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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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seine Gemahlin sah, und ermutigte seine Artgenossen damit, sich hinter seinem Schwert zu versammeln, dessen eingearbeitete Runen mittlerweile wie poliertes Silber schimmerten.
    Nimroël aber trug weder Waffe noch Harnisch noch Helm, sondern begnügte sich einzig damit, das Kleinod, welches ihr zur Obhut gegeben war, zu gebrauchen auf diejenige Art, die ihr die richtige deuchte. Dabei erinnerte ihr Antlitz an ein wahrhaftiges Engelswesen, dessen Seele so ruhelos war, dass es des Nachts als gespenstische Erscheinung über die schwarze, frostige Erde wandelte. So war ihr langes braunes Haar entblößt und widerstand dennoch dem schneidenden, eisigen Wind, denn es fiel glatt wie ehedem auf ihre Schultern herab. Ihre ewig alterslosen Züge zeichneten dazwischen ein Lächeln, welches angesichts des schlimmen Krieges, der um sie herum tobte, wie ein einsamer Schimmer von Gelassenheit, Frieden und Hoffnung wirkte.
    Trotz dieser und anderer Erfolge und Umstände, die der Sache der freien Völker zugute kamen, entwickelte sich der Schlachtverlauf für die Elben, Zwerge und Menschen mitnichten zum Besseren, je länger die dunkle Nacht ihre Schatten warf. Das himmlische Licht, das Nimroëls Edelstein gab, sorgte zwar anhaltend für Verwirrung und Unsicherheit bei ihren Feinden und trieb einige derselben unbedarft in Schwert oder Pfeil hinein, doch genügte dies nicht, um die Angreifer zu einem allgemeinen Rückzug zu bewegen oder sie auch nur in ihren Bemühungen erlahmen zu lassen. Unvermindert trieben die Crefilim die ihnen unterstehenden Krieger wider die Reihen der Verteidiger, und die Harpyien zeigten sich ebenfalls wenig beeindruckt ob der bisherigen Rückschläge und waren dazu übergegangen, ihre Attacken seltener, dafür jedoch bedachter und zielgenauer zu fliegen.
    Bald, da trotz wenigstens tausend Toten, die es auf ihrer Seite zu zählen gab, immer weitere Scharen der abscheulichen, schwarzen Wesen aus den Nebeln, die im Norden wogten, herbeiströmten, fühlten die Bewohner Gâlad-Kalûms, Aím Tinnods und Rhodrims das erste Mal, dass ihre Kräfte schwanden, während bei ihren Widersachern kein solcher Makel zu erkennen war. Noch immer spalteten die Äxte der Zwerge feindliches Rüstzeug und sehniges Fleisch, noch immer fanden die Bogen und Dolche der Lindar und Nolori ihr Ziel, und unverzagt wehrten sich die drei Vertreter der Menschen mit großer Aufopferung und Geschick. Gleichwohl mehrten sich auch die Blessuren und Verluste in ihren eigenen Reihen, sodass einer nach dem anderen der aus den drei Völkern bestehenden Armee fiel und sich ihre Stärke und Widerstandkraft zusehends verminderte.
    „Haltet durch! Ihre Kräfte werden bald zum Erliegen kommen!“, rief Braccas laut aus, da er die wachsende Not und die Zweifel seiner Verbündeten erkannte.
    „Fürwahr werden wir durchhalten, bis unser letzter Atemzug in dieser Welt verströmt, doch wenn der Feind nicht bald eine Schwäche zeigt, wird auch dies uns nicht vor dem Untergang retten!“, erwiderte Eldorin, der sich mittlerweile vorwiegend zweier langen Dolche bediente und sich damit außerordentlich gekonnt gegen die Ghuls stemmte.
    „Wie konnte nur eine solch riesige Zahl dieser Biester unbemerkt von uns entstehen?“, fragte Bloîn, der eine stark blutende Wunde am rechten Bein davongetragen hatte und sich nur noch mühevoll gegen Ohnmacht und Verzagen wehrte. „Sie müssen den ganzen Norden Arthiliens und das Milmondo Mirnor noch dazu ausgehöhlt haben, um für sich und ihre Brut genügend Platz zu schaffen und Waffen in solchen Mengen zu horten!“
    Plötzlich ließ ein Schrei zahlreiche Zwerge herumfahren und sich einem der ihren zuwenden, der in einen Zweikampf verwickelt und in dessen Verlauf zu Fall gekommen war. Zu seinem Unglück hatte ihn bei dieser Gelegenheit die gegnerische Waffe, ein langer Spieß aus schmutzigem Eisen, an seiner linken Körperseite getroffen und war zwischen den Platten seines Brustpanzers hindurch bis zum Herzen gelangt. Bolombur, das dickbäuchige Oberhaupt des Hauses Umbur, atmete nur noch flach und hustend, während dünne Fäden von Blut aus seinem Mund über seinen gegabelten Bart rannen.
    Der große Ghul, dem die verheerende Waffe gehörte, ragte mit seiner glänzend schwarzen Haut und seinen feinbehaarten, glibberigen Gesichtsfühlern über dem Zwerg wie ein dunkles Ungeheuer, das in die Welt entsandt worden war, um den Sterbenden ihre Seelen zu entreißen und sich daran zu laben bis zum jüngsten Tag. Während er

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