglück so oft zu freudigem Lachen veranlasste.“
Furior hatte aufmerksam zugehört. Er wusste nun, dass er nur noch eine letztmalige Chance besaß, seine Geliebte zu erweichen und für seine Sicht der Dinge zu erwärmen. Sollte er sie in diesen Augenblicken nicht umstimmen und von ihren Vermählungsabsichten abbringen können, würde sie für ihn auf immer verloren sein. Immerhin hatte er bemerkt, dass in ihrer Rede verborgene Zweifel an ihren eigenen Worten mitgeschwungen waren, was ihm Hoffnung gab.
„Ich bin sicher, dass es zwischen mir und meinem Volk dereinst Versöhnung geben wird, denn Rachegelüste und nachtragende Bitternis sind schon immer weitaus schlechtere Ratgeber als Verständigung und Vergebung gewesen“, sagte der Elb mit einer überraschend erscheinenden Einsicht und Vernunft. Seine Stimme klang nun erheblich weicher und ebenmäßiger als zuvor. Gleichzeitig straffte sich seine Wohlgestalt und ließ ihn wie einen vor Selbstbewusstsein strahlenden Helden erscheinen, der geradewegs einer der uralten Sagen des Elbenvolkes entstiegen war. „Was einst war, kann wieder sein, denn alle Dinge in Munda – die großen wie die scheinbar kleinen – verlaufen in Zyklen und kehren immer wieder zu ihrem Ursprung zurück. Heißt es nicht weiterhin, dass gerade die schlimmen und schwierigen Momente, wenn alle Außenstehenden und alle Umstände sich gegen sie aussprechen, die wahre Liebe zeigt? Und sieh uns an, die man uns Nuwena und Furior taufte, ist unsere Gestalt nicht gleich verblieben seitdem wir das letzte Mal gemeinsam unter dem Schein des Mondes spazieren gingen und ich dir die Wunder dieses Landes, das nun die Hoffnung unsere Volkes darstellt, offenbarte? Und ebenso sind unsere Gefühle füreinander dieselben geblieben, denn was Aldu in seinem großzügigen und weisen Willen füreinander bestimmte, vermag nimmer auf ewig voneinander getrennt zu bleiben, sondern wird irgendwann einen Weg selbst durch die größten Widerstände hindurch zueinander finden. So ist es allein bei dir, die Entscheidung zu fällen, hier und dieser Stunde. Frage dich selbst, ob du bereit sein willst, wahrlich in dein Herz hineinzuhorchen und mir, die ich dir meine Wenigkeit und jedes Königreich, das mir für dich angemessen erscheint, künftig zu Füßen legen will, eine zweite Chance zu gewähren.“
Nuwena erstarrte mit geöffnetem Mund. Die Anstrengung, den ihr die Gedankengänge, die ihr aufgedrängt wurden, bereitete, war unübersehbar. Sie musterte den Elben, den sie einst geliebt und dann verlassen hatte. Hierbei hoffte sie wahrlich,
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