Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Elben und Zwergen, die ihre Beute wurden, schonungslos Kleid und Haut und Fleisch in Fetzen von den verschmorten Leibern.
Dann, als er all seinen Atem verströmt hatte, ließ Meloro ein tiefkehliges, unheimliches Räuspern vernehmen, ehe er sich von dem zuvor schneeweißen und nunmehr geschwärzten Untergrund abstieß und sich mehr mit unbändiger Kraft denn mit Eleganz in die Lüfte erhob. Der Windzug, den seine gezackten, runzligen, wie altes Papier raschelnden Schwingen verursachten, war so enorm, dass dies den von der Hitze Versehrten ein wenig Linderung verschaffte und einige kleinere Brände mit einem Schlag löschte.
Dwari, den das bisherige Wüten des Feindes knapp verschont hatte, rückte gerade die mächtige Streitaxt in seinen Händen zurecht, als er sah, dass das fliegende Ungetüm bereits wieder zu einem Angriffsflug ansetzte. Das Drachenwesen war nicht sehr hoch gestiegen, sondern hatte offensichtlich bloß einigen Anlauf genommen, um sich abermals auf seine sichtlich hilflosen Gegner hernieder zu stürzen. Und wenn Dwaris Einschätzung ihn nicht täuschte, hatte die Kreatur ihn, der Bragi als König des Volkes der Kirin Dor nachfolgen sollte und den dibil-nâla an seinem Gürtel trug, nunmehr ins Visier genommen und hielt geradewegs auf ihn zu.
„Bring dich in Sicherheit, Dwari! Er hat es auf dich abgesehen!”, rief Braccas zu seinem zwergischen Freund hinüber.
Hektisch sah Dwari sich nach einer Deckung um, jedoch gab es nichts in seiner Reichweite, was sich ihm als solche bot. Es gab kein Entrinnen. Darum reckte er seine Axt in die Höhe und blickte dem heranfliegenden Ungeheuer entgegen, welches ihn mit seinen wie feurige Kohle glühenden Augen bereits aus der Entfernung anstierte.
„Komm und hol mich, du Scheusal!“, sagte das kleingewachsene Geschöpf vor sich hin. „Komm in Reichweite meiner Axt, und ich werde dir zeigen, wie ein Zwerg seinen Feind zu stehen vermag!“
Plötzlich, als unter den Streitern der freien Völker Arthiliens bereits jede Hoffnung geendet war und sie einzig noch suchten, dem nahen Tod so würdevoll wie nur möglich zu begegnen, fegte ein Strahl, so rein und weiß wie der Mond in einer sternenklaren Sommernacht, von Osten her über das Schlachtfeld. Die Elben und Zwerge und Menschen waren kurzzeitig geblendet ob jener hellen Erscheinung, die das unselige Dunkel so unversehens durchdrang, und erkannten erst mit einiger Verzögerung, um was es sich dabei in Wahrheit handelte.
Der Sohn Morons aber schrie laut auf vor Pein, und sein Klageruf geriet so laut und jeden Stein und jeden Baum durchdringend wie das Echo irgendeiner längst vergangenen Schlacht ausuralter Zeit. Gleichzeitig wurde er, offensichtlich von dem strahlenden Weiß geblendet und versehrt, aus seiner Flugbahn geworfen, sodass er ruckartig nach links schwenkte, hernach abrupt an Höhe verlor und sich schließlich mehrfach überschlug, während er schwer wie ein stürzender Berg auf die Erde prallte.
Dann begann Meloros letzter Kampf.
Die etwa ein Dutzend Einhörner, die mit einem Mal mir hoher Geschwindigkeit erschienen waren, bildeten mit ihren grazilen Leibern eine enge Kette und stoben mit träumerischer, beinahe unwirklicher Leichtigkeit über das Schlachtfeld. Dabei bildeten die so wunderschön anzusehenden Gestalten vorwiegend einen weiten Reigen um den riesenhaften Anführer der Feinde herum, während dieser in seiner Benommenheit den Drachenkopf ebenso verzweifelt wie vergeblich umherwandte, um seine Peiniger deutlicher zu erfassen. Als Meloro das erste Mal in seinem Leben Furcht in sich aufsteigen spürte, da seine ihm so vertraute Überlegenheit nicht mehr war, wusste er nicht mehr weiter, als ein weiteres Mal ein Band von Feuer zu speien und ziellos in alle Winde zu streuen. Als seine Ausdauer jedoch schwand und das glühende Gezüngel nutzlosem Rauch wich, liefen die pferdeähnlichen, reinweißen Wesenheiten noch immer umher, unversehrt und scheinbar schwebend wie Engel an Mundas ewigem Horizont. Bezwungen und kraftlos verschloss die Kreatur Utgorths daraufhin die Augen, denn wie alle Drachen und deren Abkömmlinge vermochte er den Anblick von Einhörnern nicht zu ertragen, ohne von rasendem Schmerz gebeutelt zu werden.
Die Angehörigen der Armee der Verteidiger sahen den richtigen Augenblick für ihr Eingreifen nun als gekommen an. Eldorin gebot den anderen Lindar, ihre letzten Pfeile wider den Feind zu senden und sich bevorzugt dessen Augen als Zielscheibe zu nehmen. Und so geschah
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