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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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lange zurückliegenden Erschaffung den Ogern nachempfunden wurde. Sein Haupt war gekrönt mit einem schlichten eisernen Gestell, welches an den Seiten mit den primitiven Skizzierungen von Wölfen und anderen Schauergestalten ausgestaltet worden war.
    „Es gibt kein Morgen für die Menschen!“, raunte die kehlige, tiefe Stimme des Werwolfs in langsamen, bedächtig und unter der Oberfläche dennoch brodelnd und drohend erscheinenden Lauten. Zweifelsohne mochte es verwundern, dass der Redner, im Gegensatz zu den Ghuls etwa, überhaupt der Gemeinsamen Sprache mächtig war.
    „Dann ist der Triumph nahe, und die Verwirklichung unserer Pläne wird nicht aufzuhalten sein!“, sagte der Schwarze Gebieter. „Lasst uns demnach nach draußen gehen und unseren Soldaten das Signal zum Aufbruch nach Westen geben! Der Strom unserer Waffen soll beginnen und erst dann wieder enden, wenn der Krieg gewonnen und die Hoffnung der falschen Herrscher zu Staub und Asche zerfallen ist! Lasst unsere Feinde von nun an wie Korn für unsere Sensen und Pflugscharen sein!“ Seine Stimme war volltönend und nötigte Zarr Mudah und auch Goriath ein unmerkliches Nicken ab, da diese die Unwiderstehlichkeit der Worte ihres Anführers erkannten.
    „Hoffnung gibt es immer“, murmelte Sanae, als sich die anderen zum Gehen wandten, während sie zum wiederholten Mal vergeblich versuchte, ihre Fesseln durch eine Kraftanstrengung zu lockern. Sie sprach dies so leise vor sich hin, dass allenfalls der Wind sie erhörte und ihre Worte in die Ferne trug, wo sich etliche Meilen westlich der weiße Granit der Tôl Womin als äußerste Befestigung des Königreiches Lemuria erhoben.
    *
    Mit Schneefall war der Morgen, welcher dem Tag der Wintersonnwende voranging, über Pír Cirven heraufgezogen und hatte einen graugoldenen Schleier aus scheinbar freundlichem Sonnenlicht über das Onda Marën gespannt. In dem umliegenden, in Weiß gehüllten Gelände fluteten Waldschatten durch das matte Hell, während sich ansonsten weder Mensch noch Tier häufiger zeigte, als dies unbedingt notwendig war. Eine klamme, geradezu greifbare Atmosphäre von Freudlosigkeit und Furcht herrschte vor innerhalb den von der Großen Mauer eingefriedeten Landen, und den ganzen Tag über verblieb es still und trat keine Änderung ein.
    Schließlich legte sich ein rußgrauer Winterabend über die Häuser der lemurischen Hauptstadt, in welche sich die meisten der Bewohner des Reiches eingedenk ihrer Hilflosigkeit zurückgezogen hatten. Der Himmel betrachtete sein Antlitz, das blutrot gefärbt war, im Spiegel des Ozeans, ehe die Sonne darin ertrank, was manche Betrachter als schlechtes Omen deuteten. Anschließend folgte eine Nacht, die dunkel und ohne jeden Schein des Mondes daherkam und wie ein großes Schiff, das einen blinden Kurs steuerte, an die hohen Stadtmauern strandete. Nur in ihren frühen Stunden trieben einige vereinzelte Wolken wie geblähte Segel am Horizont. Schließlich verflüchtigten sich auch diese, und es setzte eine umfassende Lichtlosigkeit ein, die den Norden Arthiliens wie eine riesenhafte schwarz behandschuhte Hand umschlang.
    Die älteren Männer und Frauen pflegten zu sagen, wenn sie nach draußen gingen und die in der Luft tanzenden Eiskristalle auf ihrer zerfurchten Haut spürten, dass sie niemals zuvor, soweit sie in den Gräbern ihrer Erinnerung zu kramen vermochten, den Anbeginn eines solch harten Winters erlebt hatten. Gerade aus ihrer Mitte, da viele von ihnen bereits von körperlicher Schwäche und einer stummen Mutlosigkeit gebeugt waren, hatten viele die letzten Tage mit dem Leben bezahlt, denn sie waren erfroren vor Kälte, sodass ihr Lächeln im Schlaf ihnen zur Totenmaske geworden war.
    Von den hohen Fenstern und Erkern des Torindo Isa Nuafa aus betrachtet, waren feine, grüne Schwaden Polarlicht zu erkennen, die im Norden glimmten und wie enorme Schwärme von Glühwürmchen umherwehten. Schatten hatten den Luth Cirven mit seinen vielen Bäumen, Bänken, Springbrunnen und dem Eingang in die Königsgruft trotz der dort entzündeten Leuchtenderweil eingehüllt, und die Dächer der nahe befindlichen Häuserzeilen waren schneebedeckt und frostglänzend wie Felsen, die von den Fluten einer großen See umspielt wurden.
    In der ausgedehnten Räumlichkeit in einer der höchsten Etagen des Wolkenturmes, in welcher Arnhelm seine Geliebte Merian und auch den alten Lotan vor wenigen Tagen wiedergetroffen hatte, hatten sich an diesem Abend diejenigen, deren Urteil

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