Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Uchnoth in einem spöttischen Tonfall. Missmutig über die unbequeme Schlafstätte rappelte er sich als letzter der Angehörigen der Gemeinschaft auf. „Schade nur, dass Ihr vergessen habt, diese Fähigkeit anzuwenden, als Ihr bei den Wargen und den Buloks die Gelegenheit dazu hattet!“
„Hört nicht auf ihn, er ist morgens noch schlechter zu genießen als sonst; auch wenn man kaum glauben mag, dass das überhaupt möglich ist“, winkte Ugluk ab.
„Phhh!“, ließ der größere der beiden Orks verlauten und wendete sich ab.
Einen Augenblick später ertönte das tiefe, murmelnde Grollen, das sie schon vom vergangenen Tag her zur Genüge kannten und das den Eingeweiden des Gebirges entstammte, von neuem. Die Felsen in ihrer Umgebung erzitterten, und eine gewaltige Wolke weißen, heiß glühenden Dampfes stieg von der Krone des Andoluíns her auf. Gleichzeitig meinten sie zu erkennen,dass sich die ganzjährig schneebedeckten Ränder des Gipfelkraters in einem blassen Rot einfärbten. Es war, als züngelten Flammen an den höchsten Kanten des Bergriesen auf und ringelten sich voll Gier um alles, was sich in ihrer Reichweite befand.
Für einige Sekunden stockte den Gefährten der Atem, und stumm bestaunten sie das Schauspiel, das sich weit über ihren Köpfen zutrug. Mehr, so wussten sie, vermochten sie angesichts einer solchen Naturgewalt auch nicht auszurichten.
Dann verging das Treiben des Vulkans vorläufig, indem die von ihm entfachten Laute verklangen und der ausgestoßene Dampf sich lichtete und in einem feinen Sprühnebel auf die benachbarten Hänge herniederregnete.
Indes erhielten die sechs keine Gelegenheit, sich über das gerade ereignete Geschehen auszutauschen, denn schon kündigte sich ein neuerliches Ungemach an.
Wie sie im rötlichen Licht des noch jungen Tages gewahrten, sollte Nurofins Wahrnehmung, die er am zurückliegenden Abend kundgetan hatte, uneingeschränkt Bestätigung finden. Denn in der Tat breitete sich am unteren Absatz der Stiege, die von ihrer Position aus in die Tiefe führte, ein Tal aus, das zur allgemeinen Überraschung in geringer Entfernung die Bauten von Lebewesen aufwies. Es handelte sich um ein Dorf, welches nicht gerade zu den kleinsten seiner Art gehörte und das aus zahlreichen, verstreut auseinanderliegenden Hütten und Zelten bestand. Und eben aus jener Richtung drang nunmehr ein noch gedämpftes, wenngleich anschwellendes Gemisch aus Rufen und unterschiedlichen Alltagsgeräuschen herüber. Zudem vermochten die Elben, im Gegensatz zu ihren Begleitern allerdings, mittlerweile die Bewegungen von vielen Gestalten im Inneren sowie im Umkreis der Siedlung auszumachen.
Als sich die drei scharfäugigen Beobachter den Orks und dem Menschen schließlich wieder zuwandten, war in ihren Mienen zu lesen, dass etwas, von dem die anderen noch nicht wussten, sie beschäftigte.
„Raus mit der Sprache, was habt Ihr gesehen?“, fragte Uchnoth drauf los. „Erschreckt Euch nicht, wenn es Orks sind, die etwas wild aussehen, denn das ist nichts Ungewöhnliches und muss nichts weiter bedeuten! Tatsache ist nämlich, dass die Angehörigen unseres Volkes sich stets gegenseitig beistehen, wenn die Not dies erfordert, auch wenn wir zugegebenermaßen darauf hoffen müssen, dass unsere jüngsten Meinungsverschiedenheiten in Nordamar die Beziehungen zwischen uns Ashtrogs und anderen Clans nicht allzu sehr verschlechtert haben.“
„Es sind keine Orks, die uns Sorge bereiten, mein Freund, sondern Menschen“, sagte Eldorin ernstlich.
„Es sind viele von ihnen, und es scheint sich um einen zusammengewürfelten Haufen zu handeln, der überwiegend aus bewaffneten Männern besteht. Wahrhaftig erinnert mich dieser Ort an gewisse Gemeinschaften, die üblicherweise im Süden Arthiliens zu finden sind“, ergänzte Nurofin.
„Piraten!“, stieß Marcius in einem abfälligen Tonfall aus. „Sie müssen von der Piratenküste aus hierher übergesetzt und jene Siedlung gegründet haben.“
„Ein Menschendorf in Dantar-Mar? Das ist unerhört!“, erwiderte Uchnoth empört.
Eldorin hatte indessen aufgehört, die Unterhaltung weiter zu verfolgen. Seine Gedanken kreisten um Ereignisse, die seit geraumer Zeit vergangen, der Erinnerung der Lindar gleichwohl keinesfalls entronnen waren. Vor seinem geistigen Auge erschien Sinalwa, die einst eine Tochter seines Stammes war und in besonderem Maße Schönheit und Mut verbunden hatte. An ihrer Seite stand ein Mensch, ein stattlicher, blondhaariger Recke,
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