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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Reinheit wie fließendes Wasser daherkam und unendlich wohlklingende Verse, die von schönen Dingen handelten, formulierte.
    Nach einer Weile gelangten der Elb und sein Pferd, das er weiterhin neben sich her führte, auf die lange westliche Seite des Sees. Während er dort entlang wandelte, wurde die Stimme, die er vernahm, immer deutlicher, sodass er ihrem Ursprung nicht mehr fern sein konnte.
    Während der langen Jahre der Abwesenheit von seinem Volk hatte er niemals daran gedacht, wie es wohl sein würde, einem seiner Artgenossen, den er aus früheren Tagen kannte, wieder zu begegnen. Und erst recht hatte er sich niemals getraut auszumalen, wie die einzige große Liebe, die es in seinem Leben jemals gab, ihn wohl empfangen mochte. Als er sich vor drei Nächten, nachdem sein einstiger orkischer Schüler ihn besuchte, eilfertig dazu entschloss, zum geheimen Zufluchtsort der Elben Arthiliens aufzubrechen, hatte er zunächst weiterhin keine bestimmte Erwartungshaltung dabei gehegt. Er ging lediglich in der Absicht, seine frühere Gefährtin noch ein einziges Mal zu sprechen, ehe sie sich einen anderen zum Gemahl nehmen würde. Über mehr hatte er sich bisweilen keine Gedanken gemacht. Nun aber, wo er ihr, seiner Holden, so nah war wie seit vielen Jahrhunderten nicht mehr, überkamen ihn Zweifel und Sorge, ob er denn tatsächlich hier sein sollte.
    Vello Wisantor hatte seine Meinung, dass sein Besuch nichts Gutes bringen konnte, kundgetan, und zweifellos irrte das weise Geschöpf auch dieses Mal nicht. Was war, wenn seine Geliebte ihn mit Vorwürfen und Abneigung überschütten würde? Würde er verkraften, dies Wissen über ihre endgültige Abwendung von ihm auf immer in sich zu tragen? Die Erinnerung an all die schönen und glücklichen Tage, in denen sie ihm ihr Lächeln, ihren Gesang und ihre Liebe schenkte, war es schließlich gewesen, die ihn überhaupt am Leben gehalten hatte während seines notwendig gewordenen Exils, ihn, Edringas, den Ausgestoßenen.
    Furior zögerte, wurde langsamer und blieb dann stehen. Ein kalter Schauer überkam ihn und ließ ihn trotz der warmen Witterung frösteln. Dann aber wandte er sich wieder der holden Singstimme zu, die von einer solchen Klarheit war, dass jedem Wesen, das sie vernahm, das Herz aufgehen und Kummer und Zorn augenblicklich verfliegen mussten. Seine Seele wurde von den weichen Zungenschlägen gestreichelt, und bald fühlte er sich, als seien ihm seine Sinne neu geschenkt worden, als wären diese nach einer langen Zeit in der Dunkelheit abgestumpft gewesen und erblickten nun in aller Plötzlichkeit das Sonnenlicht von Neuem.
    Es fiel ihm nunmehr leichter weiterzugehen, und so riss er sich zusammen und nahm sich vor, das bevorstehende Wiedersehen geduldig in derjenigen Weise hinzunehmen, in welcher es erfolgen sollte. Nichts anderes stand ihm zu, nichts anderes vermochte er zu tun. So schritt er voran am Rande der Reihe aus Tulpenbäumen, welche den See mit ihren überhängenden Ästen beschirmten. Seine sachten Schritte wurden ebenso wie der Hufschlag seines Reittieres von dem flauschig-weichen Untergrund gänzlich verschluckt.
    Schließlich gelangte er an diejenige Stelle, an welcher sich das größere Becken des Gewässers verengte und in einem schmalen Schlauch in einen kleineren, rundförmigen Teich überging. Der bewaldete Hang, der bald hinter demselben aufragte, war steil, sodass er jenen nördlichen Teil des Sees in Schatten tauchte, während der Rest von der Sonne beschienen und gebadet wurde.
    Eben dort, in der Bucht zwischen den beiden Becken, sah Furior sie, Nuwena, die ihm einst die Liebste von allen Dingen Mundas gewesen war. Und die dies noch immer war, wenn er mit Ehrlichkeit in sein Inneres hineinhorchte.
    Die Elbin, die ihm den Rücken zuwandte und sein Kommen offensichtlich nicht erahnte, war in ein reinweißes Gewand gehüllt, welches nur an dem rundförmigen und tief ausgeschnittenen Kragen und an den Ärmeln einige Spitzen und Stickereien als Zierde besaß. Die Beschaffenheit des Seidenstoffs war so fein, dass es schien, als sei das Kleid aus Mondlicht gewebt und kleide einen Geist, der sich aus den Nebeln eines verzauberten Tales erhoben hatte. Um ihre schlanken Hüften war ein Gürtel geschlungen, der aus zu einem stabilen Halt zusammengefügten Blättern bestand. Deren Oberfläche war gestärkt und silbergetüncht. Das lange, schwarze Haar der Nolori fiel glatt über ihre schmalen Schultern und ihren Nacken und glänzte so sehr, als wären

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