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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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empor ringelte, verschleierte den Himmel über dem größten Wald des Königreiches und verlieh ihm den Anschein endloser Ausdehnung.
    Plötzlich wurden die hellen Helme und Schilde der menschlichen Streiter matt, denn von Osten her begann die Welt sich zu verdunkeln. Finsternis kam in einer unfassbar gewaltigen, geflügelten Wolke daher und sank vom Horizont auf die wehrlosen Felder und Wälder herab. Zugleich endete die bisherige Lautlosigkeit, indem zunächst ein Rascheln, ein leises Wispern wie von vielen dahinwehenden Blättern, aufkam und sich in seiner Stärke bald schon zu einem grollenden Tosen steigerte. Die Befürchtungen, die Arnhelm schon seit dem gestrigen Abend in sich trug, hatten sich bewahrheitet: dem Feind würde es gelingen, seine Furcht unter einem dunklen Anzug der Bösen zu verbergen, denn dieser Tag würde kein Licht mehr sehen.
    Kaum, dass er jene bitteren Gedanken erwog, wurden seine Vermutungen auch schon bestätigt, denn die Kundschafter, die er einige Zeit zuvor nach Osten vorausgesandt hatte, kamen eilig zurück und riefen lauthals das Ergebnis ihrer Beobachtungen hinaus: der Feind war da. Ghuls kamen in riesigen Heerscharen, und viele von ihnen ritten auf Kodos, deren Geschwindigkeit, wenn sie trotz ihrer Behäbigkeit denn erst einmal in Bewegung versetzt waren, mit derjenigen eines Pferdes leicht mitzuhalten vermochte, alldieweil auf jenem schwer zu beschreitenden Untergrund.
    „Zurück zur Stadt!“, rief Arnhelm mit lauter Stimme, wobei er gegen das Dröhnen von mehreren aufeinanderfolgenden Gewitterschlägen ankämpfen musste, die in erschütternder Weise nachhallten und immer näher zu kommen schienen. „Wir müssen unser Volk warnen! Reitet, als wäre Euch der Tod auf den Fersen!“
    Als die Reiter den Weg in die heimische Feste antraten, ahnten sich innerlich, dass sich der Abstand der gegnerischen Krieger, die sie verfolgten, stetig verringerte, obgleich der Atem der entsetzlichen Kreaturen, den sie in ihrem Nacken zu spüren glaubten, vorläufig lediglich ihrer Einbildung zuzuschreiben war. Die Dunkelheit, die sie umgab, wurde derweil tiefer und erinnerte an Mauern, zwischen denen man sie eingeschlossen hatte und die sich aufeinander zubewegten, um ihre Beute zu zerquetschen. Die einstmals grünen Felder und Haine, die sie passierten, verschwammen hingegen zu grauen Wüsten. Die Hügel und Bäume, die sich davon abhoben, wurden zu ungeheuerlichen senkrechten Schattenmassen, wie Gestalten aus Eis, die mit schwarzem Blut beschmiert waren und die eine tödliche Krankheit bewahrten, mit derer man sich anstecken konnte, wenn man den Fehler machte, ihnen zu nahe zu geraten.
    Über dem Nordforst und derjenigen Stelle, an der kurz zuvor noch die Lemurier und ihr rhodrimischer Anführer gestanden hatten, ging eine riesenhafte, an den Rändern zerfetzte Gewitterwolke nieder wie ein Raubtier, das auf der Erde eine Beute zu erhaschen hoffte, und lud seine windgepeitschte Regenlast in einem lauten Donnergebrüll ab. Danach erhob sich das unsägliche, übernatürlich anmutende Gebilde wieder, wie von unsichtbaren Seilen gehievt, und folgte der flüchtenden Reiterabteilung in einem nicht sehr großen Abstand nach. Die Dunkelheit, welche die Wolke mit sich trug und die in immensen Schattenbahnen in alle Richtungen geworfen wurde, breitete ihre Flügel somit nach Westen aus. Auf ihrem Weg dorthin stieß sie immer wieder mit Blitz und Hagel und dichtem Schneetreiben in die darunter liegenden Ebenen nieder und verkündete eine unausgesprochene Kriegserklärung.
    Der Himmel war nunmehr gänzlich schwarz und die Welt in tiefe Düsterkeit entrückt, sodass die Menschen zeitweise kaum etwas zu sehen vermochten, so als befänden sie sich unter Wasser oder an einem abgeschiedenen Ort tief im Inneren der Fundamente Arthiliens. Dann, als sie schon die Befürchtung hegten, dass sie vom rechten Weg abgekommen wären, gewahrten sie endlich die niedrig brennenden Wachtfeuer der Mauern Pír Cirvens vor sich.
    Die Freude der Krieger währte jedoch nur sehr kurz. Schon vernahmen sie hinter sich ein über die Felder rollendes Donnergrollen wie von einem schrecklichen Erdbeben, und einige Blicke über ihre Schultern verrieten ihnen, was für jenes Phänomen verantwortlich zeichnete. Es waren Kodos, gewaltige vierbeinige Tiere mit breiten Schultern und Schnauzen und langen, schlagstarken Schwänzen. Über ihrem dicken Hornpanzer, durch welchen weder Pfeil noch Speerspitze zu dringen vermochte, verfügten sie

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