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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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rothaarige, so jugendlich wirkende Lindar schien innerhalb seiner Heimat jeden noch so geringen Pfad, jeden Halm und jedes Blatt zu kennen und vermochte darüber reichlich Erläuterungen zu geben. Faramon, der Sohn Thingors, war es hingegen, der sie zum südlichen Rand jenes anmutigen Landes führte und sie mit Vello Wisantor bekannt machte, was die Menschen vielleicht noch mehr als alles andere, was sie bei ihren elbischen Freunden bislang gesehen hatten, beeindruckte. Ein riesenhafter, steinalter, sprechender Baum, der noch dazu über eine geradezu einzigartige Weisheit verfügte, war wahrlich nichts Alltägliches und nichts, was einem ein gewöhnlicher Bewohner der zivilisierten Städte Lemurias und Rhodrims so ohne weiteres glauben würde. Nurofin bemühte sich seinerseits ebenfalls sehr, den Gästen als Lehrer dienlich zu sein und ihnen, mehr noch als während der gemeinsamen Fahrt zum Andoluín, viele Dinge über die Sitten und Gebräuche seines Volkes zu vermitteln. Auf diese Weise verflog die bange Zeit des Wartens wie ein kurzer, flüchtiger Sommertag, und die beiden jungen rhodrimischen Soldaten erlangten zu ihrer großen Freude ein Wissen über eine fremde und sehr alte Kultur, das sie sich nimmer zu erträumen gewagt hätten.
    An einem Morgen erschien Tulorin, der nach dem Tod seines Zwillingsbruders allmählich an seine frühere Vergnügtheit anknüpfte, wie jedermann meinte, frühzeitig in der Hütte der Menschen.
    „Guten Morgen, Ihr jungen Herren! Verzeiht mir die frühe Störung, doch ich biete Euch heute eine Wanderung in die nördlichen Bereiche unseres Landes an, zu welcher wir frühzeitig aufbrechen sollten. Die Wege dahin sind ein wenig ansteigend, und außerdem erwarten wir, dort jemanden zu finden, der Euer Kommen erbeten hat und der es dringlich nannte, sich mit Euch zu unterreden. So kommt, und lasst die Sonne diesen schönen Tag nicht noch länger ohne uns begehen!“
    Ein frisches, helles Grün schmückte die Äste der Bäume, als die drei ihre Wanderung begannen. Sonnenlicht schimmerte durch das Laub und malte Flecken auf den Boden, die durch den sachten Wind, der den Wald aufrührte, wie Goldfische umherschwammen. In der Luft hingen der süße Duft der Lindenblüten und andere Wohlgerüche, denn es roch angenehm und mitnichten nach dem dunklen Winter, der außerhalb jenes Landes alles Leben mit seinen kalten Klauen umschloss.
    Der breite Weg, den sie zunächst verfolgten, wurde von Linden und Fichten beschattet und war ansonsten leer; doch hoch über ihren Köpfen, in den Kronen der Bäume, hörten sie hin und wieder Stimmen, die murmelten und sangen. Deren Urheber schienen von Baum zu Baum springen und leichtfüßig ihren jeweiligen Verrichtungen nachzugehen.
    Nach einer Weile wichen sie von dem geraden Weg ab und folgten fortan einem schmaleren, unscheinbaren Pfad, der sie nach Nordosten führte. Auf diese Weise gelangten sie schließlich in einen dichten Eibenwald, dessen Bäume ein üppiges Kleid von glänzenden und für gewöhnlichgiftigen Nadeln trugen. Ihr Holz war hart und zugleich elastisch und wurde von den Elben darum insbesondere als Rohstofflieferant für ihre vorzüglichen Bogen geschätzt.
    Als nächstes erreichten sie ein offeneres Gelände, in dem sie einige weiße, sehr glatte Felsen und mehrere leise rauschende Bachläufe vorfanden. Dazwischen befanden sich Ebereschen, die ausgesprochen prächtig und hoch gewachsen waren, einige Sidhurnas sowie mehrere Bäume von Arten, die sie noch niemals zuvor gesehen hatten. Manche waren zierlich und klein, von ihren hauchzarten Wurzelgeflechten bis zu ihren zerbrechlich wirkenden Spitzen hin, während andere leicht den Umfang der stattlichsten Eichen Lemurias erreichten. Die ganze Umgebung verstrahlte eine geradezu sinnenverwirrende Schönheit, der sich auch zahlreiche Tiere erfreuten, denn Kiebitz, Eisvogel, Rotschenkel und Specht ließen sich ebenso bereitwillig erblicken wie kleine Nagetiere, Frösche und etliche Schmetterlinge, welche die unterschiedlichsten Farbkleider zur Schau trugen.
    Tulorin meinte an dieser Stelle, dass man das Ziel der Reise bald erreicht habe. Die beiden Menschen fanden die Aussicht auf ein Ende dieses einmaligen Ausflugs ein wenig schade, denn sie fühlten sich sehr wohl an diesem seltsamen und abgeschiedenen Ort. Wie auch die übrigen Teile der Heimat der Elben stand er außerhalb der Welt, die sie bisher gekannt hatten, und war fern und verschieden von allem, was ihnen jemals widerfahren

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