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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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sie gerade am Ersteigen waren, stand ein Wesen, das sie, wie sie zu ihrer Schande erkannten, schon beinahe vergessen hatten.
    „Blitzhuf!“, rief Braccas vor ausgelassener Freude aus, und selbst sein zwergischer Freund, der bekanntlich noch niemals in seinem Leben freiwillig ein Pferd bestiegen hatte, fühlte beim Anblick des Fuchses einen unleugbaren Anflug von Frohmut. Immerhin hatte ihnen das Tier zuvor überaus treue Dienste geleistet, und zudem würden sie auf seinem Rücken ihr Ziel weitaus schneller erreichen.
    Blitzhuf wieherte freudig und trabte nervös hin und her, so als erwarte er seine Herren voll Ungeduld bereits seit längerer Zeit. Als der Mensch und der Zwerg endlich seine Position erreichten und liebevoll sein glänzendes Fell berührten, bemerkten sie, dass er wahrlich frohen Gemüts war. Die Spuren des plötzlich hereingebrochenen Unwetters, das auch ihm sehr zugesetzt und ihn zu seiner Flucht veranlasst hatte, waren ihm nicht mehr anzumerken.
    Während sie ihren Weg auf dem Rücken des Hengstes fortsetzten, erkannten sie, dass sich die umliegende Landschaft zum späteren Nachmittag hin veränderte. War der Untergrund nach ihrem Aufbruch von Bambas Behausung aus noch vielerorts schlammig und schlickig und von Feuchtigkeit und Nässe geprägt gewesen, so wurde das Gras nun kürzer und der Boden fester. Manche Hügel, deren Flanken sie passierten, waren mit zahllosen Schieferplatten gepflastert und wirkten wie gepanzerte Wehrposten.
    Weiterhin schien die ganze Welt um sie herum mittlerweile zu gleißen, denn der Nebel und die Düsterkeit der Marschen lagen nunmehr weit hinter ihnen, sodass ein helleres Licht den restlichen Tag bestimmte. Schon aber ging die Sonne langsam zu ihrer Linken unter, und von Osten her zog der Abend herauf. Eine graue Dämmerung verströmte und hievte viele Sterne empor, die das Himmelstuch hell beleuchteten. Dieser Zustand währte jedoch nicht lange, dennbald wurde der Himmel fahl, die Sterne verblassten, und eine kaum durchbrochene Finsternis breitete sich mit großen Schritten aus. Eine weitere freudlose Nacht in der unberührten Wildnis brach über die Gefährten herein.
    Das Morgengrauen kam klar und strahlend. In aller Frühe ritten Braccas und Dwari um eine Reihe von Hügeln herum, die von dichtem Strauchwerk in Beschlag genommen waren und sie für eine Weile vom geraden Weg nach Nordosten abbrachten und sie stattdessen nach Nordwesten abdrängten. Als ihre Sicht nach Osten schließlich wieder frei und der Morgen noch immer jung war, sahen sie in der Ferne rote Lichtstrahlen über die kantigen Wälle hoher Berge springen. Das Milmondo Auron zeigte sich weißgekrönt und schwarzgestreift, ehrfurchtgebietend ob seiner Größe und Majestät und in seiner Schönheit beeindruckend.
    „Es ist nicht mehr weit“, verkündete Dwari heiter. „Wenn wir den Tag über gut reiten, werden wir das Gebirge am Nachmittag erreichen und spätestens morgen die Tore Zwergenauens durchschreiten. Das wird einen wahrhaft pompösen Empfang geben!“
    Der ältere Mensch mit dem imposanten roten Gesichtshaar trieb ihr Pferd weiter voran, woraufhin sie bald in ein Gebiet eintauchten, welches von Mammutbäumen beherrscht wurde. Bunte Farben, Blumen, Früchte und emsig umhertollende Tiere waren an diesem Ort des arthilischen Ostens zwar seltener zu finden als weiter westlich oder nördlich, doch wirkte die Natur dafür nirgendwo ursprünglicher, größer und unbeugsamer als hier. Einige Geier mit langen Hälsen und einer so immensen Spannbreite ihrer Flügel, dass man sie beinahe für Harpyien halten konnte, hatten manche der riesigen Bäume in Beschlag genommen und verfolgten die Reiter mit abwartenden, gierigen Blicken. Ansonsten war das Land eben und von wenig Dickicht und Unterholz versperrt, sodass sie gut vorankamen und sich gegen Mittag eine kurze Rast mit einer bescheidenen Mahlzeit gönnten.
    Braccas war, was Mutmaßungen über die Zeit anbelangte, die sie für ihre verbleibende Wegstrecke benötigen würden, stets vorsichtig geblieben. Als sie nach ihrem neuerlichen Aufbruch jedoch zwei weitere Stunden zügig geritten waren, gab er gerne zu, dass sein zwergischer Freund mit seiner zuversichtlichen Einschätzung offensichtlich Recht behalten sollte.
    Sie drangen in einen Wald aus duftenden Pinien ein, welche die viel höheren Mammutbäume allmählich ablösten und die sich um den westlichen und südlichen Saum des Gebirges wie ein lebendiger Gürtel bis zum östlichen Ozean

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