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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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über einen langen, zotteligen, grauen oder braunen Fellwuchs. Bei ihnen handelte es sich für gewöhnlich um scheue Pflanzenfresser, die mit bösen Absichten nichts gemein hatten, doch wurden sie von den Kreaturen Utgorths gerne als Reit- und Nutztiere missbraucht. Zahlreiche ihrer Art waren somit mit Sätteln und hölzernen Aufbauten versehen worden, sodass sie jeweils von mehreren Ghuls beritten werden konnten und nunmehr mit überraschend hoher Geschwindigkeit hinter den Pferden der menschlichen Soldaten herjagten. Das Gewicht jener Geschöpfe war so enorm, dass sie breite Schneisen in den schneebedeckten Grund pflügten und hinter ihnen eine glühende Schwelspur zurückblieb.
    „Reitet alle zusammen auf einer Linie hinter mir!“, rief Arnhelm laut aus, als er zuvorderst der Reiterei nicht mehr sehr weit vom Ostwall der Stadt entfernt war. Das Schwert, das er dabei trug, war die einstige Waffe seines Vaters Tarabunt, die ihm seine Mutter Imalra vor ihrem Tod in dem Verlies in den Gewölben Dirath Lums gegeben hatte. Jene ruhmreiche Klinge reckte er nun zu seiner besseren Kenntlichkeit in die Lüfte, und sie glitzerte wie Eis und wurde glücklicherweise von jedermann gut gesehen.
    Das Manöver, welches die unter dem Banner Lemurias reitenden Männer nunmehr vollführten, war an den Tagen zuvor mehrfach besprochen und erprobt worden, was sein gutes Gelingen fraglos begünstigte.
    In mühsamer Arbeit hatten die Verteidiger des Königreiches auf der Straße, die von dem großen Portal der Hauptstadt aus nach Osten wies, zwei große, längliche Gräben ausgehoben, die westwärts in einem spitzen Winkel aufeinander zuliefen und sich somit zu einem Trichter verengten. Am Scheitelpunkt der beiden Klüfte blieb lediglich ein kaum drei Schritt breiter Durchlass frei, ein Flaschenhals, durch den sich gerade einmal ein einzelnes Pferd samt Reiter zuzwängen vermochte. Die Gruben waren durch Schneeverwehungen für denjenigen, der um ihr Bestehen nicht wusste, erst sehr spät sichtbar, und ihr tiefliegender Grund war durch unzählige Speere und Eisenstäbe, die man in das Bett getrieben hatte, mit stählernen Spitzen wie zu einem Nagelbrett gespickt, das an die Kiefer eines hungrigen Reptils oder eines Raubfisches erinnerte.
    Als die hinfort eilenden Pferde gerade eines nach dem anderen durch das Nadelöhr jagten, waren mehrere Dutzend Kodos bis dicht an ihre Fersen gelangt. Zu einer breiten Angriffslinie auseinander gefächert, trampelte die gepanzerte Herde mit hoher Geschwindigkeit voran, bis sie erst denkbar spät auf den Abgrund aufmerksam wurde, der bald vor ihnen klaffte. Jedes der massigen Exemplare war mit einem befehlshabenden Crefilim und etwa zehn Ghuls besetzt, und diese versuchten augenblicklich, ihre Beförderungsmittel herumzureißen und in Richtung der passierbaren Engstelle zu lenken. Die Falle war jedoch längst zugeschnappt. Mehrere der Tiere vermochten in ihrem raschen Schritt nicht mehr zeitig innezuhalten und stürzten in die beiden breiten Schluchten hinab, während sich andere in der Mitte des Trichters panisch und kopflos zusammendrängten, mit unbändiger Wucht gegeneinander prallten und einen immensen Tumult verursachten. Unzählige der Reiter wurden abgeworfen und in die tiefen, todbringenden Schneisen geschleudert oder niedergetrampelt und in die verharschte Schneedecke gestampft.
    Mit größtmöglicher Erleichterung gewahrten die Menschen, dass ihre List geglückt war, sie den Verfolgern entkommen waren und sie den feindlichen Vormarsch noch dazu empfindlich gestört hatten. Ohne Verzögerung führte Arnhelm die ihm anvertrauten Truppen über die eigens geöffnete, hohe, gewölbte Pforte im Süden der Stadtmauer nach Pír Cirven hinein, woraufhin sich das stählerne Falltor unter dem metallischen Rollen und Poltern der Eisenketten rasch wieder nach unten senkte. Die Verteidigung der letzten aufrechten Bastion der Menschen des nördlichen Kontinents stand somit und war bereit für den entsetzlichen Ansturm, der gerade erst seinen Anfang nahm.
    Die Welt erinnerte an eine nachtfinstere Wüste, als das Heer Utgorths wie die wirbelnden Wasser einer grauen Flut gen Westen rollte, so als ob eine gewaltige Schleuse geöffnet worden wäre. Es waren zunächst beinahe ausschließlich Ghuls, unter denen sich viele Crefilim als deren größten und gemeinsten Exemplare befanden, die wie beutelüsterne, spinnenähnliche Tiere über den schattigen Untergrund wieselten und krochen. Sie brauchten nicht lange, um

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