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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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gibt es noch reichlich genug für uns zu tun.“
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    * zwergisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Verbotenes Feindesland“

Sechstes Kapitel: Bei Bragi Stahlhammer
    Es war bereits mitten in der Nacht, als Braccas Rotbart aufwachte. Er war zuvor wahrhaftig in einen tiefen Schlummer gefallen, was ihm seit einiger Zeit nicht mehr geglückt war, und hatte sich dabei in Bambas Laube so geborgen gefühlt wie in Lemuriëls Schoß. Nun aber war er von drei Dingen zugleich geweckt worden: dem fürchterlichen Schnarchen von Dwari, der auf dem einzigen verfügbaren Bett lag, dem tiefen, dröhnenden und damit nicht minder geräuschvollen Atmen von Bamba, dessen riesiger Leib irgendwo quer über dem Boden ausgebreitet war, und schließlich dem Heulen und Wüten eines außerordentlichen Gewitters.
    Ein Sturm wirbelte um die Hütte herum und schien sie zu schütteln, und Regen trommelte in Strömen, mit Hagel vermischt, auf das hölzerne Dach über ihren Köpfen. In regelmäßigen Abständen gelang es einem kalten Luftzug, durch einen Spalt in den natürlichen Raumwänden in das Innere zu dringen und durch das Haar des Menschen zu fahren. Bemerkenswerterweise jedoch kroch weder über den Untergrund Feuchtigkeit hinein, noch fand ein einziger der unzähligen bitterkalten Regentropfen ein Schlupfloch oder einen anderen Weg, Oger, Zwerg oder Mensch mit ihrem Nass zu benetzen.
    Bamba hatte Recht, wenn er einen Vergleich zwischen Ogern und Elben anstellte, denn niemand sonst vermochte sich die Natur, wie es an diesem Ort mit den Trauerweiden der Fall war, derart zum Freund und Verbündeten zu machen!
, dachte Braccas bei sich.
    „Was meinst du, meine Freundin, wird das Gewitter bald vorüber sein? Langsam sollten die dunklen Mächte einsehen, dass sie gegen Mut und Freundschaft zwischen Völkern und Tieren nichts auszurichten vermögen!“
    Er hatte sich zu dem Dingo hinuntergebeugt und ihn am Nacken zu kraulen begonnen. Das Tier lag schon die ganze Nacht unmittelbar vor der Pforte, die Ohren aufgerichtet und das Fell vor Anspannung leicht gesträubt, womit es ganz an einen aufmerksamen Wachhund erinnerte. Lolo schien die Berührung des Menschen zu mögen, auch wenn sie die Augen weiterhin geschlossen hielt und sich nichts davon anmerken ließ.
    Noch für eine Weile tobte das Unwetter, vom welchem sich Braccas sicher war, dass sich mehr als ein gewöhnliches Naturschauspiel dahinter verbarg. Es schien eine Drohung und Warnung geradezu auszuspeien oder aber diejenigen, die sich im Heim des Ogers verbargen, zu verhöhnen und aufzufordern, hinaus unter den schwarzen Himmel zu treten und dem überlegenen Feind mit offenen Waffen zu begegnen. Das Treiben geschah mit einer solchen Wucht und Vehemenz, dass man glauben konnte, dass sich alle Ungeheuer Mundas gemeinsam aufbäumten oder aber dass sich Engel und Dämonen ein himmlisches Gefecht lieferten, das die einfachen Lebewesen, die zum Beispiel Arthilien oder Orgard besiedelten, im wahrsten Wortsinne auszubaden hatten.
    Dann aber, fürwahr plötzlich und beinahe unerwartet, ebbte das Donnern, Blitzen und Regenprasseln ab, und eine vergleichsweise Stille kehrte ein. Der alte Haudegen wagte es daraufhin, den Schilfvorhang, der den Eingang zu ihrer Zufluchtstätte versperrte, ein wenig zur Seite zu biegen und nach außen zu lugen.
    Er erkannte, dass die Wolkendecke aufgerissen war und ein aschgrauer, doch klar umrissener Mond matt leuchtend über den nahen Hügeln stand. Noch immer trieb ein dumpfes Grollen die Dunkelheit, doch entfernte es sich, und das Schlimmste schien überstanden zu sein. Die Nacht in den Marschen neigte sich ihrem Ende entgegen, und bald würde die Sonne aufgehen und das Land überstrahlen.
    Das trübe Licht des jungen Tages fiel von oben durch das Blätterdach in die Laube hinein und malte helle Flecken auf den dunklen Boden. Die Luft roch reichhaltig, denn der Geruch des gestrigen Abendessens, der in dem Raum noch immer vorherrschte, mischte sich mit den verschiedenartigen Düften, welche der laue Morgenwind von überall her mit sich brachte.
    Als Braccas, Bamba und Lolo gemeinsam ins Freie traten, erschien es ihnen sogar vorübergehend, als ob sich mit dem Unwetter auch der Herbst zurückgezogen und einem neuen Frühling Platz gemacht hätte. Die von dem Regen reingewaschene Luft war weich und warm und duftete angenehm nach Blüten und Gräsern. Weißer Nebel schimmerte hier und dort in den Wassertälern und über dem Lauf des nahen, sich durch die Umgebung

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