Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Gesichter, die in unseren Augen der Farbe von jungen Rosenblättern zum Verwechseln ähnlich sieht. Somit wäre die Bezeichnung
simbelya pandaín *
für jeden der Euren sicherlich ebenso treffend“, sagte einer der jüngeren elbischen Gesprächspartner der Menschen mit einem diebischen, wenn auch gutmütigen Lächeln an einer passenden Stelle.
Tulorin, der Lindar, dessen Haar so rot war wie der Sonnenuntergang, weilte am längsten in ihrer Nähe und bat darum, einige Einzelheiten über die Erlebnisse seines verstorbenen Zwillingsbruders Telorin während der Reise nach Orgard zu hören, die ihn womöglich aufmuntern und trösten konnten. Sie taten daraufhin ihr bestes und berichteten mit einem guten Gewissen von allen schönen Erinnerungen, die sie an ihre gemeinsame Zeit mit ihrem stets freundlichen und gut gelaunten Gefährten besaßen, von denen es glücklicherweise reichlich gab und die sie mit ihrem neuen Freund gerne teilten.
Erst spät in der Nacht, als sich das Dunkel zwischen den hohen Bäumen schon allmählich wieder zu verflüchtigen begann, spürten Ulven und Marcius die enorme Müdigkeit, die sie schon seit Tagen zu verzehren drohte und die nunmehr übermächtig geworden war. Sie verabschiedeten sich von ihren Gesprächspartnern mit höflichen Worten, so wie sie es seit ihrem Aufenthalt an diesem Ort gelernt hatten, und begaben sich in die heimelige Hütte, die man ihnen als Bleibe zugewiesen hatte. Diese befand sich in demjenigen Bereich der Siedlung, der überwiegend von den Nolori hergerichtet worden war, und lag ebenerdig und nicht in luftiger Höhe, was ihren Wünschen und körperlichen Möglichkeiten entgegenkam. Die Zimmerwände waren mit mehreren Lampen behängt, denn die Elben mochten Licht und Helligkeit. Außerdem fanden sie auf Tischen, Regalen und Sockeln Schalen und andere Gefäße mit Wasser darin, was an die Verbundenheit des Stammes Thingors mit jenem Element erinnerte. Die Betten waren aus lebendem Holzgeflecht und mit einem weichen Blätterwerk ausgepolstert, und zusätzlich hatten sie warme Decken zu ihrer Verfügung, sodass es sich über nichts zu beschweren galt, was ihnen bei so viel Gastfreundlichkeit, die ihnen entgegnete, ohnehin nicht zugestanden hätte.
Als die beiden jungen Männer einschliefen, den Kopf auf grüne, samtige Kissen gebettet, hörten sie von draußen, wie das Flötenspiel noch immer einen feinen Klangteppich aus himmlischen Schwingungen webte und sie auf diese Weise in den Schlaf wiegte. Und wie sie da dem Wachsein entschwanden, waren sich beide vollends sicher, dass ein Teil von ihnen auf ewig in diesem Land wandeln würde, auch wenn ihre Füße dessen Grenzen schon lange verlassen haben würden.
Der zweite Tag nach der Ankunft der Menschen im Herzen des Ered Fuíls begann mitnichten ebenso friedfertig und frohgemut, wie der erstere geendet hatte. Als sie am späten Vormittag, kaum ausgeschlafen nach der langen Nacht, ins Freie traten, sahen sie, dass mehrere in Weiß gewandete Elbenfrauen, die ihre Gesichter hinter Schleiern verbargen, wortlos und gleichmäßig eine Bahre auf die Lichtung trugen und sie auf einem steinernen Hügel, der nahe bei dem Menhir aufgeschichtet worden war, abstellten. Der größte Teil der Elben, die in diesem Wald lebten, hatten sich dort versammelt und bedachten den ihnen dargebotenen Leichnam mit einer Mischung aus neugierigen und anerkennenden Blicken. Die meisten von ihnen hatten Illidor, dessen leiblichen Überreste noch immer von den Spuren des Kampfes mit dem Vancor gezeichnetwurden, für ihren Teil verziehen, denn die Zeit der Sühne für seine Missetaten war eine lange gewesen, und alle hatten sie die Worte Eldorins vernommen, die sein letztes Handeln als wahre Heldentat beschrieben hatten. Soweit die beiden Rhodrim verstanden, sollte der Leib von Furiors jüngerem Bruder im Laufe des Tages würdevoll an einer Stelle vergraben werden, die an einem geruhsamen und schönen Platz zwischen den Wurzeln eines großen Baumes lag und dafür bürgen sollte, dass niemand seine ewige Ruhe so bald stören würde, denn so entsprach es den Anschauungen und Riten der Lindar.
Während der nächsten Tage gesundeten Ulven und Marcius vollends von den Blessuren, die sie beim Kampf mit dem Dämon Tuors erlitten hatten. Gleiches galt außerdem für ihren Freund Nurofin. Derweil verbrachten sie viel Zeit damit, Aím Tinnod ausgiebig zu erkunden, wobei sie zumeist auf die Führung Tulorins, Faramons oder Nurofins vertrauten. Insbesondere der
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