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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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kehrt zu machen und den Tanim Anglóras hinter sich zu lassen, so schnell ihn die starken Beine des Pferdes trugen.
    Dann aber wandte sich seine Aufmerksamkeit neuerlich dem Erklingen der Flöte zu, denn dieses war mittlerweile weitaus lauter geworden und schien nicht mehr weit entfernt zu sein. Kein Zweifel konnte darüber bestehen, dass der Urheber jener süßen Klänge ein großer Künstler war, denn die Schwingungen kamen daher wie ein himmlisches Geflecht. Die Melodie, welche durch das Instrument in die klaren Lüfte befördert wurde, wirkte vollends rein, zerbrechlich und ein wenig von Traurigkeit geschwängert, ganz so wie es der Art der alten Elben entsprach. Kein anderes Wesen als ein Lindar vermochte solch ein perfektes Spiel zu vollbringen.
    Plötzlich wallte Eifersucht in Furior auf. Er tat nichts, um sich jener Empfindung zu widersetzen, sondern ließ sich von ihr verzehren, so wie trockenes Reisig von einem grellen Blitz, der in es fährt, schlagartig zu einem reißenden Brand entfacht wird. Er wusste nun, weshalb die Elbin ihn so dringlich bat, unverzüglich aufzubrechen. Der Flötenspieler war niemand anderes als Turgin, der jüngere Sohn Ganúviels, der ihm einstmals die Liebe Nuwenas stahl und damit viele schlimme Verhängnisse heraufbeschwor.
    In diesem Augenblick erkannte er weiterhin, dass es zwischen ihm und seiner Angebeteten vorüber war, dass alle Wege, die zu einem gemeinsamen Glück zwischen ihnen beiden hätten führen können, längst für alle Zeiten zu einem unsichtbaren Band verblasst waren.
    Das Gesicht Furiors, welches die ganze Zeit über so bildhaft schön und gleichmütig gewirkt hatte, verzerrte sich zu einer wutstarren, blutgetränkten Maske. Seine Muskeln verkrampften sich und ließen seine Hände sich zu Fäusten ballen. Nuwena nahm diese Veränderung, die in ihrem Gegenüber vorging, mit einer ohnmächtigen Hilflosigkeit wahr, die sich in rasenden Schritten zu Verzweiflung steigerte. Die strahlende Frische und Unbekümmertheit, die für gewöhnlich von ihr ausgingen, ermatteten, so als ob stattliche Berge von Juwelen zu einem Haufen Kehricht und Asche zerfielen. Sie wirkte mit einem Mal ausgezehrt angesichts dessen, was ihre feinen Sinne ihr über diejenigen furchtbaren Ereignisse verrieten, die möglicherweise nunmehr folgen würden und von ihr nicht mehr verhindert werden konnten. Ihre Augen weiteten sich angstvoll, und ihre bebenden Lippen formten einen letzten, eindringlichen Hilfeschrei, der jedoch irgendwo auf dem Weg nach draußen erstickte und darum stumm verblieb. So unendlich flehentlich sah sie drein, dass es beinahe schien, als könne sie selbst Baum und Fels und Diamant erweichen.
    Die weichen Klänge der Flöte verwoben sich mit dem schimmernden Licht, das über der Lichtung lag, zu einer einzigartigen Symphony, die unweigerlich zum Träumen einlud und einem glauben machte, man befände sich in den schönsten Gärten von Aiura, dem verlorenen Paradies des Elbenvolkes, oder an einem anderen, noch weitaus himmlischeren Ort. In dem Augenblick jedoch, in welchem der in leuchtend-bunte Farben gehüllte Elb über den westwärts führenden Pfad zwischen den Lindenbäumen hervortrat, endete das zauberhafte Spielen abrupt. Erschlagen vor unliebsamer Überraschung, senkte Turgin sein türkisfarbenes, längliches Blasinstrument und blickte abwechselnd zwischen seiner Geliebten und dem Fremden umher, so als ob er mühevoll versuchte, jene ungeahnte Situation zu begreifen.
    Der Sohn der einstigen hohen Herrin der Lindar war etwas kleiner als Furior und hatte einen noch geringfügig schmaleren Körperbau, womit er dem Durchschnitt der ohnehin feingliedrigen Elben entsprach. Sein langes Haar war von dunkelblonder Farbe und nicht so glatt wie dasjenige der meisten Angehörigen seines Volkes, denn es war leicht gewellt und kräuselte sich auf seinen Schultern. Sein gänzlich faltenfreies Gesicht war so anmutig und fein geschnitten, dass er als einer der attraktivsten und begehrenswertesten aller Elben Arthiliens galt. Nuwena, die bald seine Angetraute sein wollte, sah nun zu ihm hin und suchte seinen Augenkontakt. Auch wenn sie nichts sagte, war ihm klar, dass sie ihn dringlich bat, sich weise zu verhalten und sich in Ermangelung einer besseren Wahl tatenlos abzuwenden, solange noch Zeit dazu blieb.
    „Zu all deinen Sünden fügst du nun, da du meiner künftigen Gemahlin nachstellst, eine weitere hinzu, Furior Feuerzorn!“, sagte Turgin, der gleichwohl nicht daran dachte, wie

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